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Peter Schönlaub
Autor: Peter Schönlaub
peter.schoenlaub@motorrad-magazin.at
13.2.2020

Piaggio Medley 2020 im TestStärker, fescher – makellos?

Der Piaggio Medley gehört seit 2016 zum fixen Inventar des italienischen Rollerimperiums namens Piaggio und hat sich seitdem brav in den Hitparaden nach oben gearbeitet. In Österreich belegte er im vergangenen Jahr sogar Rang 4 – nach den drei Konzernschwestern von Vespa, der GTS 300, GTS 125 und Primavera.

Nach vier Jahren war es nun aber an der Zeit, den Medley tiefgreifend zu überarbeiten. Wichtigste Ansatzpunkte: das Design und der Antrieb. Beginnen wir bei der Optik: Hier erkennt man neue Züge vor allem an der Front. Das Beinschild wurde deutlich schnittiger gestaltet, ebenso die Verkleidung des Lenkers mit dem neuen, kompakteren Voll-LED-Scheinwerfer. Sportlichere Felgen und kleine Retuschen am Heck sorgen insgesamt für einen deutlich moderneren, dynamischeren Auftritt.

Wer diesen noch weiter verschärfen will, kann wie bisher schon zum S-Modell greifen. Während sich das Basismodell betont edel gibt (silberne Felgen, brauner Sattel, Dekorelemente in Mattbronzemetallic), betont das S-Modell die Sportlichkeit. Hier findet man rote Einsätze beim Wabengitter an der Front, schwarze Felgen, goldene Bremszylinder, eine Wave-Bremsscheibe vorne, rote Federn an den hinteren Federbeinen und einen sportlicher geschnittenen Sattel mit ebenfalls roten Nähten. Auch die Farbpalette unterscheidet sich: das Basismodell gibt’s in Weiß, Glänzendschwarz und Blaumetallic, die S in Grau, Mattschwarz und ebenfalls in Weiß.

Zum Aufpreis von lediglich 100 Euro bietet das S-Modell aber nicht nur eine flottere Sohle, sondern auch eine zusätzliche Ausstattung: Das MIA-Connectivity-System mit Bluetooth-Modul ist hier schon serienmäßig an Bord, beim Basisimodell ist es optional orderbar. Mit MIA lassen sich das Smartphone und ein Headset koppeln, danach kann man Telefonanrufe und die gestreamte Musik über eine Taste am rechten Lenkerteil managen und am ebenfalls neuen, großen LCD-Cockpit überwachen. Über einen eigene App lassen sich zudem Fahrdaten auslesen und das Fahrzeug finden, falls man die Parkposition in der Alltagshektik vergessen hat.

Jetzt aber zu den technischen Änderungen: Sie betreffen, wie erwähnt, hauptsächlich den Antrieb. Um künftig Euro 5 zu schaffen (noch ist man für Euro 4 homologiert), wurde der bekannte i-get-Einzylinder deutlich überarbeitet. Der gesamte Zylinderkopf ist neu, auch der Kolben, das Einspritzsystem, die Motorelektronik samt Mapping.

Die Airbox legte um 1,5 Liter, der Schalldämpfer um 40% zu. Unterm Strich schafft man so die strengeren Abgaslimits und will weiterhin den Verbauch niedrig halten: der WMTC-Wert liegt bei 2,4 l/100 km.

Die beste Nachricht: Bei all der Zauberei ist quasi nebenbei die Leistung gestiegen – und das deutlich. Die 125 legte von 12,2 auf das in der Klasse erlaubte Maximum von 15 PS zu, die 150 erstarkte immerhin von 15 auf 16,5 PS. 

Um die Leistung geschmeidig verfügbar zu machen, wurde auch die Variomatik neu abgestimmt, das bisher schon verfügbare Start-Stopp-System wurde verfeinert.

Vor den ersten Fahreindrücken noch rasch ein Blick aufs Fahrwerk: Hier hat sich weniger getan, aber doch auch Nennenswertes. Zum einen wurde der Hinterreifen von 110 auf 120 verbreitert, zum anderen stimmten die Piaggio-Ingenieure die Federelemente für noch mehr Komfort neu ab. Und jetzt hinauf auf den Roller und ab ins Gewühl!

Erster Eindruck: Die Ergonomie und die Platzverhältnisse passen, hier hat sich ja auch praktisch nichts geändert. Auf 799 Millimeter Höhe sitzt man angenehm – und mit 1,80 Meter Körpergröße ist man natürlich meistens gut aufgehoben, aber hier werden auch deutlich größere oder kleinere Fahrerinnen und Fahrer gut zurechtkommen. Das leichte Gewicht von 136 Kilo trocken sollte auch zartere Wesen nicht vor Probleme stellen.

Der Medley ist in der Vernunftroller-Kategorie angesiedelt, entsprechend dienstbar gibt er sich. Dank des fast völlig flachen Durchstiegs entert man den Roller mühelos, unter dem Lenker befindet sich ein ausklappbarer Taschenhaken. Im versperrbaren Fach der Frontverkleidung wartet ein Handschuhfach (heute müsste man sagen: Smartphonefach) inklusive USB-Steckdose. 

Der Clou wartet aber unter der Sitzbank, die sich per Knopfdruck elektrisch entriegeln lässt: ein riesiges, 36 Liter fassendes Staufach. Es nimmt sogar zwei Vollvisierhelme auf, sofern diese nicht übergroß oder mit ausufernden Spoilern verziert sind. Diese Größe verdankt man zwei konstruktiven Schlauheiten: dem mit 14 Zoll relativ kompakten Hinterrad und der Auslagerung des 7-Liter-Tanks unter das Trittbrett.

Beim Anfahren zeigt sich gleich, dass der Vierventiler nach wie vor ein sanfter Bursche ist: sehr elegant, sehr geschmeidig, mit erfreulich dezenter Geräuschkulisse. Das Plus an Motorleistung drängt sich nicht sofort in den Vordergrund, man spürt aber mit steigender Geschwindigkeit und Drehzahl, dass hier mehr Reserven an Bord sind. Der Topspeed liegt übrigens bei 99 km/h für den 125, bei 106 km/h für den 150, auf den wir später noch eingehen.

Das Start-Stopp-System polarisiert bekanntlich, viele Fahrer mögen’s einfach nicht, wenn sich der Motor an der Ampel abstellt. Kein Problem, ein eigener Schalter am rechten Lenker deaktiviert das Start-Stopp. Ist es an, dann arbeitet es recht brav und stellt den Motor teilweise noch vor dem völligen Stillstand ab. Also Achtung beim ganz langsamen Rangieren! Dafür unbedingt das Start-Stopp deaktivieren!

Beim Ampelstart braucht es gefühlt eine halbe Sekunde, bis der Motor erwacht, die Variomatik einkuppelt und man davonzieht. Neu am 2020er-Jahrgang: Weckt man den Motor mit einem kurzen Gasstoß auf, bleibt aber weiter an der Ampel stehen, dann wird er nicht mehr abgedreht – erst wieder beim nächsten Halt.

Das Fahren selbst ist sehr angenehm, vor allem dank des sehr soliden, komfortbetonten Fahrwerks. Die beiden Federbeine am Heck sind extrem fein abgestimmt, auch die Telegabel ist souverän, könnte lediglich eine Spur besser gedämpft sein, aber das ist schon Kritteln auf hohem Niveau. Schließlich ist es spektakulär, wie effekltiv der sparsam bepreiste Roller ärgste Verwerfungen und Schlaglöcher entschärft – eine echte Referenz in dieser Liga.

Beim engen Hakenschlagen in der Genueser Altstadt zeigte sich dann, dass man mit 16-Zoll-Vorderrad naturgemäß nicht die Quirligikeit von Kleinradrollern erreicht, dafür cruist man in den schnelleren Kurven der Küstenstraße sehr souverän. 

Souverän ist auch das Stichwort für die Bremserei: Hier gibt’s nix zu bemängeln, und der Vollständigkeit halber wollen wir nicht vergessen zu erwähnen, dass der Medley ein Zwei-Kanal-ABS in Serie besitzt – was leider noch immer nicht bei allen Scootern selbstverständlich ist.

Nun zur Frage, ob man den Medley 150 überhaupt braucht oder ob man mit dem 125 nicht ohnehin ausreichend versorgt ist. Der 150 ist ja speziell in Italien wichtig und populär, da man dort mit 125ern nicht auf die Autobahn darf. Die klare Antwort: Wer aufgrund seines Führerscheins an 125er gebunden ist, wird mit dieser Variante fraglos glücklich werden – im neuen Modelljahr mehr denn je. Wer aber den A2 oder offenen A-Schein besitzt, sollte unbedingt zum Medley 150 greifen. Der Perfomance-Unterschied ist viel deutlicher als die Leistungswerte suggerieren, hier lohnt sich ein Blick auf die Drehmomente: 15 versus 12 Newtonmeter.

Schon bei der Ampel startet der 150 deutlich knackiger, hat auch im Zwischensprint mehr Schmalz und tritt einfach kerniger auf. Dafür läuft er eine Spur rauer und damit weniger elegant als der ausgesprochen kultivierte 125. Dennoch: Da der Aufpreis auf den 150 nur 200 Euro beträgt, kann diese Investition als das günstigste und smarteste Tuning gelten.

Apropos Preise und Aufpreise: Die Preise für Österreich und Deutschland findet ihr unten. Hier noch eine kleine Übersicht über die wichtigsten Extras: Es gibt Heizgriffe, eine riesenhafte Scheibe, eine sportlichere Scheibe (klar oder getönt), Topcases in zwei Größen, eine Diebstahl-Warnanlage und noch einiges mehr. In Summe mehr als genug, um dem Piaggio Medley auch für heuer gute Karten zu geben – nicht nur fürs Ranking in den Top-5.

Piaggio Medley Preise Österreich

Piaggio Medley 125: 3.399 Euro
Piaggio Medley 125 S: 3.499 Euro
Piaggio Medley 150: 3.599 Euro
Piaggio Medley 150 S: 3.699 Euro

Piaggio Medley Preise Deutschland:

Piaggio Medley 125: 3.800 Euro
Piaggio Medley 125 S: 3.900 Euro

Piaggio Medley 125/150 – technische Daten

Einzylinder, SOHC, 4V, flüssig gekühlt
Hubraum: 124,7/155,2 ccm
Bohrung/Hub: 52 x 58,7 mm/58 x 58,7 mm
Leistung: 11 kW (15 PS) bei 9000 U/min / 12,1 kW (16,5 PS) bei 8750 U/min
Max. Drehmoment: 12 Nm bei 6500 U/min / 15 Nm bei 6500 U/min
Variomatik (CVT)

Stahl-Zentralrohrrahmen 
Triebsatzschwinge
33-mm-Telegabel
Zwei Federbeine, Vorspannung fünffach verstellbar
Federwege: 88/76 mm 
Reifen: 100/80-16 und 120/70-14
Bremsen vorne: eine 260-mm-Scheiben mt 2-Kolben-Sattel
Bremsen hinten: eine 240-mm-Scheibe mit 2-Kolben-Sattel

Radstand: 1395 mm
Sitzhöhe: 799 mm 
Tankinhalt: 7 l
Trockengewicht: 136 kg

WMTC-Verbrauch: 2,4 l/100 km
CO2: 59 g/km

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