
Motorrad WissenMehr Grip durch mehr Reifen
Hinterreifen mit der Dimension 200 werden bei Superbikes allmählich zum Standard. Instinktiv sagen die meisten Leute dazu „logisch, bringt ja mehr Grip“. Ähnlich ist es bei Dreirädern wie der Yamaha Niken oder dem Piaggio MP3: Auf den ersten Blick erzeugen zwei Vorderräder doppelt so viel Grip wie eines. Dabei sollte das bei genauerem Hinsehen gar nicht stimmen.
Betrachten wir die Formel für die Haftreibung zwischen Reifen und Asphalt: F(Haft) = 0,8 * F(normal) Die maximale Reibungskraft, die eine Reifenaufstandsfläche gerade noch vor einem Rutscher bewahrt, ist bei durchschnittlichem Asphalt 0,8 Mal so groß wie die Kraft, mit der die Aufstandsfläche darauf gepresst wird. Die Größe dieser Fläche kommt in der Formel nicht vor und beeinflusst die Haftreibung daher nicht.
Dass breite Reifen trotzdem mehr Kraft übertragen können, liegt vor allem am Kraftschluss. Bei ihm gibt es einen direkten Zusammenhang mit der Reifendimension und dem Reifendruck. Aber auch die Reifenbauart, die Gummimischung, die Temperatur und die Mikro- und Makrotextur des Asphalts beeinflussen ihn. Kurz gesagt: Je genauer man hinschaut, umso komplizierter wird es...
Markus Reithofer