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Clemens Kopecky
Autor: Mag. (FH) Clemens Kopecky
clemens.kopecky@motorrad-magazin.at
24.5.2021

Zerrspiegel im TestCrazy Gadget

In den BMW-Rollern steckte das System noch in den Kinderschuhen, an unserer Dauertest-Ducati Multistrada V4 S scheint das System erstmals an einem Zweirad souverän zu funktionieren: Die „blind spot detection“, vulgo „Totwinkelassistent“ – Er warnt den Fahrer beim Spurwechsel vor seitlicher Kollision mit anderen Verkehrsteilnehmern, die sich im nicht sichtbaren Bereich der Spiegel befinden. Eine preisgünstige Alternative, ganz ohne Ultraschallsensoren und heikler Elektronik verspricht der online auf ebay, amazon und Alibaba ab 10 Euro erhältliche „Motorcycle 180° Blind Spot Rear View Mirror“. Das Prinzip eines konvexen, halbrunden Zerrspiegel kennt man grundsätzlich schon von den an Kreuzungen und Ausfahrten montierten Verkehrsspiegeln: Sie beseitigen tote Winkel und erhöhen damit die Verkehrssicherheit. Die prinzipiell äußerst clevere Erfindung in Miniaturformat und mittels doppelseitigem Klebeband direkt ins Motorrad-Cockpit zu transferieren, scheint daher legitim und sinnvoll. Gefährliche Objekte, die den konventionellen Seitenspiegeln beispielsweise beim Spurwechsel verborgen bleiben, soll der zentral am Windschild fixierte 180-Grad-Rückspiegel ins Sichtfeld rücken und damit Kollisionen verhindern. 

Hört sich toll an, funktioniert in der Praxis aber (fast) nicht. Denn was der Pilot vorwiegend zu sehen bekommt ist: sich selbst. Allzu viel der 18 Zentimeter breiten und sechs Zentimeter hohen, winkelverstellbaren Spiegelfläche wird vom Oberkörper des Fahrers in Anspruch genommen. Nur an den äußersten Rändern bleibt Platz für den Blick auf Fahrbahn und Straßenrand. Tatsächlich lässt sich hier zum Beispiel ein Pkw oder anderer Motorradfahrer beim Spurwechsel erkennen – das erkauft man jedoch mit einem handfesten Nachteil, der ebenso gefährlich sein kann wie ein übersehenes Auto und im Alltag obendrein deutlich öfter relevant wird. Hat man die Sonne auch nur irgendwie im Rücken, blendet das reflektierte, gleißende Licht den Piloten extrem – was sich naturgemäß auch auf die Sicht nach vorne äußerst negativ auswirkt. Unser Fazit: Der Spiegel sieht im Cockpit nicht nur hässlich aus, sondern er taugt auch nichts. Wer vor Objekten im toten Winkeln gewarnt sein will, muss trotzdem nicht zwangsweise 27.595 Euro bei Ducati für eine Multistrada V4 S loswerden. Ein kostenloses, simples Drehen des Kopfes und der Schulterpartie reicht in jedem Fall um böse Unfälle beim Umspuren oder Abbiegen zu verhindern. 

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