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Neu: Ducati Diavel und Multistrada V4 RSRS steht für Renntechnik ...
Wenn Ducati auf ein Motorrad „RS“ schreibt, meinen sie es ernst. Motorsporttechnik, ausgesucht hochwertige Materialien und eigenständige Lackierung zeigen unmissverständlich, dass damit nicht Serienmodelle für die breite Masse, sondern eine exklusive Sonderserie gemeint ist. Die neuesten Zugänge in dieser Familie heißen Diavel V4 RS und Multistrada V4 RS. Beide kommen mit Desmo-V4, Trockenkupplung, umfangreicher Elektronik und Leichtbauweise. Jede einzelne bekommt eine individuelle Serienummer, wobei Ducati die RS-Modelle nicht limitiert.
Multistrada V4 RS: 180 PS!
- Motor/Leistung: Desmosedici Stradale 1103 cm³, 180 PS, Trockenkupplung, Akrapovič-Endschalldämpfer.
- Fahrwerk/Bremsen: Öhlins Smart EC 2.0 (ereignisbasiert), neue Regelstrategien, 280-mm Hinterrad-Scheibe, Brembo Stylema/330-mm vorne, Kurven-ABS 10.3ME mit Front-to-Rear-Bremsstrategie.
17-Zoll-Marchesini-Schmiedefelgen (120/70, 190/55). - Leichtbau: Titan-Heckrahmen, Carbon-Anbauteile, Li-Ion-Batterie, neue Technopolymer-Verkleidung, –2 kg als Pikes Peak. Nummerierte Serie (Plakette an der Gabelbrücke).
- Elektronik/Assistenz: Ducati Vehicle Observer (DVO) – Algorithmus aus der MotoGP, simuliert ~70 Sensoren für präzisere Eingriffe; Radar vorne/hinten (ACC & BSD), DTC/DWC/EBC, VHC, DBL EVO, 6,5-Zoll-TFT, Ducati Connect. 4Ever Multistrada: 4 Jahre Garantie, km-unbegrenzt (EU).
Ein bisserl mehr geht immer ... Die RS-Version der "Multi" schiebt allfällige Fragen nach Offroad-Fähigkeiten komplett in den Hintergrund. Das darf sie auch - schließlich ist sie mit 17 Zoll vorne klar ein Racing-Crossover mit - sagen wir einmal - soliden Reisefähigkeiten. Die ereignisbasierte Dämpfung liefert eine noch direktere Rückmeldung und mehr Stabiltät beim Bremsen, der Titan (!)-Heckrahmen spart Masse und bringt damit noch mehr Dynamik beim Schräglagenwechsel.
Diavel V4 RS:
- Motor/Leistung: Desmosedici Stradale 1103 cm³, 182 PS (134 kW) bei 11.750/min, 120 Nm bei 9.500/min, Trockenkupplung. 0–100 km/h in 2,52 s.
- Fahrwerk/Bremsen: Öhlins NIX30 (48 mm) / STX46, Monocoque + Alu-Einarmschwinge, Brembo Stylema, 330-mm-Scheiben, Kurven-ABS 10.3ME. Schmiederäder 17" mit Pirelli Diablo Rosso IV (120/70 ZR17, 240/45 ZR17).
- Gewicht/Material: Carbon an Lufteinlässen, Sitz, Heck, Kotflügeln, Tankabdeckungen – 3 kg weniger als Diavel V4. Einsitzer-Heck, Sozius-Kit im Lieferumfang.
- Elektronik: IMU, DTC/DWC, Riding Modes (Race/Sport/Touring/Wet), Power Modes (High/Medium/Low), DQS 2.0, 5-Zoll-TFT.
Die Diavel bleibt auch (oder erst recht) als V4 RS eine Power-Cruiser-Sonderklasse. In diesem Fall mit echter Launch-Fähigkeit und noch präziserem Chassis-Feedback. Trockenkupplung, Schmiederäder und Design werden ihr jedenfalls helfen, sich noch klarer von der Masse abzuheben.
Wirklich genial ist die ereignisbasierte Dämpfung. Statt nur kontinuierlich („zustandsbasiert“) auf Hubgeschwindigkeit und Fahrzeuglage zu reagieren, erkennt das System Fahr-Ereignisse (z. B. Bremsen, Einlenken, Beschleunigen, Bodenwelle) und passt die Dämpfung situationsspezifisch an. Die Basis dafür ist die semi-aktive Öhlins Smart EC 2.0 mit neuen Regelstrategien. Dahinter steckt der Ducati Vehicle Observer (DVO) . Er simuliert die Präsenz von 70 Sensoren, um die Elektronik präziser zu steuern und arbeitet mit der an Bord befindlichen IMU zusammen. Das Ergebnis ist ein schnelleres, passenderes Eingreifen der Dämpfungsventile.
Typische Fahrsituationen & Reaktionen:
- Bremsen am Kurveneingang: „Brake-Event“ → mehr Druckstufe vorn, mehr Zugstufe hinten → weniger Nickbewegung, stabilere Geometrie vor dem Einlenken.
- Bodenwelle/Querfuge: „Bump-Event“ → schnelles Öffnen der Druckstufe, anschließend definierte Rückkehr zum Basis-Level → besserer Bodenkontakt.
- Beschleunigen am Kurvenausgang: „Drive-Event“ → mehr Stütze am Heck (Druckstufe), kontrollierte Zugstufe an der Gabel → Traktion und Linienhaltung.
- Zusammenspiel mit den Bremsen: Das Kurven-ABS 10.3ME mit Front-to-Rear-Strategie stützt die Fahrstabilität in der Verzögerungsphase; die Ereignis-Dämpfung liefert dazu die passende Nick- und Wank-Kontrolle über die Federelemente.
- Basis-Setup vs. Eingriffe: Riding- und Power-Modes definieren Grundkennlinien (Komfort ↔ Sport); die Ereignis-Strategien überlagern diese temporär – aber nur so lange, wie das erkannte Event andauert.
Warum das auf der Landstraße etwas bringt, ist rasch erklärt: Weniger Aufschaukeln in Bremszonen, klarere Rückmeldung am Scheitelpunkt, bessere Traktion beim Herausbeschleunigen. Und all das ohne, dass man ständig manuell nachstellen muss.
Verfügbarkeit: Multistrada V4 RS ab November 2025, Diavel V4 RS ab Dezember 2025. Mit den Preisen werden wir wohl bis zur EICMA warten müssen ...
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