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Reisedestination PortugalOffroadlust statt Winterfrust
Harte Winter mit pausenlosem Schneefall wecken bei der Motorradmagazin-Redaktion schon binnen kürzester Zeit einen impulsiven Fluchtinstinkt. Diesmal haben uns die Zweirad-Entzugserscheinungen bereits im Dezember ein Ticket nach Portugal buchen lassen – eine Destination, die bereits seit vielen Jahren ganz oben auf der Liste unserer Lieblingsländer steht. Denn egal ob Asphalt oder Offroad, der Westen der iberischen Halbinsel bezirzt mit scheinbar unendlichen Routen-Möglichkeiten und – besonders südlich der Hauptstadt Lissabon – auch im Winter meist mit milden Temperaturen: Werte zwischen sonnigen 25 und frischen 5 Grad Celsius protokollierten wir während unserer unzähligen Aufenthalte im Zeitraum November bis Jänner. Jedenfalls besser als in der frostigen Heimat, denn Streusalz, Rollsplit und Schneefahrbahn sind in Portugal nie ein Thema. Im Gegenteil: die Straßen gehören vor allem in Punkto Grip zu den besten in ganz Europa.
Ganz besonders verliebt haben wir uns dennoch in die fabulösen Gelände-Trails, die sich meist durch dichte Eukalyptuswälder schlängeln: Lehm, Schotter, Sand, Erde, Fels – die Bodenbedingungen in Portugal sind vielfältig und abwechslungsreich. Die Szenerie erinnert an eine Mischung aus Australischem Outback, Japanischen Bambuswäldern, der Baja California und einem Hauch Nadelwald – immer wieder garniert mit atemberaubendem Ausblicken auf die raue See des blitzblauen Atlantiks. Im Unterschied zu Südspanien punktet die Landschaft Portugals generell rund ums Jahr mit saftigem Grün statt hitzebedingtem, tristem Grau-Braun.
Während man mit Reiseenduros nahezu überall in Portugal recht einfach kurzweilige Schotterpisten findet, hat sich für unsere Winter-Tests und -Trainings auf der Sportenduro das geographische Dreieck zwischen Sines, Sagres und Monte Gordo als ideal herauskristallisiert. Die Ortskenntnis mussten wir uns jedoch über viele Jahre mühsam mit GPS, Kartenstudium und der „Versuch und Irrtum“ Methode erarbeiten – unzählige Pannen, Sackgassen und (teilweise spätabendliche) Irrfahrten inklusive. Wer weder Zeit für noch Lust auf Experimente hat und sich außerdem die knapp 3000 Kilometer lange Anreise mit Kastenwagen oder Pkw-Anhänger sparen will, fliegt am besten in nur 3,5 Stunden nach Lissabon oder Faro und mietet Motorrad samt Guide.
Aus eigener Erfahrung können wir reinen Gewissens folgende Touranbieter wärmstens empfehlen:
- Colin Schneider betreibt in der Nähe von Aljezur die Enduro-Lodge Portugal. Die Lodge samt eigenem Pool bietet Platz für bis zu 18 Personen und liegt auf den Klippen, oberhalb des bekannten Wellenreit-Spots Arrifana. Von hier starten rund ums Jahr die Enduro-Touren mit maximal sechs Personen, die nicht selten von Profi-Guide Merlin Rose (gebürtiger Portugiese mit deutschen Eltern, spricht beide Sprachen fließend) geführt werden, der sich beim legendären „Hare Scramble“ am Erzberg bereits ins Ziel gekämpft hat. Er kennt wirklich jeden versteckten Pfad der Region wie seine eigene Westentasche und kann die Touren so auch spontan perfekt auf das Fahrkönnen der Teilnehmer abstimmen. Als Leihfahrzeuge stehen aktuell 2019er KTM 450 EXCs bereit, auch Gäste mit eigenem Motorrad sind herzlich willkommen. An Rasttagen offeriert die Enduro-Lodge außerdem ein buntes, großteils feuchtes Alternativprogramm, das von Wellenreiten über Standup-Paddeln bis hin zum Wakeboarden reicht. Auf Wunsch schnürt Colin individuelle Angebotspakete, daher einfach unverbindlich kontaktieren.
- Von 24. bis 31. März (5 Fahrtage) beziehungsweise 30. März bis 3. April 2019 (Short Trip) stattet Adventure-Experte Klaus Kinigadner auf der Durchreise nach Marokko auch der Algarve einen jährlichen Tour-Besuch ab. Mit im Gepäck hat er zwanzig ebenfalls brandneue KTM 450 EXCs als Leih-Bikes für seine Kunden. Die Tagesausfahrten starten von Monte Gordo (nahe der Spanischen Grenze) und Portimao (nahe der bekannten Rennstrecke, buntes Nachtleben garantiert) und sind dank entsprechender Gruppenaufteilung für (fast) alle Könnensstufen geeignet. Anfragen beantwortet Kini persönlich unter klaus@kini.at
- Asphalt-Rittern und Kurvenwetzern wollen wir die geführten Straßentouren von FM Motorradreisen ans Herz legen, die von Porto aus starten. Sie finden 2019 von 9. bis 16. Juni und von 15. bis 22. September statt, für Gruppen ab acht Motorrädern können aber auch Sondertermine vereinbart werden. Reiseleiter ist Franz Mittendorfer (in seiner Freizeit außerdem der schnelle Guide bei allen Kini-Wüstentouren). Sehr bequem: das eigene Motorrad wird zirka zehn Tage vor Reisebeginn vom Teilnehmer zu Hause abgeholt. Der Reisepreis von 2.240 Euro beinhaltet außerdem Flug, Gepäcktransport und sieben Hotelübernachtungen inklusive Halbpension.
- Von 9. Bis 16. Juni offerieren zu guter Letzt auch unsere Freunde von „Motorrad und Urlaub“ um 2.290 Euro eine (im Vergleich zu FM-Reisen eher gemütliche) Portugal-Straßentour mit 4 geführten Fahrtagen. Highlight dabei ist der Besuch der H. O. G. Rallye 2019 in Cascais, dem Edel-Vorort von Lissabon. Übernachtet wird im 4-Sterne-Hotel, Motorradtransport ab Wien, Flug und so weiter sind auch hier inklusive.