
NUVIZ: Das HEAD-Up- Display Im TestAlles im Bild
Das Nuviz ist via Bluetooth mit dem Smartphone verbunden, die Steuerung erfolgt über eine kleine Einheit mit vier Knöpfen und einem Schalter, die am Lenker befestigt wird. Somit kann man folgende Funktionen bedienen:
• Musik: Sie wird vom Smartphone gestreamt, man sieht Titel/Interpret im Display, kann Nummern überspringen und die Lautstärke anpassen. Weitere Möglichkeiten werden zur Reduktion der Komplexität nicht zugelassen.
• Anrufe: Man sieht, wer anruft und kann Calls annehmen/ablehnen.
• Navigation: Die Routenplanung erfolgt am Smartphone (soll später auch am Desktop möglich werden) und wird dann mit dem Gerät synchronisiert. Da die Navi-Software und der GPS-Sensor im Gerät integriert sind, wird nicht die Batterie des Handys leergesaugt. Routenhinweise werden auch akustisch gegeben, man kann in die Karte hinein- und hinauszoomen.
• Foto/Video: Eine eigene Taste lässt ohne Umwege sofort in den Kameramodus wechseln. Einzelne Tastendrucke schießen Fotos (mit acht Megapixel), eine längere Betätigung startet die Filmaufnahme (mit 1080 px). Der Clou: Beim Fotografieren sieht man im Prisma, was man eigentlich aufnimmt. Fotos werden in reduzierter Größe gleich direkt aufs Smartphone geladen, damit man sie beim nächsten Stopp sofort posten kann. Fotos in Originalgröße oder Videos werden auf einer MicroSD-Karte gespeichert und kann man später auslesen.
• Geschwindigkeit: Dank des eingebauten GPS-Sensors zeigt das Head-up-Display in einer eigenen Ansicht auch den aktuellen Speed an – falls man nicht auf den Tacho blicken mag.
• Interkom: Eine kleine Schwachstelle, da eine Bike-to-Bike-Kommunikation derzeit noch nicht möglich ist; allerdings lässt sich das Nuviz mit einem vorhandenen Interkom-Gerät (etwa Sena oder Cardo) des Sozius verbinden, womit Fahrer und Beifahrer kommunizieren können, falls erwünscht.
ERSTER TEST – IM MOTORRADMAGAZIN
Wir konnten das Nuviz als erstes österreichisches Medium bereits auf einer Tour über gut 500 Kilometer intensiv testen. Unser Fazit: Die Bedienung ist extrem einfach, die versprochenen Funktionen werden ohne Hoppalas erfüllt. Auch das Koppeln mit dem Smartphone geschieht rasch und unproblematisch. Besonders eindrucksvoll: die hochwertige, solide und edle Verarbeitung aller Teile.
Überraschend gut ist die Sprachqualität bei Anrufen, auch die Soundqualität für Musik ist in Ordnung. Die Fotos gelingen in guter Qualität (ein paar Beispiele findet ihr weiter unten), wobei die Möglichkeit, den Ausschnitt durch das Bild im Prisma zu kontrollieren, ein entscheidender Vorteil ist. Das extreme Weitwinkel führt natürlich – wie auch beispielsweise bei GoPros – zu leichten Verzerrungen; je näher das Motiv, desto stärker der Fisheye-Effekt. Die Fotos haben im Original rund 2MB und reichen bei 300dpi für ca. 21x28 Zentimeter Größe, bei der aufs Smartphone geschickten Auflösung kann man diese Werte in etwa halbieren.
Auch die Videos gelingen (ein von uns gedrehtes Beispiel findet ihr ebenfalls am Ende des Artikels), wobei hier vor allem das leichte Starten und Anhalten der Aufnahme viele „leere Filmkilometer“ erspart, was die Nachbearbeitung erleichtert. Was man auch hier nicht verhindern kann: Verwacklungen. Die Halswirbelsäule gleicht zwar viel aus, kann aber keine Wunder vollbringen. Für den Hobby-Bereich und Reise-Erinnerungen reicht die Qualität aus unserer Sicht aber völlig aus. Sehr gut: Die Kamera reagiert mit der Belichtung sehr schnell auf Hell-Dunkel-Unterschiede. Eher problematisch ist einzig der Ton, wie ihr selber hören könnt: Ab gut 90 Stundenkilometer beeinträchtigen die Windgeräusche den Motorsound deutlich.
Das Navi wiederum kann für uns derzeit das TomTom noch nicht ersetzen. Die Basis-Routenführung funktioniert zwar gut, mit Sonderfunktionen wie „kurvenreiche Strecke“ oder ein sehr übersichtliches Guiding in komplizierten Situationen (Stadtautobahn, urbanes Geläuf) hat ein klassisches Navi noch die Nase vorne. Hier sollen aber in Kürze Software-Updates erfolgen, die zusätzliche Möglichkeiten eröffnen, heißt es.
Das Head-up-Display selbst ist ein witziges Goodie. Man sieht’s halt nur mit einem Auge und recht klein, dafür ist die Darstellung darauf sehr übersichtlich und auch grafisch ansprechend gelöst. Ist es eine Ablenkung? Natürlich, aber in erträglichem Maß, da man ja die Straße im anderen Augenwinkel hat. Und wenn’s im Kurvengewühl zur Sache geht, dann vergisst man darauf und es stört in keiner Sekunde.
So gibt’s für Verspielte, für Hightech-Junkies, für Kommunikationsbedürftige und vor allem für Fotografierer und Filmer viele Vorteile; als Nachteile bleiben die gewöhnungsbedürftige Optik eines Helms mit montiertem Gerät (was aber offenbar viele, die jetzt schon eine GoPro oder Ähnliches daran befestigen, überhaupt nicht stört) und das Zusatzgewicht von einem Viertelkilo, das man an der Backe trägt. Und natürlich der stolze Preis von 699 Euro.
Nuviz wird ab Juli zunächst über den eigenen Onlineshop verfügbar sein (www.ridenuviz.com), noch im Lauf des Sommers auch in ausgewählten Louis-Filialen.
Das Unternehmen wurde 2013 als Start-up von den beiden Deutschen Marcel Rogalla und Malte Laass in San Diego/USA gegründet. Mittlerweile ist die Company auf rund 40 Mitarbeiter angewachsen, wobei mehr als drei Viertel der Belegschaft im finnischen Entwicklungszentrum tätig sind – großteils ehemalige Ingenieure und Software-Entwickler von Nokia und Microsoft. Der Durchbruch gelang auch mit dem Einstieg eines neuen Geldgebers: KTM-Boss Stefan Pierer ist mit seiner Pierer Industries AG mittlerweile größter Einzel-Investor von Nuviz. Damit einhergehend ist zukünftig eine stärkere Zusammenarbeit mit Kiska Design und KTM geplant.