
christoph.lentsch@motorrad-magazin.at
Motorrad-Wissen: BekleidungTipps für Anfänger und Wiedereinsteiger
Motorradfahren, das bedeutet entweder Gänsehaut und Nervenkitzel oder Genuss und Entspannung – auf jeden Fall unendliche Freude an der Bewegung. Doch gerade weil die Fahrt auf zwei Rädern viele aufregende Momente bietet, ist es wichtig, sich rechtzeitig mit dem Thema Ausrüstung zu beschäftigen – und hier vor allem mit der passenden Schutzausrüstung. Denn nur mit dem Kauf des Motorrades ist es nicht getan, man braucht auch unbedingt das passende Motorrad Zubehör.
Zwar spielt auch der Style eine wichtige Rolle, schließlich ist man am Motorrad immer sichtbar, doch sollte auf jeden Fall die Sicherheit im Vordergrund stehen. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die verschiedenen Arten von Motorradbekleidung, ihre Materialien, Funktionen und die wichtigsten Aspekte, die beim Kauf zu berücksichtigen sind.
1. Warum ist Motorradbekleidung wichtig?
Motorradfahren birgt aufgrund der höheren Unfallgefahr und der geringeren Stabilität des Fahrzeugs auf der Straße größere Risiken als das Autofahren. Und anders als beim Auto fehlen beim Motorrad die Knautschzone und die Airbags (mit Ausnahme der Honda Gold Wing).
Im Falle eines Sturzes oder eines Unfalls kann eine hochwertige Motorradbekleidung das Risiko schwerer Verletzungen erheblich verringern. Dies wird durch verschiedene Schutzmaßnahmen erreicht, die in die Bekleidung integriert sind – angefangen bei Abriebschutz über Aufprallschutz bis hin zu Wetterfestigkeit. Und hier kommen mittlerweile sogar Airbags zum Einsatz, wie man sie aus dem professionellen Rennsport kennt.
Die richtige Bekleidung schützt nicht nur vor den Gefahren des Motorradfahrens, sondern erhöht auch den Komfort bei langen Fahrten, insbesondere bei wechselnden Wetterbedingungen. Und auch das kann wiederum die Sicherheit erhöhen, denn Schwitzen, Frieren oder mangelnde Bewegungsfreiheit können massiv die Konzentration beeinträchtigen und das Unfallrisiko erhöhen.
2. Die Bestandteile der Motorradbekleidung
2.1. Motorradjacken
Die Motorradjacke ist eines der wichtigsten Kleidungsstücke, das nicht nur vor Wind und Wetter schützt, sondern auch für den notwendigen Aufprallschutz sorgt. Sie besteht oft aus strapazierfähigen Materialien wie Leder, Textil oder einer Kombination aus beiden. Gesetzlich vorgeschrieben ist zwar nur das Tragen eines Helms, eine ordentliche Jacke ist aber ebenso essentiell, um sich zu schützen, auch wenn man im Sommer dazu verleitet ist, schnell mal im T-Shirt das Frühstück zu holen oder an den See zu fahren. Neben Verletzungen an den Händen sind auch Ellenbogen und Schultern sehr häufig betroffen.
Lederjacken bieten einen sehr guten Abriebschutz und sind in der Regel extrem langlebig. Sie bieten jedoch weniger Belüftung, was sie bei heißem Wetter unbequem machen kann. Dafür halten sie praktisch ein Leben lang und werden mit dem Alter immer besser.
Textiljacken bestehen meist aus strapazierfähigen Kunstfasern wie Cordura oder Polyester. Sie sind oft leichter, bieten eine bessere Belüftung und können häufig mit wasserdichten Membranen ausgestattet werden, die bei Regenfahrten hilfreich sind. Es gibt Jacken mit separater Gore-Tex-Schicht und laminierte Modelle, deren äußere Schicht sich nicht mit Wasser ansaugen kann. Moderne Textiljacken verfügen außerdem oft über ein herausnehmbares Innenfutter, das für eine Anpassung an verschiedene Wetterbedingungen sorgt.
Viele Motorradjacken sind bereits mit Schutzprotektoren in den Schultern und an den Ellenbogen ausgerüstet; der wichtige Rückenprotektor entlang der Wirbelsäule lässt sich meist nachrüsten. Moderne Protektoren sind in der Regel aus einem speziellen Schaumstoff, der sich beim Tragen an den Körper anpasst, sich aber bei einem Aufprall verhärtet und Energie absorbiert. Damit werden die Unfallfolgen gemildert.
Die größte Schwäche von Textilbekleidung ist, dass sie nicht so eng sitzt wie zum Beispiel ein Ledereinteiler und daher die Protektoren nicht immer dort bleiben, wo sie eigentlich sein sollten.
2.2. Motorradhosen
Wie die Jacke sind auch Motorradhosen für den Schutz des Fahrers unerlässlich. Sie bieten nicht nur Abriebschutz bei einem Sturz, sondern auch vor den Elementen wie Wind, Regen und Kälte. Motorradhosen bestehen meist aus Leder oder robustem Textilmaterial.
Lederhosen sind in der Regel besonders widerstandsfähig gegenüber Abrieb und bieten hervorragenden Schutz bei hohen Geschwindigkeiten. Sie können auch oft mit sogenannten Kneepads bestückt werden Der Nachteil ist, dass auch sie bei längeren Fahrten bei heißem Wetter schnell unangenehm werden können.
Textilhosen bieten mehr Komfort und Atmungsaktivität. Sie sind oft mit herausnehmbaren Innenfuttern ausgestattet, die je nach Jahreszeit eingesetzt werden können. Die meisten Modelle besitzen zusätzlich integrierte Protektoren für Hüften und Knie, dazu ist durch meist mehrere Taschen eine höhere Funktionalität geboten. Textilgewand verfügt außerdem zumeist über Belüftungsöffnungen per Zipp, die für eine gute Durchlüftung bei heißen Temperaturen sorgen.
2.3. Handschuhe
Die Hände und Finger sind bei einem Motorradsturz besonders gefährdet, da sie oft die ersten Körperteile sind, die den Boden berühren. Am häufigsten sind Schürfwunden (meist an den Handballen), ausgerenkte Finger oder Knochenbrüche. Auch Motorrad-Handschuhe bieten nicht nur Schutz vor Abrieb, sondern auch vor Kälte, Wind und Nässe.
Lederhandschuhe bieten auch hier den besten Schutz, da sie besonders robust und widerstandsfähig sind. Sie bieten zudem ein besseres Griffgefühl. Hier achtet man am besten auf eine hohe Lederqualität, sauber verarbeitete Nähte, die im Handschuh nicht drücken und einen ordentlichen Knöchelschutz.
Textilhandschuhe sind vielfältiger als Lederhandschuhe, jedoch nicht ganz so abriebfest. Es gibt Modelle für sehr warme bis sehr kalte Temperaturen und sogar beheizte Varianten, die bei extremer Witterung vor Erfrierungen schützen und alternativ beim Skifahren eingesetzt werden können.
Kombinierte Modelle bestehen aus einem Materialmix und haben sich bei unseren Testfahrten sehr bewährt.
Dabei besteht oft das „Grundgerüst“ des Handschuhs aus abriebfestemTextilmaterial – manchmal auch wasserfest dank Laminatschicht –, während sicherheitsrelevante Bereiche aus Leder gefertigt werden. Viele Handschuhe sind mit Protektoren für die Knöchel ausgestattet, die im Falle eines Sturzes zusätzlichen Schutz bieten. Ob aus Titan, Carbon, Kevlar oder Kunststoff, die Protektoren sollten fest mit dem Handschuh verbunden sein und keine Druckstellen bilden oder die Bewegungen der Finger und der Hand behindern.
Ganz wichtig aus unserer Erfahrung: Auf die Handinnenfläche achten! Speziell im Bereich des Handballens sollte das Material des Handschuhs zumindest verdoppelt sein, da man sich im Falle eines Sturzes erfahrungsgemäß oft mit den Händen abstützt, auch beim Rutsch über den Asphalt. Eine dünne Leder- oder Textilschicht ist dabei schnell durchgerieben, schmerzhafte Abschürfungen können die Folge sein.
2.4. Stiefel
Motorradstiefel sind nicht nur wichtig für den Schutz für die Füße und Knöchel, sondern auch für eine gute Kontrolle über das Motorrad. Ordentliche Motorradstiefel sollten daher die nötige Flexibilität für das Schalten und Bremsen bieten, gleichzeitig aber auch robust genug sein, um bei einem Unfall Schutz zu gewährleisten.
Da man über die Sohle auch Rückmeldungen von der Straße wahrnimmt und durch Druck auf die Fußrasten das Motorrad sogar mitsteuert, sollte der Stiefel – je nach Einsatzzweck – auch etwas Feedback zulassen. Am dünsten sind die Sohlen auf Rennstreckenstiefeln, während Enduro- und Motocrossstiefel sehr robust gebaut sind.
Lederstiefel sind besonders beliebt, da sie widerstandsfähig sind und guten Schutz vor Abrieb bieten. Als Schnürstiefel sind sie besonders alltagstauglich und können oft abseits vom Motorrad getragen werden. Die stark in Mode gekommenen Motorrad-Sneaker-Modelle sind zwar eine noch bequemere Alternative, können aber nie den Schutz von richtig hoch geschnittenen Stiefeln bieten.
Stiefel aus synthetischen Materialien bieten eine bessere Belüftung und sind oft leichter, jedoch nicht ganz so strapazierfähig wie Leder. Modelle, die sehr viel Luftdurchlass für heiße Temperaturen zulassen, bieten zwar einen höheren Komfort, aber auch hier muss man dafür Abstriche bei der Sicherheit machen.
Sehr beliebt wurden in den letzten Jahren Motorradsneakers, die zwar wesentlich bequemer zum Gehen sind und lässiger aussehen, aber meist nicht den Schutz von ordentlichen, meist deutlich höher geschnittenen Stiefeln bieten können.
3. Leder oder Textil?
Die Wahl des richtigen Materials ist entscheidend für die Leistung und den Schutz der Motorradbekleidung. Wie wir gesehen haben, werden grundsätzlich zwei Hauptmaterialien verwendet: Leder und Textil. Gehen wir noch einmal die Vor- und Nachteile durch.
3.1. Leder
Leder ist seit jeher eines der bevorzugten Materialien für Motorradbekleidung. Es bietet exzellenten Abriebschutz und ist besonders widerstandsfähig. Lederjacken und -hosen sind besonders bei Rennfahrern und Motorradenthusiasten beliebt, da sie bei einem Sturz die Haut vor schweren Abschürfungen schützen können.
Vorteile:
Hervorragender Abriebschutz
Hohe Haltbarkeit
Klassischer Look und Stil
Sitzen meist enger, wodurch Protektoren besser in Position bleiben
Nachteile:
Weniger Belüftung, was bei heißem Wetter unangenehm sein kann
Mit ganz wenigen Ausnahmen nicht wasserdicht bei Regen
Hoher Pflegeaufwand, da Leder regelmäßig gepflegt werden muss
3.2. Textil
Textilbekleidung ist in den letzten Jahren immer beliebter geworden, da sie mehr Flexibilität, Komfort und Belüftung bietet. Moderne Fasern wie Cordura, Kevlar oder Armalith sind besonders abriebfest und bieten einen guten Schutz. In Kombination mit einer Laminatschicht (wie zum Beispiel von Gore-Tex) wird Textilbekleidung wasserdicht, bleibt aber atmungsaktiv.
Vorteile:
Bessere Belüftung und Feuchtigkeitsregulation
Geringeres Gewicht
Oft mehr Bewegungsfreiheit
Vielseitigkeit (Wasserdicht, winddicht, etc.)
Nachteile:
Geringerer Abriebschutz im Vergleich zu Leder
Kann bei intensivem Gebrauch schneller verschleißen
Bei zu lockerem Sitz können Protektoren verrutschen
4. Weitere wichtige Faktoren
4.1. Wetterschutz
Die Wetterbedingungen sind beim Motorradfahren ein wichtiger Faktor. Regen, Wind und Kälte können den Komfort stark beeinträchtigen, weshalb viele Motorradbekleidungen mit wasserdichten Membranen oder speziellen Klimaregulierungstechnologien ausgestattet sind. Modelle mit abnehmbaren Innenfuttern oder Belüftungsschlitzen bieten Flexibilität, um sich an wechselnde Bedingungen anzupassen.
4.2. Sichtbarkeit
Besonders bei schlechten Lichtverhältnissen oder in der Dämmerung ist es wichtig, dass der Motorradfahrer gut sichtbar ist. Viele Jacken und Hosen sind daher mit reflektierenden Elementen ausgestattet, die die Sichtbarkeit bei Nacht oder Nebel erhöhen.
4.3. Komfort und Passform
Komfort ist ein wesentlicher Aspekt bei der Wahl der Motorradbekleidung. Sie sollte gut passen, ohne einzuengen, aber auch nicht zu locker sitzen. Viele Hersteller bieten Modelle in verschiedenen Größen und mit verstellbaren Riemen oder Klettverschlüssen an, um eine optimale Passform zu gewährleisten.
5. Fazit
Motorradbekleidung ist ein unverzichtbarer Bestandteil jeder Fahrt und trägt maßgeblich zur Sicherheit, dem Komfort und der Freude am Fahren bei. Egal, ob bei einer entspannten Landstraßenfahrt oder einer sportlichen Tour, die richtige Bekleidung schützt nicht nur vor Wind und Wetter, sondern auch bei Stürzen.
Bei der Auswahl sollte man also nicht nur auf das Aussehen, sondern vor allem auf die Funktionalität und den Schutz achten. Investiert daher in hochwertige Bekleidung, die optimal schützt, und genießt eure Fahrt mit einem sicheren Gefühl!