Automatisierte Notrufsysteme sind bei neuen Automodellen seit kurzem verpflichtend. Fürs Motorrad befinden sich optional verschiedene Varianten im Markt. Seit Ende März ist es amtlich: Neu typengenehmigte Automodelle – also nicht zwingend jeder Neuwagen, sondern jedes Modell, das neu eingeführt wird – muss ein eCall-System an Bord haben. Erkennen dessen Sensoren im Fahrzeug einen Unfall, dann wird eine Rettungsleitstelle (in Österreich die Polizei) alarmiert, Daten (Position des Fahrzeugs, Art und Schwere des Unfalls) werden übertragen und die Rettungskette in Gang gesetzt. Warum die EU diese Regelung beschlossen hat, liegt am positiven Effekt, den man erwartet.
Im Jahr 2012 wurden rund 28.000 Menschen im europäischen Straßenverkehr getötet, mehr als 1,5 Millionen verletzt. Mit eCall verspricht man, dass Hilfe deutlich schneller zu den Verunfallten kommt und damit um zumindest vier Prozent weniger Menschen an den Unfallfolgen sterben. Das wären immerhin über 1100 Menschen jährlich. Für uns Motorradfahrer scheint sich im überschaubaren Zeitrahmen noch keine verpflichtende Maßnahme im Bereich eCall abzuleiten. Dennoch sind auch hier bereits Systeme verfügbar, die eine ziemlich vergleichbare oder zumindest ähnliche Funktionalität wie das eCall im Auto anbieten. Wir stellen drei Varianten vor und beschreiben deren Vor- und Nachteile. Und wir schreiben im nächsten Satz, wodurch man sich all diese Systeme erspart: einfach mit zumindest einem Buddy ausreiten, der ein geladenes Smartphone bei sich führt und die europäische Notrufnummer 112 kennt.
Worum geht’s: Der sächsische Fahrzeug-Elektronik-Spezialist digades brachte 2016 dieses mittlerweile weiterentwickelte System auf den Markt. Die GPS/GSM/Sensor-Einheit muss von einer geschulten zertifizierten Werkstätte (mittlerweile knapp 30 in Österreich) fix am Fahrzeug verbaut werden.
Was kann das System: dguard besteht in der jüngsten Generation nur mehr aus dem Modul und einem Notruf-Taster für den Lenker. Montiert und kalibriert wird beides von geschulten Fachwerkstätten. Im Modul sind Sensoren für die Crash-Erkennung sowie GSM- und GPS-Einheiten verbaut, außerdem eine Bluetooth-Schnittstelle. Wird ein Unfall erkannt, dann alarmiert das System automatisch eine Rettungsleitstelle, u.a. in der EU (exkl. Niederlande), Schweiz, Norwegen). Benützt man ein gekoppeltes Bluetooth-Headset, kann man mit der Leitstelle in der Folge auch kommunizieren. Fehlalarme kann man durch Druck auf die Notruftaste abbrechen.
Vorteile: Gute Unfallerkennung durch fixen Verbau, unabhängig von Smartphone-Batterie, dient auch für das Tracking des gestohlenen Motorrads, bietet Zusatznutzen (Tourentagebuch), kann ausgebaut und auf ein neues Motorrad übertragen werden, manueller Hilferuf für andere per Knopfdruck möglich.
dguard, Preis 569 Euro plus jährlich EUR 29,90 (ab dem dritten Jahr), Kosten für Einbau/Kalibrierung ca. eine Mechanikerstunde, www.dguard.com