Zeit für ein Geständnis: so gern ich es mag, wenn mich der Motorradfahrer-Freundeskreis als „wilden Hund“, „Draufgänger“ oder „schmerzbefreit“ würdigt, im Grunde meines Herzens bin ich ein Angsthase. Zwar sind Speed und Schräglage meine Drogen und Wheelie-Fahren ist mein liebstes Hobby, vor den schmerzhaften Konsequenzen eines Hoppalas habe ich aber gehörigen Respekt.
Allzu viele Tage meines Lebens musste ich schon wegen in Gips gebetteter Gliedmaßen aufs Duschen verzichten, und mit Grauen erinnere ich mich daran, als ich vor einigen Jahren wegen eines Mittelhandbruchs eine MM-Ausgabe mit nur zwei Fingern tippen musste. Der Pyramidenbau der Ägypter kann kaum länger gedauert haben. Auch wenn ich es nicht gerne herumposaune: „safety first“ ist einer meiner Grundsätze. Ich finde vollen Einsatz auf der Rennstrecke nur dann legitim, wenn man zuvor maximale Sicherheitsvorkehrungen für den Fall des Falles getroffen hat.
Ein Gefühl von Sicherheit bei der Rundenzeiten-Jagd gibt mir seit Monaten meine maßgeschneiderte Airbag-Lederkombi von Dainese aus feinster Känguruhhaut. Feinere Lederware ist derzeit wohl nirgends sonst erhältlich, und klügere garantiert auch nicht: 35 Patente hat der italienische Hersteller im Laufe von fast zwei Jahrzehnten auf das D-Air-System angemeldet. Dass D-Air bei allerlei Sturz-Szenarien zuverlässig funktioniert (sofern der eingebaute Akku genug Saft hat), beweisen die spektakulären Crashes in der MotoGP am eindrucksvollsten, bei denen die Profi-Piloten wie aufgeblasene Michelin-Männchen meist unverletzt aus dem Kiesbett spazieren. Herzstück des Airbag-Systems ist ein über die Jahre konsequent weiterentwickelter Algorithmus.
Tausend Mal pro Sekunde analysiert D-Air auf Basis der erfassten Daten von GPS und Gyrosensoren, ob eine „abnormale“ Situation vorliegt und sagt zeitgerecht die Notwendigkeit einer Airbag-Auslösung voraus. Erfreulicherweise kann ich (noch) nicht aus eigener Erfahrung über die Airbag-Funktion berichten – ein Sturz ist mir bislang erspart geblieben. Gut so, denn eine Reaktivierung des Airbags schlägt derzeit mit 229 Euro zu Buche – exklusive allfälliger Leder-Reparaturen. Mit reinem Gewissen kann ich aber ein Urteil über Passform und Verarbeitungsqualität fällen: einfach ausgezeichnet, hier legt Dainese im Lederkombi-Segment die Latte in luftigste Höhen.
Die Maßfertigung um 600 Euro sollte man sich übrigens auf jeden Fall gönnen, dann ist die Bewegungsfreiheit (nach ein paar Tagen „spannender“ Eintragezeit) einfach nur phänomenal. Die unfassbar coole, einzigartige Spiderman-Replica-Optik meiner Kombi verdanke ich übrigens dem heimischen Dainese-Experten Christian Spiesz, der zukünftig auch für den Vertrieb der Marke in Österreich und der Schweiz verantwortlich zeichnet. Christian hat mich nicht nur vor der Kombi-Produktion präzise wie der Brioni-Chefschneider vermessen, sondern dank seiner jahrelangen Dainese-Erfahrung auch meine detailverliebten Design- und Logo-Wünsche Realität werden lassen.
Exklusivität wie diese hat natürlich ihren Preis – die abgebildete Spiderman-Kombi kostet wegen der individuellen Farbwahl und zahlreicher, aufwändiger Design-Elemente rund 4500 Euro. Dafür passt mir die Dainese Mugello D-Air jedoch wie angegossen, erspart selbstständig Tätigen den bitteren Verdienstentgang im Falle einer Verletzung und sorgt – neben maximaler Sicherheit – garantiert auch für angemessene Aufmerksamkeit im Fahrerlager.
Produkt: Dainese Mugello D-Air
Tester: Clemens Kopecky
Testdauer: 10 Monate
Preis: ab € 3200,- (ggf. plus Maßfertigung, Farbwahl und Logos)
Was uns gefällt: optimale Passform, ausgeklügelte Airbag-Elektronik, atemberaubende Verarbeitung & Optik.
Was uns nicht gefällt: Wegen Handarbeit zirka 2 Monate Fertigungszeit. Kostspielig bei der Anschaffung und nach einem Sturz.