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Clemens Kopecky
Autor: Mag. (FH) Clemens Kopecky
clemens.kopecky@motorrad-magazin.at
21.10.2019

Im Test: AGV Pista GP RR HelmRR wie Rossi Replica

393 GP-Starts, 115 Grand-Prix-Siege, 234 Podestplätze, 9 WM-Titel und sagenhafte 28 Jahre im Motorrad-Rennsport – wenn jemand den größten Teil seiner Lebenszeit im Sattel eines PS-Boliden verbracht hat, war es zweifellos Valentino Rossi. In Sachen Motorrad-Bekleidung kann man auf Empfehlungen des „Doktors“ daher getrost vertrauen: ist das Produkt für Vollprofi Vale gut genug, reicht es für den Rest der zweiradbegeisterten Weltbevölkerung allemal. Ungefähr das dachte ich mir, als ich mir vor ein paar Monaten den „AGV Pista GP RR“ zulegte. Wie sich unschwer erraten lässt, wurde der Racing-Helm von AGV für und mit Legende Rossi persönlich entwickelt und soll in Sachen Schutz und Ergonomie durch spezielle Design- und Konstruktionsprinzipien neue Standards setzen, was Hersteller AGV unter dem Begriff „Extreme Safety“ bündelt.

Dass es sich bei dem Pista GP RR um ein Replicamodell von Vale handelt, war bei der Entscheidung meiner Anschaffung für mich übrigens nicht relevant – zwar ist mir der „Doktor“ sympathisch, als eingefleischten Fan will ich mich aber nicht bezeichnen. Sehr wohl in Ekstase versetzt mich aber die grandiose Kombination von rot verspiegeltem Visier, rot eloxierten Lufteinlass-Rahmen und der extrem kompakten, aerodynamischen Carbon-Helmschale. Mit 179 Zentimeter Körpergröße und 55 Zentimetern Kopfumfang bin ich kein Riese, viele Helme wirken an mir daher optisch unproportional groß. Nicht der AGV Pista GP RR, der (abgesehen von der spektakulären Optik) sehr dezent ausfällt.

Ist der mit 1600 Euro Listenpreis außergewöhnlich teure Spitzenhelm sein Geld also wert? Die Antwort hängt stark vom persönlichen Einsatzbereich ab. Das Attribut „revolutionär“ verdient das AGV-Flaggschiff-Modell jedenfalls bei seiner Kernkompetenz: dem kompromisslosen Vollgas-Einsatz auf der Rennstrecke.  Der Pista GP RR ist in vier Carbonschalen-Größen erhältlich, das EPS-Material im Inneren besteht jeweils aus fünf verschiedenen dichten Lagen. Sowohl die bis zu 5 Millimeter starke Carbonschale als euch EPS-Struktur minimieren im Falle eines Sturzes die gefährliche Drehbeschleunigung. Obendrein verfügt auch die im Handel erhältliche Endkunden-Version des Pista GP RR bereits jetzt über die offizielle FIM-Racing-Homologation, die bei der Konkurrenz bisher nur selten zu finden ist. Natürlich erfüllt der AGV auch die strenge amerikanische DOT- und die obligatorische, europäische ECE-Norm. Der Test-Helm bringt in Größe S exakt 1396 Gramm auf die Briefwaage – inklusive des integriertem Trinksystems, das ich mangels passender Lederkombi aber nicht ausprobieren konnte. Das moderate Gewicht des Pista GP RR schont zwar strapazierte Nackenmuskulatur, ist aber dennoch nicht das Hauptargument so tief für einen Helm ins Börsel zu greifen. Das Pista-Modell mit Single-R im Modellnamen wiegt übrigens 96 Gramm weniger, ist wegen seiner dünneren Schale jedoch nicht FIM-Racing-homologiert.

Als absolut sensationell beim Pista GP RR erweist sich dagegen die ausgefeilte Aerodynamik und das im Vergleich zu konventionellen Helmen deutlich größere Gesichtsfeld. Sogar bei Tempo 200 kann der Pilot den Kopf drehen, ohne dass Verwirbelungen brutal am Genick beuteln oder den Helm am Kopf verdrehen.  Der XXL-Spoiler (im Fall des Falles um knapp 120 Euro austauschbar) wurde im Direktvergleich mit dem günstigeren Pista GP R (wie erwähnt aktuell ohne FIM-Homologation!) nochmals deutlich vergrößert und sorgt dafür, dass der GP RR stoisch im Luftstrom ruht. Gut so, schließlich erreichen die mit dem AGV ausgestatteten MotoGP-Piloten bis zu 350 km/h Topspeed. Bei Höchstgeschwindigkeit auf der Zielgeraden hat man selbst tief unter die Plexiglas-Scheibe geduckt stets den Vordermann gut im Blick, und das nahtlose, einteilige Innenfutter passt sich mit der Zeit hervorragend an die Kopfform des Trägers an. So hinterlässt das großteils nahtlos gefertigte und selbstverständlich waschbare Innenfutter auch nach langer Tragezeit keinerlei schmerzhafte Druckstellen. Schweiß wird während heißer Kopf-an-Kopf-Duelle ebenfalls sehr flott von der „2Dry“ getauften Mikrofaser-Textilie aufgesaugt und tropft nicht in die Augen.

Der Visierwechsel in der Box klappt dank simplem aber genialem Verriegelungsmechanismus schneller als bei allen anderen (mir bekannten) Fabrikaten, ist in wenigen Sekunden erledigt und verläuft auch mit zittrigen Händen oder schlechten Lichtverhältnissen absolut reibungslos. Besser geht’s nicht.

Doch wo viel Sonne ist, findet sich bekanntlich auch ein wenig Schatten: Für gemütliches Cruisen auf der Landstraße taugt der Pista GP RR nur eingeschränkt – kein Wunder, ist er doch ein waschechter MotoGP-Helm. Bei der Visiermechanik verzichten Rossi und AGV daher rennsporttypisch auf eine Raster-Stufung. Offen oder geschlossen – einen Kompromiss gibt es (abgesehen von einem Lüftungsspalt, siehe Bilder) nicht. Besonders scheitert die Alltagstauglichkeit jedoch am Ventilationssystem. Die Öffnungsgitter an der Stirne können während der Fahrt nicht justiert werden, an kalten Tagen werden sie vor der Abfahrt mit simplen Gummi-Stöpseln verschlossen. Jene sind äußerst mühsam einzustöpseln und gehen daher recht rasch verloren (Ersatz-Pfropfen kosten rund 15 Euro). Wohl ein Zugeständnis an die kompromisslose Racing-Positionierung der AGV-Pista-Modelle. Dennoch wäre hier ein konventionelles Klappensystem (wie beim AGV Corsa R) unterm Strich praktischer und würde den Einsatzbereich des Helms deutlich erweitern.

 

Die Fummelei an den (insgesamt fünf, drei mit Gummideckel) vorderen Lüftungsschlitzen kann man sich erfahrungsgemäß ohnehin getrost sparen: wer gesetzeskonform durch den Straßenverkehr gondelt, hat schon mit offener Lüftung gelegentlich mit dem Beschlagen des Visiers zu kämpfen. Effizient Abhilfe schafft hier die mitgelieferte Pinlock-Scheibe (separat ca. 45 Euro), die meiner Meinung nach im Alltagsbetrieb keinesfalls fehlen darf und auch im Ring-Einsatz bestimmt kein Nachteil ist.

Fazit: Für meinen Kopf ist der AGV Pista GP RR aktuell tatsächlich der mit Abstand beste Racing-Helm, der seinen hohen Preis mit innovativen Lösungen tatsächlich (fast) rechtfertigt. Wer auf das Limited-Edition-Design verzichtet oder sowieso lieber unauffällig unterwegs ist, greift übrigens besser zur dezenten Standard-Carbon-Version, die wahlweise matt oder glänzend erhältlich ist. Das spart bei der Anschaffung satte 350 Euro. Die kleinen Alltagsschwächen kann ich dem Pista GP RR ohne Weiteres verzeihen, schließlich handelt es sich dezidiert um ein reinrassiges Rennsport-Wettbewerbsmodell. Wer ohnehin ausnahmslos auf der Landstraße unterwegs ist, dem sei zu guter Letzt daher als günstige Alternative der optisch ähnlich scharfe, alltagstaugliche AGV Corsa R (ab 729,95 Euro) mit Carbon-Aramid-Glasfaserschale ans Herz gelegt.

Produkt: AGV Pista GP RR Speciale Limited Edition

Testdauer: 3Monate
Tester: Clemo
Preis: ca. 1600 Euro

Was uns gefällt: aerodynamisch, komfortabel, innovativ, wunderschön, FIM-Homologation, in 7 Größen erhältlich
Was uns nicht gefällt: der hohe Preis, eingeschränkt alltagstauglich

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