Auf der Eicma 2017 wurde sie präsentiert, nun soll in Kürze – ab September 2018 – die Produktion der ersten serienmäßig elektrisch angetriebenen Vespa starten. Gebaut wird der Roller im traditionellen Werk in Pontedera, verkauft wird sie vorderhand nur über das Internet. Eine entsprechende Homepage soll Anfang Oktober online gehen, die ersten Auslieferungen starten dann Ende Oktober. Ab November will man voll lieferfähig sein, schließlich sollen ab Anfang 2019 auch die USA und Asien mit der elektrischen Scooter-Ikone beliefert werden.
Noch recht vage blieb Konzernmutter Piaggio bislang mit dem Preis. Er werde sich im Bereich der aktuell teuersten Vespas bewegen, hieß es. Das würde für Österreich in etwa einen Wert von rund 6700 Euro bedeuten. Kann aber natürlich auch sein, dass Vespa die exklusive 946 als Maßstab hernimmt, dann wäre der Preis wohl fünfstellig.
Konkreter wurde Piaggio bezüglich der technischen Substanz. Die Vespa Elettrica wird, wie vermutet, im Vergleichssegment der 50-ccm-Scooter angesiedelt sein. Die Dauerleistung beträgt 2,7 PS, die Spitzenleistung 5,4 PS. Wie üblich bei Elektromotoren ist dafür das Drehmoment gewaltig: 200 Newtonmeter. Es wird dafür verantwortlich sein, dass die Beschleunigung deutlich hurtiger abläuft als bei benzinbetriebenen Mopeds. Bei der Höchstgeschwindigkeit braucht man sich aber keinen Illusionen hinzugeben: Wir erwarten nicht viel mehr als die in dieser Klasse erlaubten 45 Stundenkilometer. Eine offizielle Angabe wurde aber in dieser Hinsicht noch nicht veröffentlicht. Es gibt überdies zwei Fahrmodi: Eco und Power. Eco reduziert den Topspeed auf 30 Stundenkilometer und lähmt auch die Beschleunigung, falls man in Reichweitennot gerät und noch ein paar Kilometer herausquetschen will.
Auch über das Gesamtgewicht und die Kapazität der Lithium-Ionen-Batterie schweigt sich Piaggio noch aus. Dafür wird verkündet, dass die Reichweite der rein elektrischen Vespa 100 Kilometer beträgt. Die gesamte Ladetechnik scheint im Roller verbaut zu sein, man zieht einfach ein Kabel aus dem Mitteltunnel und steckt den Roller an eine Steckdose oder Wallbox. In vier Stunden soll der Akku wieder voll sein. Ein praktischer Ausbau des Akkus, um ihn in der Wohnung zu laden (wie es andere Elektroroller ermöglichen), ist nicht vorgesehen. Piaggio verspricht dafür, dass die Akkus 1000 Ladezyklen unbeschadet überstehen, was eine Kilometerleistung von 50.000 bis 70.000 Kilometer und eine durchschnittliche Nutzungsdauer von zehn Jahren bedeutet. Danach sollen die Akkus immer noch 80% der ursprünglichen Kapazität bieten.
Wem die Reichweite von 100 Kilometern nicht genügt, dem legt Vespa ein zweites Modell ans Herz: die Elettrica X. Sie besitzt einen benzingetriebenen Generator (= Motor). Um für ihn sowie einen 3-Liter-Tank Platz zu schaffen, musste die Batterie verkleinert werden. Sie reicht nur mehr für 50 Kilometer. Fällt der Ladezustand der Batterie unter ein gewisses Niveau, schaltet sich der Benzinmotor automatisch zu und erzeugt Strom. Auf diese Weise kommt man 200 Kilometer weit – und kann statt des Batterie-Ladens natürlich auch Benzin nachfüllen, um sofort wieder flott zu sein. Ob die Elettrica X auch ab Oktober 2018 angeboten wird und was dieses Modell kostet, das blieb ebenfalls noch offen.
Was indes schon gewiss ist: Die Elettrica wird auch mit großer Batterie ein Staufach für einen Jethelm bieten. Die gesamte Lichtanlage arbeitet mit LED-Technologie, das Cockpit besteht aus einem 4,3-Zoll-TFT-Display. Darauf lässt sich auch eine weiter entwickelte Version von Piaggios Multimedia Plattform bedienen: Musik und Anrufe vom Smartphone werden gesteuert, was vor allem in Verbindung mit einem eigenen Vespa-Jethelm samt Bluetooth, Kopfhörern und Mikro sinnvoll ist. Es wird auch eine eigene Vespa-Elettrica-App geben, die Connectivity-Funktionen sollen ständig erweitert werden. Eine USB-Buchse im Fach des Beinschilds lädt das Smartphone während der Fahrt, der Zündschlüssel kann in der Tasche bleiben und entriegelt auf Knopfdruck den Sattel.
In punkto Styling wird es zu Anfang nur die Farbe auf unseren Fotos geben: ein silbergraues Chrom-Finish. Allerdings kann man sämtliche Details, die auf dem Foto in Blau ausgeführt sind, auch in sechs andere Farben kleiden. Beim X-Modell sind sie beispielsweise serienmäßig in Grün gefärbt. Wie bei Vespa üblich werden auch reihenweise Optionen zur Verfügung stehen, etwa ein softer Beinschutz für den Winter, ein Windschild und ein Topcase.