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Die 10 schönsten Motorradtouren an der Côte d’AzurRoutentipps im Süden Frankreichs
Zugabe zu unserer großen Reisestory über die Cote d’Azur in unserer Motorradmagazin-Ausgabe 3/2020: Hier präsentieren wir euch die zehn schönsten Streckenabschnitte fürs Motorradfahren an der Côte d’Azur und im nahe gelegenen Hinterland. Manche dieser Strecken sind Klassiker und absolut keine Geheimtipps – müssen aber doch ins Ranking, da sie jeder Motorradreisende einmal gefahren haben muss. Andere Strecken sind ziemlich unbekannt und damit umso reizvoller.
Bevor wir loslegen noch ein paar grundsätzliche Infos: Viele gute Reisetipps, auch für die Nächtigung, findet ihr in unserer Story, die ihr in unserem digitalen Kiosk gleich online lesen könnt – oder das Heft mit wenigen Klicks zu euch nach Hause bestellen. Den Kiosk findet ihr hier. Und zu den Streckenabschnitten selbst: Wir reihen die Tipps nicht nach unseren Favoriten, sondern der besseren Übersichtlichkeit wegen von Ost nach West. Wir beginnen also nahe der italienischen Grenze, die letzten Tipps befinden sich kurz vor Marseille. Und damit geht’s auch schon los.
1. Von Sospel nach L’Escarène – auf den Spuren der Rallye Monte Carlo/23 km
Ein echter Klassiker, aber immer wieder fantastisch: Kehren, Kehren, Kehren – und dazu extrem wenig Verkehr. Wenn ihr diese Strecke fahrt, unbedingt auch kurz die kleine Bergstadt Sospel erkunden – zu beiden Seiten des Flusses Bévéra. Kurz vor dem Weiler La Pausa kommt ein kleiner Pass, von dem aus man einen fantastischen Blick auf die kurz darauf folgende Kaskade an Kehren hat. Pflicht!
2. Rundtour ausgehend von La Tour/105 km
Diese Strecke beginnt und endet in dem Bergdörfchen La Tour. Hier haben wir in der Reisestory auch einen guten Tipp für die Unterkunft plus fantastischem Abendessen (und gutem Bier) genannt. Die Rundtour führt über kleinste und teilweise ziemlich schlechte Straßen (nah am Schotter) Richtung Utelle – völlig verkehrsfrei. Vorher sollte man noch zum Wallfahrtsort La Madone d’Utelle abbiegen, ist pittoresk und kann nicht schaden. Danach Richtung Norden, im Tal der Vésubie bis Saint-Martin-Vésubie. Damit liegt hat man die majestätische Bergwelt des Mercantour-Nationalparkts schon vor sich, Saint-Martin-Vésubie ist demgemäß ein echter Alpin-Ort und ein Mekka für Wanderer und Bergsteiger; ein guter Platz für eine Einkehr.
Wir fahren über die Höhenrücken nach Westen, bis wir ins Tal der Tinée kommen. Dort geht’s flüssig, aber mit etwas mehr Verkehr nach Süden, bis wir wieder nach La Tour abbiegen. Die letzten Kilometer schrauben sich in vielen Kehren nach oben, ein echter Hochgenuss. Im Hotel de La Tour kann man sich dann mit einem Bierchen belohnen, dass in einer kleinen Brauerei in Saint-Martin-Vésubie gebraut wird. Für die 105 Kilometer sollte man gut zweieinhalb Stunden Fahrzeit kalkulieren.
3. Die Moyenne Corniche/27 km
DER Klassiker schlechthin – der ganze Glamour der Côte d’Azur in nicht einmal 30 Kilometer (allerdings auch ziemlich befahren). Man sollte die Route von Nizza aus starten, da die meisten Parkbuchten/Parkplätze an der dem Meer zugewandten Seite sind. Kurz nach der Ausfahrt aus Nizza bekommt man schon schöne Blicke auf das Cap Ferrat, wo der Quadratmeterpreis mit jenem vom Pariser Zentrum vergleichbar ist – unfassbare Villenpracht! Danach unbedingt einen Zwischenstopp im vielleicht glamourösesten Bergdorf der Welt machen – in Èze. Dann in den Hügeln über Monte Carlo vorbei bis Roquebrune-Cap-Martin.
Wer Lust hat, kann gleich auf der Grande Corniche ein Stockwerk höher wieder zurückfahren. Dafür in Roquebrune Richtung La Turbie fahren, dann über den Col d’Èze weiter nach La Condamine. Weniger befahren und auch extrem spektakulär. Hier wurde auch eine James-Bond-Verfolgungsjagd gedreht (Golden Eye).
4. Auffahrt nach Peille/25 km
Könnte man mit einer Fahrt auf der Grande Corniche kombinieren: Von La Turbie geht die Straße nach Norden, ins plötzlich wieder menschenleere Bergland hinter der Côte d’Azur. Das Ziel ist das Bergdörfchen Peille, kurz davor fährt man durch ein paar pittoreske Felstunnel, dann klebt der kleine Ort an der Flanke des Bergs. Ein Spaziergang durch die Gassen lohnt sich, aber viel los ist hier nicht. Fürs Motorradfahren ergeben sich aber noch flotte Kurven, bevor man nordöstlich von Nizza wieder belebtere Gebiete erreicht.
5. Runde nördlich von Vence/60 km
Wer meint, an der Côte d’Azur sei die Hölle los, dem sei diese Runde emfpohlen – sie führt von Vence (bezauberndes, mittelalterliches Zentrum!) in die Bergwelt der Préalpes, wo vor allem eines herrscht: Einsamkeit. Zunächst geht’s aber noch belebter nach Westen, Tourettes-sur-Loup ist auch einen Spaziergang wert. Dann folgen wir dem Loup nach Norden, vorbei an Wasserfällen. Danach nach links abbiegen, direkt Richtung Cipières – Google Maps weigert sich, uns auf diese Art hinzuführen. Die Route ist aber wunderschön und malerisch. Danach über die D2 nach Osten Richtung Coursegoules. Eine Auffahrt in das Bergdorf kann man sich aber sparen, besser gleich Richtung Süden und über den spektakulär lässigen Col de Vence wieder zurück zum Ausgangspunkt.
6. Die schönste Strecke direkt am Meer: Von Théoule-sur-Mer nach Saint-Raphaël/41 km
Ein Vorbehalt hat Recht: Dass die Côte d’Azur ziemlich zugebaut ist. Ein kleines Stück, das hier eine Ausnahme macht und auch mit dem Motorrad wunderschön zu befahren ist (vorzugsweise im goldenen Abendlicht), ist dieser Abschnitt. Vor allem die erste Hälfte mit den rötlichen Felsen erinnert fast ein wenig an die USA; hier ist die Küste auch wilder, romantischer. Absolute Empfehlung!
7. Unterwegs auf der Halbinsel von Saint-Tropez/49 km
Vorab eine Warnung: Rund um Saint-Tropez ist wirklich die Hölle los. Das mondänste Fischerdorf der Welt zieht auch abseits der Hochsaison Massen am Besuchern an. Eine Fahrt ins Zentrum kann sogar mit dem Motorrad mühsam werden. Aber es zahlt sich aus, Saint-Tropez muss man einmal gesehen haben – und abseits von Luxus, Dekadenz und Nepp bietet Saint-Tropez auch ruhige Ecken und schöne Blicke. Zum Motorradfahren selbst empfehlen wir aber eine Runde über die kleinen Nachbardörfer, von denen man auch wunderschöne Blicke genießen kann – und hier ist zumindest in der Nebensaison der Verkehr absolut erträglich.
8. Unterwegs durch das Maurenmassiv/66 km
Definitiv eine der schönsten Motorradstrecken – voller Abwechslungen, Überraschungen und mit viel Fahrspaß. Die Route beginnt direkt an der Küste, bei Rayol-Canadel-sur-Mer und führt dann auf einer neu asphaltierten Traumstraße den Berg hinauf – gespickt mit fantastischen Ausblicken auf die Küste und die davor liegenden Inseln. Ab La Môle geht’s dann auf der D98 etwas gerader nach Westen, um denn Richtung Collobrières wieder extrem kurvig zu werden. Man fährt plötzlich durch finstere Kastanienwälder – Esskastanien, wohlgemerkt. In Collobrières dreht sich dann auch alles um die Maroni, hier gibt’s die weltbeste Maronicreme und Maroni-Eis wie sonst nirgends. Glaubt es uns, da sind wir Experten. Genusstipp ist die Confiserie Azuréene direkt an der Hauptstraße.
Weiter geht es durch das Maurenmassiv Richtung Osten. Wer will, kann einige Kilometer nach Collobrières zur Monastère Notre-Dame de Clémence de La Verne abbiegen. Die Straße ist extrem kurvig, leider schmal und unübersichtlich. Die letzten 500 Meter muss man zum kürzlich renovierten Kloster zu Fuß gehen. Es zahlt sich aber aus: Erstens gibt es einen schönen Shop mit Klosterprodukten aus ganz Frankreich und zweitens ist die monumentale Anlage inmitten tiefgrüner Wälder wirklich spektakulär – und lässt sich auch erkunden.
Die weitere Strecke ist erneut kurvig, kurvig, kurvig, bis man im Westen Cogolin erreicht hat.
9. Von La Ciotat nach Cassis/15 km
Wieder ein Klassiker: Vor den Toren von Marseille läuft eine spektakuläre Bergstraße hoch über der Steilküste, die hier Calanques heißt. Wunderschön zu fahren, prächtige Ausblicke, ein echtes Muss. Wer Zeit hat, sollte sich auch diese unbedingt für Cassis nehmen. Der kleine Ort ist zwar sehr touristisch, aber trotzdem einen Spaziergang wert ... auch der kleine Hafen ist bildhübsch. Auf der Strecke selbst unbedingt bei den Falaises de Cassis stehenbleiben, von hier hoch heroben hat man eine wunderbare Aussicht auf den Ort und die Bucht.
10. Spektakuläre Abschlusstour: Von Gémenos auf die Hochebene von Sainte-Baume/45 km
Noch eine richtig fahraktive Strecke zum Schluss. Sie beginnt in Gémenos, etwas östlich von Aubagne. Hier schraubt sich eine perfekt asphaltierte, großzügig ausgebaute Strecke den Berg hinauf, ein echter Genuss und perfekt zum Kurvenglühen. Fast würde man die schönen Ausblicke verpassen, so heftig ist das. Wem’s nur um die sportlichen Kurven geht, der kann nach dem Pass gleich wieder links abbiegen und nach Auriol hinunterfahren. Wer landschaftliche Abwechslung liebt, fährt am Hochplateau Plan d’Aups-Sainte-Baume weiter – einmal durch die Weite, dann wieder auf kleinsten Straßen durch lichte Wälder. Nach einer guten Stunde stößt man bei La Roquebrussanne wieder auf größere Straßen.