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Sena 50S und 50RHärtetest
Headsets: Man liebt oder hasst sie. Wer auf Purismus, Motorsound und die Einsamkeit der letzten Helden steht, wird sie verdammen, viele andere sehen darin eine Reihe von Vorteilen: Man bekommt Navi-Ansagen eingespielt, kann auf langweiligen Etappen Musik hören und sich mit Sozius oder Spezis am anderen Motorrad über den Einkehrschwung unterhalten. Auch wer die Connectivity-Funktionen vieler moderner Bikes nutzen will, kommt um ein Headset meist nicht herum. Apple CarPlay auf unserer Honda Africa Twin schreibt ein solches zwingend vor.
Und damit sind wir endlich beim Produkttest: Sena hat in diesem Frühjahr zwei neue Highend-Headsets auf den Markt gebracht: das 50S und das 50R. Im Grunde (und im Funktionsumfang) sind beide identisch, unterschiedlich sind Optik, Helmbefestigung und vor allem die Bedienung. Während das 50S wie das (weiterhin erhältliche) Vorgängersystem 30K mit einem großen Drehdrück-Rad ausgestattet ist, bedient man das 50R mittels dreier großer, gut ertastbarer Knöpfe. Kleines Minus: Einmal am Helm befestigt, lässt sich das schlankere 50R nicht mehr ohne Ausbau abnehmen, sodass man zum Laden immer den gesamten Helm mitnehmen muss. Das 50S mit etwas mehr Akkulaufzeit lässt sich weiterhin per Knopfdruck abklicken.
Beide Geräte bieten nun auch das neue Mesh 2.0. Einer der Vorteile: Open Mesh bietet nun neun Kanäle. Zur Erklärung: Mit Open Mesh können fremde Motorradfahrer, die in Reichweite kommen und auch über ein Mesh2-Gerät verfügen, ohne Kopplung Kontakt aufnehmen. Bislang immer, jetzt müssen sie auf dem richtigen Kanal sein – ob das funktioniert, konnten wir leider nicht ausprobieren, da ja noch kaum Motorradfahrer mit Mesh 2 unterwegs sind (ist per Update auch fürs 30K verfügbar).Was wir freilich testen konnten, sind die Verbindungen untereinander und die weiteren vielfältigen Möglichkeiten, die diese Systeme bieten: Bluetooth-Verbindungen mit dem Motorrad, mit einem Navi, mit einem Smartphone – alles kein Problem, auch dank des neuen Bluetooth-5-Standards. Die Steuerung ist wie bei allen einschlägigen Headsets nicht einfach zu merken, allerdings sind die Grundfunktionen gut durchdacht. Außerdem kann man Basiseinstellungen via neuer Smartphone-App vornehmen und dort auch einen Blick in die Kurzanleitung werfen, falls man Befehle vergessen hat. Und natürlich gibt’s auch eine Sprachbedienung (jetzt in acht Sprachen) so wie eine optionale Lenker-Fernbedienung, falls einem das Manuelle näherliegt.
Besonders gut gefallen hat uns die glasklare Sprachqualität im Intercom Betrieb. Es gibt allerdings einen kleinen Zeitversatz zwischen Reden und Hören, man sollte also den anderen immer ausreden lassen, so ist das Headset auch eine Schule der Höflichkeit. Auch die Musikqualität ist gut, hier profitiert man von neuen HD-Lautsprechern. Fein abgestimmt ist letztlich das überlagern verschiedener Quellen: Beginnt man zu sprechen oder werden Navi-Ansagen eingespielt, dann wird allfällig gestreamte Musik leiser, bleibt aber völlig unterbrechungsfrei – wie überhaupt alle Verbindungen schön stabil sind, das war bis vor ein paar Jahren noch anders.
Kleine Haken: Bei offenem oder aufgeklapptem Helm bekommt das Ohr des verbundenen Buddies ein heftiges Windrauschen ab und dann wäre da noch der Premiumpreis, der sich wohl nur dann auszahlt, wenn man das Key-Feature nützt und sich häufig mit einer großen Gruppe vernetzt.
Produkt: Sena 50S/50R
Tester: Peter Schönlaub
Testdauer: 7 Wochen
Preis: je 359 Euro
Was uns gefällt: Design, Sprachqualität, Funktionsumfang
Was uns nicht gefällt: Windrauschen bei offenem Helm, Preis