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Neu: Ducati Multistrada V4 2025Weniger Verbrauch, mehr Platz, Fahrwerks-Absenkung
Ducati legt für 2025 stark nach. Nachdem bereits die Ikone der Marke, die Panigale V4, auf der World Ducati Week gezeigt wurde, zeigen die Italiener nun auch ihren Bestseller in erfrischter Form: die Multistrada V4. Im Gegensatz zum Supersportler, der in völlig neuer Generation auf den Markt kommt, ist der 2025er-Jahrgang der Multistrada V4 (inklusive V4 S und Pikes Peak) allerdings als großes Update einzuordnen. Einige Bereiche, wie etwa der Motor mit seinen 170 PS, blieben unverändert.
Fangen wir daher mit dem Offensichtlichen an, der Optik. Auch hier gab es nur dezentes Make-up. Spezialisten werden die neue Front erkennen, wo nun die lackierten Teile auch unter die Scheinwerfer reichen. Damit wirkt die Multi eine Spur eleganter, und Ducati spricht davon, eine stilistische Nähe zur neuen Panigale gefunden zu haben. Mission gut erfüllt, würden wir sagen.
Außerdem sind die Seitendeckel nun nicht mehr silberfarben glänzend, sondern eine Spur dunkler; anthrazitfarben, würden wir sagen. Und letztlich ist auch der Schalldämpfer minimal anders gezeichnet, soll etwas kantiger sein und noch charismatischer tönen, verspricht Ducati.
Wer sich angesichts der neuen Fotos nicht ganz sicher ist, wo die Unterschiede liegen: Unten zwei Fotos für den direkten Vergleich, also Alt gegen Neu.
Nun zur Technik. Wenn wir beschrieben haben, dass der Motor gleich geblieben ist, dann haben wir ein Detail verschwiegen: Die Zylinderabschaltung der hinteren Bank, bislang nur im Stillstand und Leerlauf aktiv, wird ausgeweitet. Ab 2025 kann auch während der Fahrt die hintere Bank stillgelegt werden, aber nur dann, wenn die volle Leistung nicht abgerufen wird. Dreht man fester am Gasgriff, erwacht die hintere Bank sofort und stellt sich in den Dienst der forschen Sache. Vorteil: Ducati spricht von einer Kraftstoffeinsparung von 6% – so will man den viel kritisierten Durst der Multistrada V4 offenbar ein wenig in den Griff bekommen.
Beim Fahrwerk gibt’s ebenfalls einige News zu vermelden. Zum einen kommt die Multi V4 S serienmäßig mit einer automatischen Fahrwerksabsenkung um 30 Millimeter, die immer dann aktiviert wird, wenn das Bike langsamer als 10 km/h fährt. Überschreitet man 50 km/h, dann zoomt das Fahrwerk wieder nach oben. Zum anderen wird das bei der S-Version serienmäßige Skyhook-Fahrwerk dank eines weiteren Sensors an der Gabel nochmals schlauer: Es detektiert Stöße und gibt die Info in Echtzeit an das Federbein weiter, das sich daher schon entsprechend vorbereiten kann – auch wenn nur Millisekunden dazwischen liegen.
Sämtliche elektronischen Assistenzsysteme wurden ebenfalls weiterentwickelt. Die aus der MotoGP übernommene und bei der neuen Panigale bereits vorgestellte DVO-Technologie (Ducati Vehicle Observer) kann aus den vielen bereits erfassten Infos weitere 70 Sensoren simulieren, und damit die Funktionsweise des Kurven-ABS, der Schräglagen-Traktionskontrolle (DTC) und der Wheelie-Kontrolle (DWC) noch präziser werden lassen.
Versionen mit Front-Radar werden obendrein mit der zusätzlichen Funktionalität eines „Front-Kollisionswarners“ ausgestattet. Bei solchen Systemen marschieren bei uns im Kopf aber immer viele Fragezeichen auf. Das System warnt den Fahrer bei einem drohgenden Frontalaufprall durch ein optisches Signal am Display. Aha. Man sieht also am Display, was man beim Gradausschauen offenbar nicht sieht. Soll man also das Display beachten? Oder nicht doch lieber geradeaus schauen? Dann braucht man wiederum keinen ... aber man muss wohl nicht alles verstehen.
Verständlicher sind weitere Feinschliffe, etwa in der Bedienung. Ab sofort kann man das elektronische Fahrwerk unkompliziert mit einem eigenen Knopf verstellen, unabhängig vom Fahrmodus: sehr gut! Auch ein paar andere Funktionen (Sitz- und Griffheizung) sollen nun einfacher im Menü zu erreichen sein.
Noch ein paar Neuerungen fürs Reisen: So soll der Passagier mehr Raum erhalten, indem die Seitenkoffer und das Topcase eine Spur nach hinten rutschen. Eine neue Gepäckbrücke soll auch bessere Griffe für die Sozia/den Sozius bieten. Und weil der Schwingendrehpunkt um einen Millimeter nach oben gewandert ist, soll das Fahren auch bei großer Beladung präziser geworden sein.
Sicher auch nicht schlecht: eine verbesserte Lichtausbeute sowie effizienteres Kurvenlicht. Abzuwarten bleibt, ob eine neue Funktion des Kombi-Bremssystems Vorteile bringt: Bislang wird hinten automatisch mitgebremst, nun soll auch vorne gebremst werden, wenn man als Fahrer/Fahrerin nur auf die Hinterbremse tritt.
Und es gibt auch einen neuen Enduro-Fahrmodus: Die Leistung wird auf 114 PS reduziert, aber das Ansprechverhalten soll dynamisch und direkt sein. Außerdem sind das ABS hinten, die Wheelie Control und generell die Kurven-Funtkion des ABS deaktiviert, die Interventionen des DTC wiederum auf ein Minimum reduziert.
Die neue Ducati Multistrada V4 Jahrgang 2025 soll bereits im Oktober zu den Händlern rollen. Die Versionen V4 und V4 S sind in Schwarz, Rot und Weiß zu haben, ergänzt auch mit neu gemixten optionalen Ausstattungspaketen. Die V4 Pikes Peak wiederum ist nur in einer Variante zu haben: in Rot mit grauen Akzenten.