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Christoph Lentsch
Autor: Mag. (FH) Christoph Lentsch
christoph.lentsch@motorrad-magazin.at
24.5.2021

Honda CRF300 Rally 2021Explorer im Test

In der letzten Dekade erlitt der Begriff „Adventure-Bike“ in der Zweirad-Welt eine sukzessive Verwässerung. Die Fahrzeug-Hersteller haben das englische Wort für Abenteuer längst zu ihrem Vorteil zurechtgebogen und die gängige Fantasie von Wildnis, Wüste, endlosen Weiten und grenzenloser Freiheit zur Steigerung ihrer Verkaufszahlen missbraucht. Denn „Adventure“ verkauft sich ganz besonders im zugepflasterten, dicht bevölkerten Europa fast von alleine und garantiert klingende Kassen. 

Gut, dass Träume meist ohnehin nur Schäume bleiben. Denn schafft es ein nach Abenteuer lechzender Durchschnittspilot tatsächlich auf seiner 250 Kilo schweren, mit Elektronik und Assistenzsystemen vollgestopften und mittels künstlicher Intelligenz gezügelten Reiseenduro bis in die Sahara, in die Wüste Gobi oder auch nur in die dichten Wälder Rumäniens, findet der Spaß ganz schnell ein jähes Ende. Denn in der Pampa, abseits befestigter Straßen, sind gigantische Motorblöcke, elektronische Helferleins und geheizte Sitzbänke nichts weiter als störender, fehleranfälliger Ballast. 

Wer sich fern der Zivilisation ernsthaft an steilen Auffahrten, engen Trampelpfaden und tiefen Furten versuchen will, strebt beim geeigneten Untersatz besser nach puristischer Ausstattung, niedrigem Gewicht und höchster Robustheit. All das und noch viel mehr bietet die neue Honda CRF300 Rally, die in unserem ersten Test einen überraschenden Glanzauftritt hingelegt hat und die kleinen Schwächen ihres 2017 präsentierten Viertelliter-Vorgängermodells vorbildlich neutralisiert. 

Mit vollem 12,8-Liter-Tank bringt die schlanke Einzylinder-Enduro 153 Kilo auf die Waage (vier Kilo weniger als das 250er-Vorgängermodell) - weniger wiegt eigentlich nur eine reinrassige Sportenduro. Kein Grund also für eine Panikattacke, sollte der gepflegte Weg hinter der nächsten Ecke plötzlich und unerwartet zum steinigen Eselspfad mutieren. In diffizilem Gelände sind Weiterkommen oder wahlweise die sichere Umkehr dank des Leichtgewichts fast immer irgendwie machbar, selbst wenn keine Kameraden hilfreich zur Seite stehen. Auf der CRF300 Rally darf man sich ungewisse Expeditionen ins Hinterlandes auch im Alleingang zutrauen – die Chancen, dass Ross und Reiter wieder heil heimkehren, stehen deutlich besser als auf einer Reiseenduro der 200-Kilo-Plus-Gewichtsklasse. Denn auch von einem Hoppala in der Botanik trägt die robuste Honda höchstens ein paar Schönheitsfehler davon – vom unterdimensionierten Plastik-Unterfahrschutz mal abgesehen. 

Ausgeliefert wird die CRF300 Rally mit einem für Offroad-Einsatz am Hinterrad deaktivierbaren ABS und einer Anti-Hopping-Kupplung. Erfreulicherweise verzichtet Honda beim hochbeinigen Wüstenschiff komplett auf weiteren Schnickschnack. Man konzentriert sich lieber auf das bei Gelände-Expeditionen Wesentliche: Das hochwertige Showa-Fahrwerk mit edel verarbeiteter Alu-Schwinge und 275 Millimetern Bodenfreiheit spricht fein an und schluckt selbst große Brocken völlig unbeeindruckt. Dennoch bleibt die Höhe des angesichts seiner schlanken Form erstaunlich komfortablen Sattels mit 885 Millimetern moderat. Der Kupplungshebel lässt sich auch nach Stunden noch butterweich und unglaublich locker mit nur einem Finger ziehen. Die ersten fünf Gänge des präzisen, knackigen Getriebes sind für drehmomentstarken Vortrieb kurz übersetzt, steile Auffahrten erschnauft die Honda sogar knapp über Standgas. Die sechste Getriebestufe wurde dagegen für sparsamen Durst auf Verbindungsetappen optimiert – trotz Offroad-Abstechern und Vollgas auf Asphalt blieb unser Testverbrauch stets unter 3,2 Liter, was in der Adventure-Praxis rund 400 Kilometer Unabhängigkeit von Zapfsäulen bedeutet. 

Wie an der Kupplung sucht man eine Griffweitenverstellung auch am Bremshebel vergeblich, abgesehen davon gibt sich die Nissin-Bremse keine Blöße. Selbst bei flotter Landstraßen-Gangart verzögert die schlanke Rally tadellos und vermittelt bei harten Bremsmanövern trotz des Eintauchens der Front bedingt durch üppige 234 Millimeter Gabelfederweg stets das Gefühl von Stabilität und Sicherheit.

Im Tourenbetrieb lösen sich sämtliche Bodenunebenheiten unter der sänftengleich abgestimmten CRF300 Rally quasi in Luft auf, obwohl sich das reinrassige Adventure-Bike trotzdem dynamisch wie eine Supermotard und beinahe so handlich wie eine 125er von Ecke zu Ecke dirigieren lässt. Als positive Überraschung entpuppt sich außerdem die grob profilierte IRC-Serienbereifung. Sie bietet auf Asphalt sogar bei kühlen Temperaturen erstaunlichen Grip und schwächelt nicht auf Schotter und Waldwegen – sofern der Luftdruck für unbefestigtes Terrain reduziert wird. 

Der Stahl-Lenker sorgt im Cockpit sowohl beim Sitzen als auch in stehender Fahrt für hervorragende Ergonomie. Das übersichtliche, gut lesbare LCD-Instrument ist mit Ganganzeige und den üblichen Basisfunktionen ausgerüstet. Auch beim Windschutz sammelt die Honda fleißig Punkte: Zwar reicht das Plexiglas nicht bis zum Helm, für den Oberkörper genügt der effiziente Windschutz bis zur Höchstgeschwindigkeit von 135 km/h jedoch allemal. Das leicht zugängliche Staufach am Heck verwahrt Apotheke und Fahrzeugpapiere zuverlässig, Verzurrmöglichkeiten am Kotflügel erlauben den Transport von Gepäck am Soziussitz – hier nehmen BeifahrerInnen ohnehin nur unter Protest Platz. 

Drastisch fällt der Performance-Gewinn des Antriebs aus. 36 Kubik, 2,5 PS und 4 Newtonmeter extra wirken auf den ersten Blick nicht viel, sind aber exakt jenes Alzerl an Muskelkraft, die dem Eintopf des Vorgängermodells gefehlt hat. Der Hub des DOHC-Singles wurde acht Millimeter verlängert. Mit nun 27 Pferdestärken und ebensoviel Drehmoment ist das Triebwerk in Kombination mit der neuen Getriebeabstufung kaum wiederzuerkennen. Selbst im gestreckten Galopp wird der spritzige, drehfreudige Vortrieb nie langweilig. Dank frischer Power in der unteren Hälfte des Drehzahlbandes lässt es sich im Vergleich zum Vormodell obendrein herrlich schaltfaul durch die Landschaft gondeln. 

Nach unserem Test können wir der CRF300 Rally kaum nennenswerte Schwächen, jedoch zahlreiche Stärken attestieren. Das Beste kommt bekanntlich dennoch immer zum Schluss: Leistbare 6990 Euro schreibt Honda auf die Rechnung für den außergewöhnlichen Adventure-Touren-Allrounder. Zu bedauern bleibt am Ende eigentlich nur, dass Sahara und Mongolei viele tausende Kilometer entfernt sind: Die CRF300 Rally dürfte in unseren Breitengraden mangels legaler Offroad-Expeditionen unter ständiger Unterforderung leiden. Doch auch als ständiger Begleiter am Heck des Camping-Mobils ist die Honda prädestiniert – wenn das Abenteuer ruft, ist die CRF300 Rally immer mit von der Partie.

 

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