Seit zehn Jahren arbeitet KTM an der schrittweisen Weiterentwicklung ihrer Elektro-Crosser. Seither hat sich viel getan, vor allem bei der Energiedichte der verfügbaren Akkus und damit auch mit der Reichweite, beziehungsweise den Betriebsminuten im Geländeeinsatz. Ja, Betriebsminuten und nicht Betriebsstunden sind die sinnvolle Zeiteinheit bei derartigen Motorrädern. Beim Vorgängermodell war je nachdem, wie viel man dem Motor abverlangt hat, nach rund 45 Minuten Schluss, bei der neuen 2018er-E-XC verspricht KTM durch eine höhere Akkukapazität, Rekuperation beim Bergabfahren und eine stromsparendere Steuerung ein deutlich längeres Durchhalten. Bis zu 90 Minuten sollen möglich sein, aber natürlich ist man da nicht im Wettkampf-Modus unterwegs...
Aber immerhin: Auch nach 700 Lade- und Entladezyklen soll der Akku noch über 70 % seiner ursprünglichen Kapazität haben. Übrigens ist der Akku nach 75 Minuten Ladezeit auf 80 % seiner Kapazität, 105 Minuten dauert es für eine Vollladung. Damit ist man nicht mehr unbedingt auf die Anschaffung eines (nach wie vor teuren) Zweitakkus angewiesen, wenn man draußen eine Lademöglichkeit hat. Eineinhalb Stunden Ausruhen nach einer guten Stunde Geländehupferei ist ja kein Schaden...
Apropos Kosten: KTM hat sich für ein interessantes Finanzierungsmodell entschieden. Man kauft das Motorrad um knapp 7500 Euro und least den Akku auf Basis eines 4-Jahresvertrags um rund 15 Euro monatlich. Das klingt nicht nur fair, sondern entspricht etwa den Benzinkosten für einen Crosser mit Verbrennungsmotor. Ist also sehr in Ordnung und nebenbei auch noch sauberer.
Der Motor leistet je nach gewähltem Fahr-Mode (Economy, Enduro und Cross) bis zu 18 kW und sitzt in einem überarbeiteten Stahlrahmen. Der Trick hinter der mager klingenden Leistung ist natürlich das irre Drehmoment des Elektromotors: 42 Nm vom Stand weg sind eine extrem starke Ansage im Gelände. Die neue Upside-down-Gabel vom Typ WP Xplor 43 mit verbessertem Ansprechverhalten und das WP PDS Xplor-Federbein mit verbesserter Progression und erweiterten Einstellmöglichkeiten sorgen für ein Fahrwerk, wie man es beispielsweise von einem 250er-Wettbewerbscrosser kennt. Fahrfertig belastet sie die Waage geringer als so mancher Motorradfahrer: 111 Kilo passen gut zur Leistungsklasse der E-XC.
In Mattighofen gibt man sich mit der neuen E-XC nicht zufrieden. Eine Reihe zusätzlicher Geländemodelle mit geringerer Leistung wird in naher Zukunft die Erde aufwühlen. Erwähnenswert ist auch das neue Engagement von KTM im Bereich Elektrofahrräder. Unter der Marke Husqvarna werden demnächst sehr cool designte E-Mountainbikes auf den Markt strömen.
KTM sieht sich schon jetzt als weltweit größter Hersteller von Elektro-Motorrädern und lässt keinen Zweifel daran, dass das so bleiben soll. KTM-Chef Stefan Pierer zeigt dabei allerdings einen bodenständigen Realismus und hält wenig bis gar nichts von den Vorhaben mancher Politiker, den Verbrennungsmotor bis 2030 komplett zu verbieten: "So lange es keinen drastischen Innovationsschub bei der Akkukapazität gibt, sind derartige Pläne unrealistisch. Ich sehe den Verbrennungsmotor auf jeden Fall noch 25 bis 30 Jahre auf unseren Straßen." Auch was eine zu rasche Expansion des Markts für Elektromobilität angeht, zeigt er sich skeptisch. Zur Marktphilosophie von Tesla bemerkt er bei seiner in Englisch gehaltenen Präsentation: "The more they are selling, the more they are losing." ;)
Die Produktion der neuen Freeride E-XC startet nach den Weihnachtsferien. Bei den Händlern steht sie Anfang 2018.