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Clemens Kopecky
Autor: Mag. (FH) Clemens Kopecky
clemens.kopecky@motorrad-magazin.at
6.3.2019

KTM 790 Adventure R 2019 TestRuf der Wüste

Endlich ist es soweit: der von vielen lang ersehnte Marktstart der brandneuen 790 Adventure steht vor der Tür, und bereits jetzt kann sich KTM über ungewöhnlich zahlreiche Vorbestellungen freuen. Die von uns technisch bereits hier vorgestellte 790 Adventure erweitert ab sofort die Reiseenduro-Palette der Mattighofener und ersetzt in Europa die 1090 Adventure. In Punkto Verkaufszahlen nimmt sie vorwiegend Honda Africa Twin, BMW F 850 GS und Triumph Tiger 800 ins Visier. Hauptzielgruppe sind einerseits Weltenbummler und Abenteurer, andererseits soll die 790 Adventure gleichzeitig auch ein Werkzeug für Hardcore-Offroad-Fans sein. Um diese universelle Ausrichtung marketingtechnisch zu unterstreichen, ließ KTM bei unserem ersten Test in Marokko sowohl die orange Adventure-Ikone Joe Pichler als auch die Racing-Ikonen Marc Coma, Sam Sunderland und Chris Birch anrücken.

Vollgetankt bringt die 790 Adventure 209 Kilo auf die Waage – auf den ersten Blick zwar noch immer kein Leichtgewicht, im Vergleich mit der Konkurrenz dennoch locker 20 Kilo weniger Speck auf den Rippen. Diese Ballast-Einsparung macht sich naturgemäß bei Offroad-Fahrten besonders gravierend bemerkbar, wie auch die driftgünstig ausbalancierte Radlastverteilung von 51 Prozent am Vorderrad und 49 Prozent am Hinterrad sowie der außergewöhnlich niedrige Schwerpunkt. Wegen der optisch ein wenig gewöhnungsbedürftigen Tank-Position fühlt sich die KTM 790 Adventure deutlich agiler an als das Datenblatt vermuten lässt – beinahe erinnert die Gewichtsverteilung an das wendige Fahrgefühl auf einem Motorrad mit tief eingebautem Boxer-Antrieb.

Wie bei KTM üblich ist die 790 Adventure ab sofort in zwei Versionen erhältlich: als Standard-Modell um 13.999 Euro oder in der edlen R-Variante um 15.199 Euro. Alle Unterscheidungsmerkmale und Gemeinsamkeiten hier.

Der technisch gravierendste Unterschied zwischen Standard- und R-Modell ist dennoch zweifellos das Fahrwerk: bei der 790 Adventure kommen straßenorientierte, kostengünstige und nur in Punkto Vorspannung justierbare WP-Apex-Komponenten mit 20 Zentimetern Federweg zum Einsatz. Die 790 Adventure R brilliert dagegen mit teurerem, voll einstellbarem WP Xplor Fahrwerk, 24 Zentimetern Federweg und über 26 Zentimetern Bodenfreiheit. 

Besonderes Augenmerk hat KTM auf die Sitzhöhe gelegt – sie fällt bei der 790 Adventure deutlich niedriger aus als bei den 1290-Super-Adventure-Modellen (ab 86 Zentimeter). Bei der Standard-790er ist die Sitzhöhe zwischen 83 und 85 Zentimetern verstellbar, mit Tieferlegungskit und niedriger Sitzbank sind sogar 80 Zentimeter möglich. Das serienmäßig doch 88 Zentimeter hohe R-Modell kann dagegen ausschließlich durch den Kauf einer Sitzbank aus der PowerParts-Kollektion an den Fahrer angepasst werden. Bei durchschnittlich großen Fahrern ist die R-Sitzhöhe unserer Meinung nach aber ohnehin ideal, da man zumindest mit dem Fußballen stets sicheren Stand hat und so beim Sitzen der Kniewinkel auf Langstrecken äußerst relaxt bleibt.

Leider konnten wir das Standard-Modell der 790 Adventure nur knapp hundert Kilometer und fast ausschließlich auf einer schnurgeraden, superrutschigen Asphaltstraße fahren. Daher wollen wir uns hier vorerst kein umfassendes Urteil über den Reisekomfort erlauben. Der erste Eindruck war aber vielversprechend. Man sitzt äußerst komfortabel und tiefer ins Bike integriert als bei der R-Variante. Die untere Arretierungsstufe (83 Zentimeter) der superkomfortablen Sitzbank war unserem Testpiloten bei 179 Zentimetern Körpergröße jedoch schon deutlich zu tief, die 85-Zentimeter-Einstellung gewährleistet eine erhabenere Körperposition mit komfortablerer Beinposition. Der Lenker ist angenehm breit und mühelos erreichbar, der Rücken komplett gerade und der Kniewinkel entspannt. Das hohe Windschild des Standard-Modells erzeugt jedoch unangenehme Verwirbelungen rund um den Motocross-Helm.

Ein Problem, das sich beim deutlich kürzeren Plexiglas der R-Version nicht gestellt hat. Hier weht der Fahrtwind zwar stärker, der Kopf liegt trotzdem deutlich aerodynamischer im Luftstrom. Das Thema Windschutz sollte jedoch nicht kaufentscheidend sein: die Plexiglas-Scheiben können zwischen den beiden Modellen problemlos getauscht werden, und die Zubehör-Industrie dürfte ohnehin längst an weiteren Windschild-Optionen tüfteln.

Im Unterschied zum Standard-Modell durften wir die 790 Adventure R deutlich intensiver testen: in jener Art von Terrain, das normalerweise bei Wüstenrallyes bewältigt werden will. Hier konnte die 790 Adventure R ihre wirklich exzellente Gelände-Tauglichkeit tatsächlich auf Anhieb unter Beweis stellen.

Piloten der 790 Duke werden den Motor in der 790 Adventure mit nun 95 PS und 88 Newtonmetern wohl kaum wiedererkennen. Er liefert selbst bei voller Fahrt jederzeit genug explosiven Schub um das Vorderrad mit ein wenig Hilfe des leichtgängigen Seilzug-Kupplungshebels spontan nach oben ziehen zu können. So können Bodenunebenheiten elegant und effizient wie mit einem waschechten Rallye-Bike absolviert werden. Im Unterschied zum Naked Bike verfügt der Paralleltwin des Adventurebikes dank anderer Nockenwellen und modifizierter Programmierung über deutlich mehr Schubkraft bei niedrigen Drehzahlen. In langsamen, balanceintensiven Passagen brilliert der nahezu vibrationsfreie Zweizylinder mit seidiger Gasannahme und hervorragender Dosierbarkeit. Selbst bei Schritttempo neigt das Aggregat nie zum Absterben, obwohl die Schwungmasse von den technischen Modifikationen nicht betroffen war. Auch wenn wir es hier in Marokko nicht gebraucht haben, hat die „Offroad“ getaufte, via TFT-Menü anwählbare Gasannahme einen besonders positiven Eindruck hinterlassen. Sie macht das Motor-Ansprechverhalten noch sanfter als sie ohnehin schon ist und reduziert die Maximalleistung um zirka 10 PS – ideal für kontrollierte Fahrt auf rutschigem oder verblocktem Untergrund. Im Unterschied dazu offeriert die „Rallye“-Gasannahme ultradirekten, extrem knackigen Leistungseinsatz wie man ihn tatsächlich wohl nur im Race-Modus in den Weiten der Sahara gebrauchen kann. Einen guten Mittelweg findet die „Street“-Gasannahme, die in beinahe allen Fahrsituationen eine gute Figur macht.

Allen Leistungsfanatikern sei gesagt: mit den 95 PS der KTM 790 Adventure R ist man auf der Landstraße und im Gelände garantiert nicht untermotorisiert. Die Spitzenleistung ist jederzeit absolut ausreichend für eine ordentliche Portion Kurvenspaß – wer tatsächlich glaubt noch mehr explosive Power zu brauchen, ist ohnehin mit einer 1290 Super Adventure besser bedient. Dank der verfügbaren A2-Version der 790 Adventure kommen übrigens auch Einsteiger in den Genuss der universellen Mittelklasse-Reiseenduro aus Oberösterreich.

Fazit: KTM hat das Versprechen offenbar gehalten: wir können uns momentan tatsächlich sehr gut vorstellen, dass derzeit kaum eine andere Reiseenduro der 790 Adventure R im Geländeeinsatz das Wasser reichen kann. Ein Vergleichstest wird in Kürze jedenfalls die ganze Wahrheit ans Licht bringen. Im Wochenend- und Alltagseinsatz mit gelegentlichen Schotterstraßen-Abstechern ist die Standard-790er fraglos völlig ausreichend. Wer mit der neuen KTM 790 Adventure aber tatsächlich das echte Abenteuer sucht und daher auch Etappen durch unbekanntes Gelände nicht scheut, sollte auf jeden Fall in das R-Modell investieren – wegen der ab Werk sensationell souverän abgestimmten WP-Xplor-Komponenten mit beeindruckenden Dämpfungsreserven spielt die 790 Adventure R in Punkto Offroad-Performance bei den Reiseenduros derzeit wohl in einer eigenen Liga. Ebenfalls für die außerordentliche Geländetauglichkeit verantwortlich zeichnen der wie erwähnt herrlich abgestimmte Motor in Kombination mit dem tiefen Schwerpunkt dank eigenwilliger Tank-Lösung.

Vor einem Sturz auf die seitlich herausragenden Teile des Treibstoffreservoirs muss man sich laut KTM-R&D-Crew angeblich auch nicht fürchten: während der unzähligen Test-Kilometer (unter anderem bei sommerlichen 46 Grad durch das Death Valley) und entsprechender Sturz-Quote sei selbst ohne der nun ab Werk montierten Kunststoffprotektoren jemals ein Tank zu Bruch gegangen, schwören die Entwicklungsingenieure hoch und heilig. Nicht einmal bei einem High-Speed-Crash mit beinahe endloser Rutschphase über rauen Asphalt. Das wollen wir an dieser Stelle ausnahmsweise nicht in Frage stellen und schon gar nicht selbst ausprobieren. Härtetests anderer Art werden der KTM 790 Adventure und ihrer R-Schwester im Motorradmagazin-Testeinsatz jedoch nicht erspart bleiben – mehr „Erfahrungen“ sind in Kürze hier online und auch in unserer Print-Ausgabe zu finden.

 

Der Testpilot ist bekleidet mit:
Acerbis Stealth Carbon Helm
Hebo Quantum MX-Brille
Acerbis Flax MX Jersey & Hose
Acerbis Enduro Jacke
Acerbis X-Fit Future Protektorhemd
POD Knieorthesen
Fox Instinct Offroad Stiefel

BILDERGALERIE KTM 790 ADVENTURE R 2019:

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