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Peter Schönlaub
Autor: Peter Schönlaub
peter.schoenlaub@motorrad-magazin.at
26.10.2024

Neu: Ultraviolette F77 Mach 2Elektro-Streetfighter um 9990 Euro

Das noch immer junge Feld der Elektromobilität schafft Raum für neue Player – auch wenn es dort hart zugeht, wie man an der kürzlich bekannt gewordenen Insolvenz des italienischen Pioniers Energica erkennt.

Wenn wir’s stark vereinfachen, dann lassen sich die Handicaps des E-Antriebs aktuell auf zwei große Punkte reduzieren: auf den Preis und die Reichweite. Dass wenige „Early Adopter“ bereit sind, für ein elektrisches Motorrad 30.000 Euro und mehr auf den Tisch zu legen, das mussten ja auch schon Harley mit der ersten Livewire zur Kenntnis nehmen.

Zumindest in diesem Punkt will nun ein neues Startup aus Indien alle Vorbehalte vom Tisch wischen. Das 2016 gegründete Unternehmen „Ultraviolette“ bringt nämlich in Kürze sein erstes Elektro-Motorrad nach Europa und will dafür als Einstandspreis genau 9990 Euro verlangen, inklusive Umsatzsteuer. Grund genug, um einen genaueren Blick auf das Bike und die Firma zu werfen.

Zuerst kurz zur Firma. Ultraviolette wurde vor acht Jahren von Narayan Subramaniam and Niraj Rajmohan gegründet und konnte mittlerweile angeblich einen sehr prominenten Teilhaber gewinnen: den Investor Lingotto. Dieser wurde wiederum von John Elkann gegründet, Enkel von Fiat-Ikone Gianni Agnelli. Elkann ist auch Aufsichtsratsvorsitzender von Ferrari und Stellantis (DER Automobilriese mit Peugeot, Citroën, Opel, Fiat, Alfa Romeo, Jeep, Chrysler & Co). Das ist schon einmal keine schlechte Referenz.

Jetzt aber zum Motorrad: Wir reden von einem sehr sportlich wirkenden Naked Bike, das zumindest seitlich aufgrund seiner Vollverkleidung wie ein Supersportler aussieht. Der Name lautet Ultraviolette F77 Mach 2. In Indien werden davon zwei Varianten aufgelegt, nach Europa soll nur die bessere kommen, die am Subkontinent noch den Zusatz „Recon“ trägt (und der in Europa entfällt).

Für die F77 Mach 2 hat Ultraviolette kürzlich die UNECE-Zertifizierung erhalten, man kann das Bike also in Europa auf den Markt bringen und zulassen. Beides soll in Kürze passieren; auf der Eicma Anfang November fällt der Startschuss, ein Anfangskontingent wurde schon aufs Frachtschiff verladen. Die ersten Märkte sollen die Türkei und Deutschland sein, weitere Schritt für Schritt folgen.

 

Wir haben es schon oben erwähnt: Die Ultraviolette F77 Mach 2 soll zu einem Einstiegspreis von 9990 Euro verfügbar sein. Die Umsatzsteuer sei darin schon enthalten, heißt es. Falls man es nach Österreich bringt: eine NoVA fällt auch nicht an, weil reine E-Fahrzeuge davon ja nach wie vor befreit sind.

Was bekommt man für diesen Betrag? Gehen wir die einzelnen Komponenten durch:

Der Elektromotor leistet 40 PS und ein maximales Drehmoment von saftigen 100 Newtonmeter (mit letzterem ist man beispielsweise auf Augenhöhe mit einer KTM 990 Duke). Diese Leistung ermöglicht einen Topspeed von 155 km/h. Die Beschleunigung wird mit 7,7 Sekunden auf 100 km/h angegeben, was nicht schlecht ist, aber für Motorradverhältnisse auch keine Schweißtropfen auf der Stirn erzeugen wird. Dazu gibt’s drei Fahrmodi, die eher martialisch klingen: Glide, Combat, Ballistic.

Der Strom für den Motor kommt aus einem Lithium-Ionen-Akku, der in einem wasserdichten Alugehäuse untergebracht ist. Mit 10,3 kWh Speichervolumen verspricht Ultraviolett bis zu 323 Kilometer Reichweite. Im „Ballistic-Mode“ mit 60 km/h Schnitt (!) sind es dann aber nur mehr 186 Kilometer. Flott gefahren und mit etwas mehr Highspeed-Anteil rechne man in der Realität also mit noch weniger. Eine schöne Runde von 150 Kilometer sollte aber in der Praxis doch drin sein.

Das Laden könnte noch ein Hemmschuh sein. Mit Standard-Ladegerät werden sogar für die „einfache“ 20-auf-80-Prozent-Füllung schon fünf Stunden fällig; mit einem optionalen „Boost Charger“ halbiert sich diese Zeit. Im Vergleich zu dem, was Autos heute schon können, ist das aber immer noch ein veritables Schneckentempo.

Das Fahren funktioniert natürlich einfach: Der E-Antrieb kommt ohne Schaltgetriebe, man genießt also eine Automatik in Bestform. Dazu ermöglicht die F77 Mach 2 auch eine Energierückgewinnung (Rekuperation) beim Rollen oder Bremsen. Diese ist zehnfach einstellbar.

Justieren kann man nicht nur den E-Einsatz (Fahrmodi) und die Rekuperation, sondern auch die serienmäßige Traktionskontrolle (4-fach). Ein 2-Kanal-ABS von Bosch ist auch an Bord, ebenso ein 5-Zoll-TFT-Display mit Connectivity, integrierter eSIM (wohl für für zukünftige Over-the-Air-Updates) und GPS-Modul.

Bleibt noch ein Blick auf die Hardware: Der Rahmen besteht aus einem Stahl-Gitterrohr-Konstrukt samt Aluminium-Komponenten, das Fahrwerk aus einer 41er-USD-Gabel und einem Federbein, beide in der Vorspannung verstellbar. Als Bremsen hat man eine große Einzelscheibe vorne (320 Millimeter) mit 4-Kolben-Sattel und eine 230er-Scheibe mit 1-Kolben-Stattel hinten vorgesehen.

Mit 1340 Millimeter Radstand bleibt die F77 Mach 2 ziemlich kompakt, 800 Millimeter Sitzhöhe sind überschaubar. Die Reifendimensionen sind ebenfalls angemessen: 110/70-17 vorne und 150/60-17 hinten. Das Gesamtgewicht beträgt 207 Kilo, womit man natürlich etwas schwerer unterwegs ist als ähnlich motiorisierte Verbrenner, aber nicht gänzlich aus dem Rahmen fällt.

Sehr erfreulich: Ultraviolette bietet für die F77 Mach 2 großzügige Garantien an: 3 Jahre oder 30.000 Kilometer auf das Fahrzeug, für die Antriebskomponenten inklusive Batterie sogar fünf Jahre oder 100.000 Kilometer.

Wir werden uns die Ultraviolette F77 Mach 2 auf der Eicma natürlich genau ansehen, das Projekt weiter verfolgen und hoffen auf eine baldige Möglichkeit zu einer Testfahrt.

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