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Autonom fahrende BMW R 1200 GS!Forsche Entwicklung
Das weiß man natürlich auch bei BMW und wehrt sich vehement gegen die Idee, dass wir in Zukunft nur mehr auf den Bikes sitzen und ihnen beim Fahren zuschauen oder überhaupt gleich zuhause bleiben und am Großbildmonitor einem privaten Livestream folgen. Gleichzeitig beobachten die Entwickler von BMW-Motorrad mit einer gewissen Sorge, woran ihre Kollegen von der Pkw-Abteilung schon seit einigen Jahren mit viel größerem Eifer basteln, als es in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Weil so viel steht fest: Das autonome Auto wird kommen und es wird unsere Vorstellung von individueller Mobilität von Grund auf verändern. Was aber all diese Visionen von miteinander vernetzten und von künstlicher Intelligenz gesteuerten Wägelchen gemeinsam haben, ist das Fehlen von einspurigen Fahrzeugen. Auf Youtube finden sich Dutzende Marketingvideos, auf denen die Zukunft des autonomen Straßenverkehrs dargestellt wird, aber Motorräder sucht man dabei vergeblich.
Politisch sind die stärksten Argumente gegen das Motorrad der Zukunft reine Sicherheitsfragen. Und sitzt erstmal der größte Teil der Verkehrsteilnehmer in praktisch absolut sicheren und von Computern gesteuerten Käfigen, ist der Ruf nach einem Verbot der uns heute bekannten Motorräder nur eine Frage der Zeit. Bei BMW will man dem zuvorkommen, indem autonome Systeme das manuelle Fahren nicht ersetzen, sondern einfach wesentlich sicherer machen. Man sieht das als logische Weiterentwicklung in einer langen Reihe von technischen Helferleins, mit denen das Motorradfahren schon seit der Einführung von ABS immer sicherer geworden ist.
Die Szenarien, bei denen eine erhöhte „Intelligenz“ des Motorrads Unfälle vermeiden kann, sind zahlreich. Das beginnt bei der automatischen Erkennung von Hindernissen auf der Fahrbahn und reicht über gesteuerte Anpassungen an Verkehrsverhältnisse bis zu der Erkenntnis, dass die nächste Kurve nur eine gewisse Geschwindigkeit verträgt. Ob man als Fahrer nur entsprechende Warnungen im Cockpit sieht oder das System ab einem gewissen Gefahrenpunkt selbstständig aktiv wird und beispielsweise das Gas zurücknimmt oder sogar bremst und ein bisschen bei der idealen Schräglage mithilft, ist dann keine technische Frage, sondern eine bewusste Entscheidung. Also ganz ähnlich wie schon heute eine mehrstufige und auf Wunsch abschaltbare Traktionskontrolle und unterschiedlich einstellbare Fahrwerks- und Motorabstimmungen.
Dazu zählt auch die direkte Kommunikation zwischen – idealerweise allen – Verkehrsteilnehmern. BMW hat in Miramas ein System im Echtbetrieb gezeigt, das beispielsweise an einer uneinsehbaren Kreuzungsstelle vor der Annäherung eines anderen Fahrzeugs warnt und dann im Prinzip auch selbsttätig eine Bremsung einleiten kann. Das funktioniert über den nächsten Mobilfunkstandard 5G mit einer direkten Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation und braucht daher keine Handymasten in der Nähe. Beim Aufbau einer entsprechend einheitlichen Plattform ist die Pkw-Industrie längst aktiv und auch die größten Motorradhersteller haben sich dafür in einem Gremium zusammengeschlossen.
Und um noch einen Teaser für die kommenden Motorrad-Messen aus dem Ärmel zu schieben: Was wir in Miramas leider nicht fotografieren durften, war ein auf der dortigen Rennstrecke „wie zufällig“ mehrmals an uns vorbeiziehendes, sehr schnelles und eindeutig sehr sportliches Elektromotorrad. Man hörte nur den Wind rauschen und es war tatsächlich so schnell, dass praktisch unmöglich irgendwelche Details erkennbar waren. Tja Leute, da kommt einiges auf uns zu! Sicher ist, dass wir im Motorradmagazin darüber berichten werden. Bis demnächst...