Leeren ›

Österreichs Plattform
Symbol, das darstellt, dass dieses Magazin 24h am Tag und 7 Tage die Woche verfügbar ist
für schräges Leben

Leseprobe gefällig?

Bitte, gerne! Einfach auf das Vorschaubild klicken und schon startet der Download.

Kiosk-Button
menu
Christoph Lentsch
Autor: Mag. (FH) Christoph Lentsch
christoph.lentsch@motorrad-magazin.at
28.2.2021

Yamaha MT-09 2021 TestFastenkur

Fasten macht nicht nur leichter, sondern – so man es richtig macht - auch stärker, physisch wie psychisch. Während wir uns als Menschen nur selbst dazu zwingen können, tut es bei motorisierten Fortbewegungsmitteln das Gesetz. Das edle Ziel, weniger Abgas- und Lärmemissionen in die Welt zu blasen, führte bei den Herstellern zu einem hohen Entwicklungsaufwand und der Aufgabe altehrwürdiger Modelle, bei denen sich jener nicht mehr rechnen würde.

Beim einen oder anderen Modell waren leichte Leistungseinbußen zu verzeichnen, wie beispielsweise auch bei der kleinen Schwester der MT-09, die das bestverkaufte Familienmitglied in der Hyper-Naked-Palette von Yamaha darstellt. Die kleine Schwächung wird ihrem Erfolg wohl keinen Abbruch tun, da sich die Mittelklasse nicht primär über die Performance definiert. Anders bei der Oberklasse.

Mit einer Hubraumvergrößerung auf 889 Kubik hat es Yamaha geschafft, die Maximalleistung des CP3-Motors von 115 auf 119 PS anzuheben und das bei 10.000 statt 10.500 Touren. Das maximale Drehmoment von 93 Newtonmeter steht gar schon bei 1500 Touren weniger an. Mit 6 Prozent mehr Leistung und 3 Prozent mehr Drehmoment soll das Aggregat trotzdem um 9 Prozent weniger verbrauchen. Fünf Liter gibt Yamaha selbst an, wir brauchten im Schnitt sechs, phasenweise sogar 6,9 Liter - bei sehr flotter Fahrt.

Der um 5 Grad vertikaler eingesetzte Motor wurde um 1,7 Kilo leichter, Nocken- und Kurbelwelle sind neu, die Kolben geschmiedet und die Pleuel „gecracked“ wie im 10-Zylinder-M5. Sogar der Underfloor-Auspuff hat um 1,4 Kilo verloren. Er sieht nicht nur besser aus als der im Sport-Pack-Pro enthaltene Akrapovic, weil praktisch unsichtbar, er klingt auch besser. Leider gibt es aber eine schlechte Nachricht: Das Standgeräusch beträgt 96 dB.

Schließlich sollen auch der Rahmen, der Heckrahmen, die Schwinge und die Felgen (-700 Gramm) leichter geworden sein. Die Felgen sind nur mehr 2 statt 3,5 Millimeter dick. Möglich macht das eine Technik, mit der auch die Felgen von Valentino Rossi für die MotoGP hergestellt werden. Die „Yamaha spin-forged Wheels“ sehen aus wie teure Teile aus dem Zubehör und verbessern natürlich das Handling des Naked Bikes. Bereift sind sie mit dem derzeit äußerst beliebten Bridgestone S22, der sich keinen Ausrutscher leistete und von zornigen Dreizylinder ordentlich aufgearbeitet wurde. Es ist schon sensationell, was man aus „nur“ 119 PS rausholen kann. 

Der Lenkkopf ist um ganze 3 Zentimeter abgesunken, weshalb für den um 15 Millimeter erhöhten Lenker richtig lange Riser (zirka 10 Zentimeter) notwendig sind. Die voll verstellbare Gabel schrumpfte gar um 39 Millimeter, der Federweg von 130 mm blieb aber gleich. Das sieht insgesamt etwas seltsam aus. Für viel Diskussionsstoff sorgt wie schon bei der MT-07 die neue Lichtmaske mit zentralem Scheinwerfer und Positionslichtern in Ypsilon-Form. Schlimmer sind allerdings die nicht sehr schön versorgten Kabel mit Kabelbindern am Lenker und die völlig frei schwebende Hupe, die man anscheinend am Zeichenbrett vergessen und im Nachhinein einfach draufgesteckt hat.

Unverändert ist die Sitzhöhe von 825 Millimeter, nur die Sitzbank wurde etwas schmäler und sorgte zusammen mit dem straffen Fahrwerk für leichte Schmerzen im Allerwertesten nach der 235 Kilometer langen Testfahrt (der Tank war am Ende praktisch völlig leer). Mit 1.80 Meter empfand ich die Ergonomie auf der MT-09 als nahezu optimal. Lenker und Fußrasten ließen sich zwar noch versetzen (die Rasten befanden sich in der unteren Position), aber ich sah dazu keine Notwendigkeit. Die Rasten haben kein einziges Mal am Asphalt gekratzt und der Kniewinkel war so angenehmer.

Das vielleicht beste Upgrade erfuhren die Bremsen vorne. Eine neue Bremspumpe sorgt für einen progressiveren Bremskraftaufbau, es gibt keinen nervigen Initialbiß, der einem den Kurveneingang verhaut, trotzdem greifen die Zangen bei mehr Zug am fünffach verstellbaren Hebel wie ein Schraubstock. Das ABS ist jetzt mit einer Kurvenfunktion ausgestattet, die man seltsamerweise abstellen kann. Anpassen lassen sich auch die Traktionskontrolle, Slide Control und Lift Control (=Wheelie-Control) in insgesamt 3 Stufen. Während Letztere abstellbar ist, können TC und ABS nicht deaktiviert werden. Das Scrollen durchs Menü erfolgt über ein drückbares Drehrad und das ist alles andere als optimal. 

Das 3,5-Zoll-Display ist zwar kein Meisterwerk, aber für ein sportliches Nakedbike ausreichend. Ein elektronischer Gasgriff steuert vier Fahrmodi, die auch während der Fahrt gewechselt werden können. Mode 1 ist der schärfste, vier der sanfteste, der auch als einziger Modus die Leistung begrenzt. Das ist extrem spürbar und wird bestimmt nur bei sehr schlechten Verhältnissen zum Einsatz kommen. Wir waren die meiste zeit im Modus 2 unterwegs, weil das Gas nicht ganz so prompt einsetzt. Die Abstimmung ist noch immer nicht fehlerfrei, Lastwechsel noch zu spüren, aber kein Vergleich mehr zur ersten Generation.

Neu und serienmäßig mit an Board ist der vollwertige Quickshifter, der ab 20 km/h und 2200 Umdrehungen eingesetzt werden kann. Er funktionierte nicht völlig einwandfrei, aber zufriedenstellend. Triumph stimmte den Schaltautomaten an seinem 900er-Dreizylinder besser ab. Aber es schaltet sich auch mit Kupplung leicht, schnell und exakt im überarbeiteten Sechsganggetriebe.

Die geringeren rotierenden Massen verschärfen den Bewegungscharakter und das Handling der MT-09 noch mehr, begleitet von einem mal heiseren Schreien, mal röchelnden Gröhlen, dass es eine Freude ist. Auch im Winkelwerk sind nur leichte Lenkimpulse nötig, das meiste fährt man locker und beschwingt aus der Hüfte. Die MT-09 verkörpert die Dark Side of Japan wirklich wie kein anderes Motorrad (wir warten noch die neue MT-10 ab) und lässt einen nach dem ersten Infight euphorisch in den Helm brüllen. Die lineare Bremse und die geringeren Lastwechsel harmonisieren das Fahrerlebnis, ohne ihm etwas von seiner Aufregung zu nehmen. So muss ein performance-orientiertes Nakedbike fahren.

Zwischen 6000 und 7000 Touren zündet ein Turbo, dass die Front des furiosen Fauns immer wieder nach oben giert. Man hat als erfahrener Pilot aber nie das Gefühl, das Bike würde einem entgleiten, weil es leistungsmäßig eben genau dort ist, wo es hingehört und – das sagen wir aber nur leise – mehr PS nicht gleich mehr Action bedeuten. Wir sind hier schon ganz nah am Thema ideale Performance. Nur das Fahrwerk kann in letzter Konsequenz auf welligem Asphalt nicht ganz mit der Gesamtleistung mithalten, was natürlich die Existenz der SP-Variante rechtfertigt. 

 

Ab April 2021 ist die neue MT-09 in den Farben Icon Blue, Storm Fluo und Tech Black verfügbar. Wer das Hyper-Naked-Bike auch im Alltag nutzen möchte, der findet dem Urban-Pack das passende Zubehörpaket; wer sogar damit reist, kann zum Weekend-Pack greifen und wer es noch sportlicher mag, zum Sport(Pro)Pack. Oder er besorgt sich gleich die MT-09 SP.

Mehr zum Thema:

Naked Bike:

Yamaha:

:

25.2.2025

Indian Chieftain 112 in Schwarz fahrend von links nach rechts
Indian Chieftain 112 in Schwarz fahrend von links nach rechts

Im Test: Indian Chieftain 112 und Challenger 112Die stärksten Bagger der Welt

Indian ordnet die Familie seiner großen Bagger und Tourer neu: Jetzt fahren auch Chieftain und Roadmaster mit dem Powerplus-Motor – der zudem noch größer und stärker geworden ist. Wir haben die neuen Bagger auf einer ausgiebigen Runde durch Nevada getestet.

weiterlesen ›

Leseprobe gefällig?

Bitte, gerne! Einfach auf das Vorschaubild klicken und schon startet der Download.