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Kawasaki Ninja H2 SX 2022Warp-Faktor 10
Die in Kürze wieder erhältliche, nun Euro-5-konforme Kawasaki H2 SX wird für 2022 technisch weiter aufgerüstet. Neben der im letzten Jahr vorgestellten Ducati Multistrada V4 wird sie das zweite Motorrad auf dem Markt sein, das mit einem Totwinkelwarnsystem ausgerüstet ist. Unter dem Bremslicht wurde hierfür ein Radarsensor in den Kennzeichenträger implantiert, ein zweiter befindet sich unter dem neuen LED-Scheinwerfer in der überarbeiteten Lichtmaske der Kawasaki H2 SX Letzterer versorgt den Front-Kollisionswarner sowie das adaptive Abstandsradar des Tempomaten mit Daten. Die Anzeigen des Totwinkelwarners sind in die Rückspiegel integriert und warnen – wie der Name schon sagt – wenn sich ein Fahrzeug na?hert oder im toten Winkel befindet.
Der Kollisionswarner (FCW) kann in drei Stufen eingestellt werden. Er gibt dem Fahrer oberhalb des Displays ein visuelles Signal, wenn das Motorrad einen bestimmten Abstand zum Vorderfahrzeug unterschreitet und fordert so den Fahrer auf, entsprechend zu reagieren.
Mit dem adaptiven Tempomat (ACC) kann die gewünschte Fahrgeschwindigkeit sowie der Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug eingestellt werden. Verkleinert sich dieser, reduziert das System das Tempo um eine Kollision zu vermeiden. Wird die Distanz wieder größer, beschleunigt das Fahrzeug und stellt den zuvor gewählten Abstand wieder her.
Der bekannte Kompressor-Vierzylinder mit 998 Kubik bleibt im Grunde unberührt. Zu den Modifikationen, die den Vierzylinder über die vorgeschriebene Emissionshürde heben, zählen neue Steuerzeiten der Einlass- und Auslassnockenwellen, ein neuer Endtopf ohne Vorschalldämpfer und eine adaptierte Abstimmung der Einspritzanlage mit neuer ECU. Das maximale Drehmoment von 137 Newtonmetern liegt zukünftig tausend Touren früher an, während die Maximalleistung von 200 PS (210 PS mit Ram-Air) unverändert bleibt. Der serienmäßige Quickshifter funktioniert im 2022er-Modell bereits ab 1600 Umdrehungen und kann somit auch bei Bummeltempo in der City häufiger verwendet werden.
Um Platz für das Radarsystem zu schaffen, war ein Facelift quasi unumgänglich. Der neue Scheinwerfer mit nur 40 Millimetern Durchmesser musste deutlich höher in der Verkleidung positioniert werden. Serienmäßig an Bord der H2 SX ist ab 2022 das aus der bisherigen SX-SE-Version bekannte Kurvenlicht in den Seitenverkleidungen, das je nach Schräglage bis zu drei Zusatz-LEDs aktiviert.
Generell rücken die erhältlichen Ausstattungsvariationen des Sporttourers im Vergleich zu bisher jeweils eine Stufe nach: Die H2 SX wird ähnlich der bisherhigen SE ausgestattet, der neuen SE werden die Features der einstigen SE+ spendiert: Mit Brembo-Stylema-Bremssätteln ist ihre Vorderradbremse hochwertiger bestückt als jene der konventionellen H2 SX. Ihr elektronisches Showa-Skyhook-Fahrwerk wurde upgedatet und verfügt nun über einen Wankausgleich, auch unter Anti-Dive-Funktion bekannt. Mit Notbremslicht, einer Berganfahrhilfe sowie überarbeiteten schräglagenabhängigen Assistenzsystemen können beide SX-Versionen ebenfalls aufwarten. Griffheizung, Reifendruckkontrollsystem und Keyless-Go kosten bei SX und SX SE ebenfalls keinen Cent extra – nur das lackierte Koffersystem ist leider aufpreispflichtig.
Am Komfort der ohnehin schon sehr bequemen Sporttourer-H2 wurde für kommende Saison ebenfalls weiter gefeilt. Die Kontur beider Sitzpolster wurde verbreitert, der Sattel bietet daher größere Auflagefläche für die Oberschenkel. Die nun dickere Polsterung wurde straffer gewählt, der Bezug soll mehr Grip bieten.
Spektakulär ist das neue 6,5-Zoll-TFT-Display im Cockpit, das sich oberhalb des Drehschalters des neuen Keyless-Go befindet. Es ersetzt das alte Instrument mit analogem Drehzahlmesser und dient unter anderem der Steuerung der Radarfunktionen. Erwartungsgemäß kann auch ein Smartphone gekoppelt und Navigation, Intercom und Musiksteuerung geregelt werden. Mittels Kawasaki Spin-App hat der Fahrer die Möglichkeit, Inhalte seines Smartphones auf das Display zu spiegeln. Aktuell stehen rund 20 Apps zur Auswahl, welche Navigation, Wetterdaten, Musik und weitere Features ermöglichen und zukünftig um diverse Anwendungen erweitert werden.
Dass so viel mehr High-Tech-Ausstattung auch mehr wiegt, darf ganz zurecht vermutet werden. Die fahrfertige H2 SX wiegt mit 266 Kilo satte zehn Kilogramm mehr als ihr Vormodell, die neue H2 SX SE ist nur ein weiteres Kilo schwerer (jedoch plus 5 Kilo im Vergleich zum Vorgänger).
Keine Qual der Wahl hat der H2-SX-Käufer bei den erhältlichen Farbvarianten. Ninja H2 SX und H2 SX SE sind lediglich in „Emerald Blazed Green/Metallic Diablo Black/Metallic Graphite Gray“ verfügbar. Bei der H2 SX ist jedoch die gesamte Kanzel grün lackiert, während an der schwarzen Kanzel der SX SE nur der Scheibenrahmen grün lackiert ist. Dafür schmücken bei der SE-Topversion Zierstreifen die schwarzen Felgen. Über die voraussichtlichen Verkaufspreise in Österreich ist zum aktuellen Zeitpunkt noch nichts bekannt.