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Peter Schönlaub
Autor: Peter Schönlaub
peter.schoenlaub@motorrad-magazin.at
6.3.2023

CFMoto 700CL-X Adventure: Erster Test!Günstiges Nostalgie-Abenteuer

Mit der Adventure führt CFMoto zur Jahresmitte 2023 die dritte Variante der Modellfamilie 700CL-X ein. Besondere Kennzeichen: Speichenräder, hoher Kotflügel, höherer Sitz und Lenker sowie ein eigener Offroad-Fahrmodus. Wir konnten bereits die ersten Runden mit dem chinesischen Scrambler drehen.

Die CFMoto 700CL-X markierte den Aufbruch der chinesischen Marke nach Europa. 2019 auf der Eicma mit großem Auftritt enthüllt, verkündete man damals die weitreichenden Pläne inklusive Modelloffensive und Markteroberung. Seitdem ist viel passiert; man hat mit der 800MT einen neuen Shooting Star im Programm und mit der Pierer Mobility Group – dem Mutterkonzern von KTM – auch einen neuen Importeur für fünf europäische Länder. Deutschland, Österreich und die Schweiz zählen natürlich dazu.

Wie seinerzeit verkündet, soll sich die Modellfamilie der CFMoto 700CL-X auf drei Varianten aufspreizen: das Basismodell Heritage, die schöne Sport und nun eben auch auf die Adventure. Die technische Basis ist demnach gut bekannt: Angetrieben wird die 700CL-X von einem 70 PS starken Reihen-Zweizylinder; das maximale Drehmoment liegt bei 61 Newtonmeter. Dazu gibt’s einen Gitterrohrrahmen und eine Alu-Zweiarmschwinge.

Da die Sitzhöhe ein Stück höher liegt, könnte man vermuten, dass die Adventure auch längere Federwege hat als ihre Artverwandten. Dem ist aber nicht so, vorne und hinten bleibt es bei 150 Millimeter, was für einen Scrambler ganz okay ist. So muss man die 700CL-X Adventure übrigens auch einstufen: als Scrambler, nicht als Adventurebike.

 

Gehen wir noch einmal die wichtigsten Unterschiede bzw. Eigenheiten durch: Die 700CL-X Adventure hat als einzige Variante der Baureihe Speichenräder; darauf sind Pirelli Scorpion Rally STR aufgezogen, also beste Ware, um auf Schotterwegen oder trockener Erde eine gute Traktion sicherzustellen. Der Vorderreifen ist wie bei der Heritage ein 18-Zöller. Der Sitz liegt, wie schon erwähnt, mit 830 Millimeter ein paar Fingerbreit höher, was der dickeren Schäumung der Bank zuzuschreiben ist; es gibt aber auch um zehn Millimeter mehr Bodenfreiheit. Dazu spendiert CFMoto einen kleinen, klaren Windschild und einen hoch gesetzten Front-Kotflügel, was der Offroad-Folklore geschuldet ist. Witzige Details sind die beiden Platten seitlich am Heck. Sie sollen an Startnummerntafeln (Sixdays!) erinnern, gleichzeitig lassen sich daran Softbags aus dem Zubehörprogramm befestigen. Ergänzt werden die Modifikationen durch robuste Offroad-Fußrasten und einem im Vergleich zum Basismodell Heritage deutlich höher gezogenen Lenker.

In technischer Sicht ist die Implementierung des neuen Fahrmodus „Offroad“ der einzige Unterschied. Er sorgt für eine weichere Gasannahme, außerdem lässt sich per erneutem Knopfdruck das ABS am Hinterrad deaktivieren.

Ist man zuerst mit der Heritage gefahren, dann irritiert die sehr aufrechte Sitzhaltung mit fast ein wenig zu hohem Lenker; man gewöhnt sich aber rasch daran. Vorteil: Der dick geschäumte Sattel wirkt weicher, man genießt also hohen Sitzkomfort und Federungskomfort, wohl auch begünstigt durch die gute Eigendämpfung des Pirelli Scorpion STR. 

Auf der Straße zeigt sich einmal mehr, wie sehr die Sitzposition den Fahreindruck beeinflusst. Auf der 700CL-X Sport mit ihrem geteiltem Lenker und altbritischer Café-Racer-Haltung ist man sofort auf Angriff gepolt (freilich bei gleichzeitig enormen Komforteinbußen), bei der 700CL-X Heritage mit ihrem breiteren Lenker immer noch auf Dynamik. Hier auf der Adventure ist man deutlich relaxter unterwegs, obwohl Motor und Fahrwerk ja identisch sind. Wie bei der Heritage würde man sich trotzdem etwas engagiertere Bremsen (von Brembo-Tochter J.Juan) wünschen. Die Sport besitzt vorne zwei Scheiben und damit deutlich mehr Biss; so sollte es auch auf Heritage und Adventure sein.

Eine Traktionskontrolle findet man hier nicht, dafür allerdings eine Smartphone-Anbindung, um Fahrdaten via App auf dem Handy ablesen zu können; auch Software-Updates sollen auf diese Weise „over the air“ eingespielt werden können. Die Verbindung zu testen, dafür fehlte uns aber bei der ersten Fahrmöglichkeit jedoch leider die Zeit. Auch ins Gelände konnten wir nicht abbiegen, das holen wir bei nächster Gelegenheit nach. Klar ist: Das runde LC-Display, das an die erste Generation der Ducati Scrambler 800 erinnert, ist aktuell schon ein wenig altvaterisch, hier erwarten wir in Bälde den Umstieg auf einen TFT-Bildschirm.

Was wir schon nach der ersten Testrunde bestätigen können: Auch mit der Adventure-Variante macht das Fahren viel Spaß. Der Sound ist hier ebenso gut gelungen wie auf den anderen Varianten der Baureihe, er ist ziemlich bassig und beim vehementen Öffnen der Drosselklappen gut präsent, ohne prollig zu sein. Die Kraft ist dieser Mittelklasse angemessen, lediglich die Abstimmung könnte noch ein wenig besser sein, manchmal gab es ein kleines „Verschlucken“, ein kurzes Innehalten.

Das KYB-Fahrwerk ist gut ausbalanciert (und lässt sich auch vielfach einstellen), macht die 700CL-X handlich, gleichzeitig aber auch in längeren Kurven stabil. Insgesamt ein sehr erfreuliches, unkompliziertes Benehmen, das vom gemütlichen Bummeln bis zu gelegentlichen sportlicheren Etappen alles mitmacht. 

Unterm Strich ist die 700CL-X Adventure eine witzige Abrundung der Vintage-Palette von CFMoto. Das Modell soll Mitte März bei den Händlern stehen und in Österreich 8899 Euro kosten (in Deutschland rund 1000 Euro weniger). Ein guter Preis jedenfalls im Vergleich mit einer Ducati Scrambler 800. Wie sie sich dagegen und gegen die anderen Scrambler dieser Klasse schlägt, wollen wir bei einem großen Shoot-out im Lauf der Saison herausfinden.

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