
peter.schoenlaub@motorrad-magazin.at
30 Jahre DukeStürze und Kurioses
Auf Tauchstation
Franz Farkas
Auf die Präsentation der KTM Duke war ich besonders gespannt, war ich doch damals mit einem kleinen enthusiastischen Rennteam im erweiterten Versuch tätig. Wir haben damals dem LC4 Motor, der eigentlich für den Cross-Sport gedacht war, in einem Eigenbau-Fahrwerk im Straßenrennsport eingesetzt, um die Straßenfähigkeiten zu testen und vor allem das Schmiersystem an die speziellen Anforderungen anzupassen.
Bei der Präsentation waren damals 18 Journalisten geladen, es standen aber nur drei Motorräder zum Test zur Verfügung. Ein weiteres Bike war zwar betriebsbereit, aber für Fotos vorgesehen. Diese Motorräder der allerersten Serie hatten keinen E-Starter und waren nur mit Hauptständer ausgerüstet. Also saßen meist 15 Journalisten am Hafen vor dem Fotomodell und warteten bis einer der Kollegen zurückgekehrt war und das Motorrad wieder zur Verfügung stellte. Natürlich wurde in diesem Kreis diskutiert, vor allem über die Startschwierigkeiten, die damals schon Legende waren.
Da ich den Motor recht gut kannte, war ich natürlich vorlaut und meinte, ihn mit der Hand starten zu können. Nach mehrmaliger Aufforderung der Kollegen schritt ich zur Tat. Der Motor sprang auch sofort an, ich nahm die Duke für eine Vorzeigerunde vom Ständer, hatte aber übersehen, dass ein Gang eingelegt war. Ein Ruck – und sie verschwand im Hafenbecken. Nach einem betretenen Schweigen brach ein wahrer Tumult los, doch die KTM-Verantwortlichen handelten schnell: Das Motorrad wurde geborgen und noch über Nacht trockengelegt. Die Story selbst war natürlich das Gespräch des Abends, das Thema „nicht anzutreten“ um eine Facette reicher …
In bester Daune
Peter Schönlaub
Vor gut 25 Jahren durfte man es noch eilig haben. Ich war auf einer Yamaha FZS600 Fazer auf dem Weg zu einem Branchentreffen außerhalb Wiens, mit Verspätung, und entsprechend ambitioniert. Wer es nicht kennt: Die Wiener Westausfahrt ist eine klassische zweispurige Hauptverkehrsader, die bald den Charakter einer Schnellstraße bekommt und direkt in die Autobahn mündet. Bei meiner Eile musste ich mich natürlich auf den Verkehr vor mir konzentrieren, dennoch fiel mir bald eine seltsame Figur im Rückspiegel auf: ein Kollege, der mit Daunenjacke und Skibrille angezogen war und sich auf seiner im Vergleich zur Fazer halb so starken Einser-Duke nach Kräften bemühte, mich einzuholen.
Ich fand’s kurios und lustig, musste über die Verrücktheiten der KTM-Fahrer – damals noch ein Grüppchen – lachen: Was für eine frivole Idee, mich auf einer Duke einzuholen. Wann immer der im Fahrtwind geschüttelte Daunenmann näher kam, brauchte ich bloß ein wenig meinen Vierzylinder zu kitzeln. Aber selbst auf der Autobahn hielt er sich noch im Rückspiegel, weiß Gott, woher er die Zuversicht nahm. Doch dann geschah es: eine Baustelle nach der ersten Anhöhe senkte das Tempo. Während ich das Gas brav zudrehte, stampfte und schlingerte der geschundene Einzylinder an mir vorbei. Respekt, dachte ich.
Dem ist der Führerschein so viel wert wie ein Heizstrahler im Hochsommer. Doch kurz nachdem er auf gleicher Höhe war, leuchtete am zarten Heck der Duke eine Inschrift auf: Polizei – Folgen. Die Szene war zu kurios, um in der folgenden Parkbucht nicht zu schmunzeln, während dem beamteten Daunenmann der Grant zum Halse heraus wuchs. Ums kurz zu machen: Ein Fachgespräch über Sinn und Wert eines 50-PS-Bikes als Autobahnverfolger entspannte im Verlauf einer Zigarettenlänge die Situation, wir verabschiedeten uns als Freunde; über Daunenjacke und Skibrille wurde aber nicht geredet.
Malle Malheur
Christoph Lentsch
Die gute Nachricht: Seit ich beim Motorradmagazin arbeite, bin ich nicht mehr gestürzt. Die schlechte: Das war nicht immer so. Wir schreiben das Jahr 2016, KTM präsentiert die 1290 Super Duke GT mit 173 PS und semi-aktivem Fahrwerk auf Mallorca.
Ich habe das Motorradfahren auf der Insel immer geliebt. Viel gepflegter Asphalt, traumhafte Landschaften, versteckte, fast einspurige Geheimwege. Nur auf die Radfahrer muss man im Winter achtgeben, im Sommer will man hier sowieso nicht sein. Wir hatten aber nicht nur Glück mit dem Verkehr, sondern eben auch mit dem Wetter und der Grip war bestens. Das heißt, es gab eigentlich keinen Grund zu stürzen. Es gab auch keinerlei Grund, das ABS komplett zu deaktivieren, was damals noch möglich war (ich weiß nicht, ob mein Sturz eventuell zu einer Gesetzesänderung geführt hat). Aber warum nicht das ABS deaktivieren, früher fuhren wir doch alle so, dachte ich und wollte außerdem wissen, ob sich das Gefühl am Bremshebel verändern würde.
Ich behaupte ja ganz unwissenschaftlich, dass Katastrophen nur dann passieren, wenn mindestens zwei unglückliche Zufälle oder problematische Sachverhalte zusammenkommen. Tschernobyl: Hochriskante Technik und Trotteln am Steuerpult. Challenger: Hochriskante Technik und schlechtes (zu kaltes) Wetter. Hindenburg: Hochriskante Technik und … Sie können diese Liste ja selbst weiterführen. In meinem Falle waren es eher eine riskante Entscheidung und ein rutschiger Rollsplit-Fleck an der falschen Stelle, in einer Rechts-bergab-Kurve. Glück im Unglück: Wäre der amerikanische Kollege vor mir (mit aktiviertem ABS!) nicht auf die andere Straßenseite gekommen und hätte so den Verkehr angehalten, dann wäre ich wohl nicht sanft ins Gemüse gesegelt, sondern vor oder unter ein Auto. Und dann hätte ich vielleicht nicht mehr erleben dürfen, wie es ist, beim Motorradmagazin zu arbeiten und nicht mehr zu stürzen. *Klopf auf Holz!* Jedenfalls hatte ich so den zweiten ersten Totalschaden eines neuen Motorrades zu verantworten.
Kindgerecht
Chris Schipper, KTM-Chef Österreich
Noch bevor die erste Duke 1994 auf den Markt kam, wurden im Jahr davor erste Prototypen an ausgewählte Händler übergeben, damit sie diese ihren Kunden präsentieren konnten. Mein Vater war damals einer dieser Händler, ich ein 9-jähriger Bub. Wir haben diesen Prototypen damals am Schönberghof, am Gelände des damaligen Österreichrings, ausgestellt. Ganz viele unserer eingeladenen Kunden haben damals gemeint: KTM und ein Straßenmotorrad?
Das wird nie was, das könnt ihr vergessen! Die Realität sieht anders aus, die Duke-Familie ist heute unser größtes Straßensegment – man darf also nicht immer auf den ersten Eindruck hören. Ich hab die Duke übrigens schon als Kind cool gefunden, weil sie mit dem Einstieg von Klaus Kinigadner in die Supermoto-Szene verbunden war. Driftende Motorräder mit Einzylinder-Sound, das war einfach geil.