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KTM in NötenGerichtliches Sanierungsverfahren wird beantragt
Paukenschlag heute bei KTM. Die finanzielle Situation dürfte sich in den letzten Wochen so zugespitzt haben, dass der Mutterkonzern Pierer Mobility heute verlautbarte, am kommenden Freitag für einige seiner Tochterfirmen, die KTM AG, die KTM Components GmbH und die KTM F&E GmbH, die Einleitung eines gerichtlichen Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung zu beantragen. Der aktuelle Finanzierungsbedarf belaufe sich auf einen hohendreistelligen Millionenbetrag, und das Management gehe nicht mehr davon aus, rechtzeitig eine Zwischenfinanzierung sicherzustellen.
Sollte dieser Antrag bewilligt werden, dann will man die KTM-Gruppe in Eigenverwaltung sanieren. Dazu soll mit den Gläubigern innerhalb von 90 Tagen ein Plan erstellt und das Unternehmen redimensioniert werden. Eine solche „Gesundschrumpfung“ würde über zwei Jahre laufen und in dieser Zeit eine Reduktion der Betriebsleistung in Österreich von einer Milliarde Euro zur Folge haben.
KTM-Boss Stefan Pierer hat sich außerdem gemeinsam mit seinem Co-Vorstand Gottfried Neumeister mit ungewohnt emotionalen Worten an seine Mitarbeiter und die orangefarbene Community gewandt. Er sprach dabei von „einem Boxenstopp“ für das Unternehmen und davon, dass KTM sein berufliches Lebenswerk sei, für das er kämpfen werde.
Gottfried Neumeister wiederum, seit vergangenen September im Amt, versprühte Optimismus und versprach, nicht nur den Turnaround zu schaffen, sondern stärker aus der Krise zurückzukehren.
Was dieser heutige Blitzeinschlag für KTM bedeutet, ist nicht abzusehen. Zu schnell haben sich die Meldungen in jüngster Zeit überschlagen: Erst am 12.11. wurde die Notwendigkeit einer Finanzspitze bekannt, drei Tage später wurde ein erneuter Stellenabbau bestätigt sowie der Plan, die Fertigung in Mattighofen und Munderfing zu Jahresbeginn über Wochen zu pausieren.
Was also ist zu erwarten? Es liegen wohl harte Wochen und Monate vor KTM. Der Begriff „Redimensionierung“ lässt auf weiteren Stellenabbau schließen, Pierer Mobility geht außerdem von einem negativen Jahresergebnis im „sehr hohen dreistelligen Millionenbereich“ aus. Alles weitere wäre zum aktuellen Zeitpunkt noch Spekulation.
Auf jeden Fall sollte man KTM, egal ob man selbst ein Fan der Marke ist oder nicht, die Daumen halten. Nicht nur, aber erst recht als Österreicher. Der größte europäische Motorradhersteller sollte den Turnaround schnell und nachhaltig schaffen, denn die Motorradwelt wäre farbloser ohne den orangefarbenen Tupfen. Das darf nicht passieren.