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Ducati Panigale V4 R 2026330 kmh
Die neue Panigale V4 R ist die neueste Generation einer Gattung, die ihren Ursprung in der legendären 996R von 2001 hat. Diese Motorräder waren schon immer die Basis für die Superbikes, die in der Weltmeisterschaft antreten, und sind daher die edelsten Sportmotorräder von Ducati. Die Panigale V4 R wird traditionell in einer nummerierten Serie produziert, wobei Modellname und Seriennummer stolz auf der Gabelbrücke prangen.
Dank der kontinuierlichen und engen Zusammenarbeit mit Ducati Corse führt die Panigale V4R erstmals auf einem straßenzugelassenen Motorrad rennsporterprobte Lösungen ein, wie z. B. die Corner Sidepods, die Ducati 2021 erstmals in der MotoGP verwendete, und die Ducati Racing Gearbox (DRG) mit Ducati Neutral Lock (DNL).
Das Herzstück der Panigale V4 R, der 998-Kubik-V4-Motor Desmosedici Stradale R, wurde für die Superbike-Weltmeisterschaft konzipiert und in dieser neuesten Version im Einklang mit der MotoGP-Philosophie von Ducati Corse weiterentwickelt. Er bietet ein verbessertes Drehmoment über das gesamte Drehzahlband sowie eine nochmals radikalere Beschleunigung. Die Leistung gipfelt in 218 PS (208,4 in der US-Ausführung), ist jedoch mit einem durchschnittlichen Plus von 4 PS (2,6 in der US-Spezifikation) von 4.000 U/min bis zur Maximalleistung bulliger und soll damit einen spürbaren Vorteil gegenüber dem Vorgängermodell mit gleichem Maximalwert bei 16.000 U/min haben.
Die Drehmomentkurve hingegen liegt höher als beim Vorgängermodell, mit einem Plus von 7 % bei 6.000 U/min und 3 % beim Maximalwert von 114,5 Nm bei 12.000 U/min. Diese Werte sind das Ergebnis der Arbeit der Ducati-Ingenieure bei der Homologation der neuen Panigale V4 R auf Euro5+. Die Panigale V4 R erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 318,4 km/h, die sich mit Rennauspuffkonfiguration auf 330,6 km/h erhöht.
Aerodynamik
Die neue Panigale V4 R ist erstmals bei einem Serienmotorrad mit Corner Sidepods ausgestattet, einer Technik, die Ducati 2021 in der MotoGP einführte.
Die Corner Sidepods wurden für hohe Schräglagen entwickelt und erzeugen einen „Groundeffekt“, der für mehr Grip der Reifen sorgt und so höhere Geschwindigkeiten und damit kürzere Rundenzeiten ermöglicht. Beim Fahren, insbesondere bei hohen Geschwindigkeiten, spürt der Fahrer deutlich, dass sich das Motorrad bereits am Scheitelpunkt der Kurve nach innen bewegt und so eine engere Linie ermöglicht. Dadurch erfolgt die Beschleunigungsphase am Kurvenausgang in einem engeren Radius.
Das mit der Panigale V4 2025 eingeführte Verkleidungsdesign der V4 R verfügt zudem über neue, größere Flügel, die mehr Abtrieb erzeugen. Die Last erhöht sich um 25 %, was zu einer Erhöhung des Abtriebs um 4,8 kg bei 270 km/h und 6 kg bei 300 km/h führt, mit erheblichen Vorteilen hinsichtlich der Stabilität beim Beschleunigen und der Präzision bei hohen Geschwindigkeiten.

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Motor aus der MotoGP
Um die bestmögliche technische Basis für die Superbike-Weltmeisterschaft zu schaffen, ist die neue Desmosedici Stradale R mit neuen, noch leichteren Kolben (-5,1 %) und einer neuen Kurbelwelle mit erhöhter Trägheit ausgestattet. Diese Lösung, die Ducatis Entwicklungsstrategie in der MotoGP folgt, sorgt für ein progressiveres Ansprechverhalten des Motors und stellt praktisch eine serienmäßige, homologierte Version der Desmosedici dar, die von Marc Marquez und Pecco Bagnaia gefahren wurde.
Trotz der Einschränkungen durch die Abgasanlage, die der strengen Euro-5+-Homologation entspricht, behält die neue Desmosedici Stradale R die maximale Leistung ihres Vorgängers bei und bietet gleichzeitig eine anhaltendere Drehmomentkurve bei mittleren Drehzahlen. Das volle Potenzial dieses Motors entfaltet sich auf der Rennstrecke durch den Rennauspuff, der 235 PS erreicht, die mit Ducati Corse Performance Oil auf 239 PS steigen.
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Renngetriebe
Die neue Panigale V4 R ist mit einem Getriebe im Rennsport-Stil ausgestattet. Das Ducati Renngetriebe (DRG) positioniert den Leerlauf unter dem ersten Gang und nicht zwischen dem ersten und zweiten, genau wie bei der MotoGP und den Werks-Superbikes. Dank des Ducati Neutral Lock (DNL)-Systems wird ein versehentliches Einlegen des Leerlaufs in der Bremsphase beim Einfahren in Kurven im ersten Gang verhindert.
Dank des fehlenden Leerlaufs zwischen dem ersten und zweiten Gang ist das Schalten zwischen diesen beiden Gängen schneller, sanfter und wiederholbarer als bei einer herkömmlichen Getriebekonfiguration. Das von Ducati patentierte Ducati Neutral Lock-System lässt sich durch Betätigen des Hebels am rechten Lenker deaktivieren. Zum Einlegen des Leerlaufs muss der Fahrer daher dieselben Manöver wie die Fahrer in der MotoGP und Superbike ausführen.
Rahmen und Schwinge
Die neue Panigale V4 R basiert auf den Fahrwerkskonzepten der Panigale V4 2025, insbesondere dem neu gestalteten Vorderrahmen zur Reduzierung der Seitensteifigkeit (-40 %) und vor allem der hohlen symmetrischen Schwinge. Diese beiden Lösungen wurden von Ducati Corse gefordert, um den Grip der aktuellen Slick-Reifen zu maximieren und die Motorleistung auf die Straße zu übertragen. Der neue Rahmen und die neue Schwinge ermöglichen dem Motorrad ein besseres Kurvenverhalten und erhöhen gleichzeitig die Traktion am Kurvenausgang und das Fahrgefühl beim Beschleunigen.
Die Panigale V4 R ist mit einer Öhlins NPX25/30-Gabel mit 43-mm-Standrohren und einem mechanischen Öhlins TTX36-Federbein mit spezifischen Einstellungen für die neue Generation ausgestattet. Darüber hinaus verfügt die V4 R über den neuen Öhlins SD20-Lenkungsdämpfer – erstmals bei einem Serienmotorrad –, der eine bessere Dämpfung und einen größeren Einstellbereich bietet.
Als Rennmotorrad bietet die V4 R umfangreiche Möglichkeiten, das Setup an die Eigenschaften verschiedener Rennstrecken und den Fahrstil des Fahrers anzupassen. Die Schwingenhöhe ist in 4 Positionen in 2-mm-Schritten einstellbar. Wie bei der Superbike-Version ist die hintere Höhe über die Spurstange in einem größeren Bereich (32,4 mm gegenüber 13 mm Federweg) einstellbar als bei der vorherigen V4 R. Schließlich ist der hintere Stoßdämpfer für den Einbau eines linearen Federwegsensors ausgelegt.
Elektronik
Das Elektronikpaket der neuen Panigale V4 R wurde im Vergleich zum Vorgängermodell deutlich weiterentwickelt. Dies ist auf den direkt von Ducati Corse progammierten Ducati Vehicle Observer (DVO)-Algorithmus und das erstmals auf der Panigale V4 eingeführte kombinierte Kurven-ABS zurückzuführen.
Im Vergleich zur Panigale V4 unterscheidet sich die Elektronik der V4 R durch neue, leistungsorientierte kombinierte Bremsstrategien, die sogenannte Race Brake Control, und die auf die Motorbremssteuerung erweiterte Anwendung von DVO. Die Race Brake Control-Logik ist das Ergebnis einer internen Entwicklung bei Ducati und ermöglicht die Nachahmung der Fahrtechniken von Profifahrern mit Ergebnissen, die denen der Panigale V4 sogar noch überlegen sind.
Insbesondere ermöglicht die Race Brake Control dank einer noch präziseren Berechnungsmethode, die einen höheren Druck bei unterschiedlichen Rollwinkeln ermöglicht, einen deutlich stärkeren Einsatz der Hinterradbremse als bei der Panigale V4. Dadurch kann der Fahrer den Bremspunkt weiter nach vorne verschieben, da das System in der letzten Phase des Bremswegs bis zur Blockiergrenze des Hinterrads eine stärkere Verzögerung zulässt, wie es MotoGP- und Superbike-Fahrer tun. Hierzu trägt auch das neue Motorbremskontrollsystem bei, das dank DVO eine präzisere Steuerung der auf den Reifen ausgeübten Kräfte ermöglicht und so die Bremswirkung des Motors noch progressiver und vorhersehbarer macht.
Das neue Elektronikpaket wird über das bereits mit der Panigale V4 eingeführte 6,9-Zoll-TFT gesteuert, das zwei Anzeigemodi – Track und Road – sowie eine auf grafischen Ansichten basierende Benutzeroberfläche mit Informationen zu Leistung und Fahrzeugstatus bietet. Die auf der Panigale V4 R verbaute Version verfügt über eine speziell für den Einsatz auf der Rennstrecke entwickelte Ansicht namens Grip Meter, die den Fahrer beim Streben nach maximaler Leistung unterstützt, indem sie die aktuell geschätzte Bodenhaftung grafisch anzeigt.