Norton meint es ernst: Unter dem neuen Eigentümer Stuart Garner gibt die britische Motorradikone Vollgas und zeigt erste Renderings einer völlig neuen Einsteiger-Modellreihe. Herzstück dieser Modelle ist ein neuer 650-Kubik-Reihen-Zweizylinder mit 270 Grad Hubzapfenversatz, der im Prinzip ein „halbierter“ V4 des 2017 vorgestellten Superbikes der Marke ist. Der große Clou dabei: Dieser Motor soll für drei Leistungsstufen vorbereitet sein. Den Anfang macht eine Version mit etwas weniger als 70 PS, die High-Output-Variante soll es auf gut 100 PS bringen. Und dann plant Norton noch eine Version mit Kompressor, die für saftige 175 PS gut sein soll.
Seinen Marktstart soll der neue Motor in einem Scrambler-Modell noch Ende 2018 feiern. Auch dabei plant Norton gleich zwei Varianten: eine straßenorientierte „Street Scrambler“ und einen offroadaffinen „Desert Racer“. Beide werden als Rückgrat einen neuen Stahl-Gitterrohrrahmen erhalten, die Offroad-Version eine längere Schwinge. Es ist anzunehmen, dass hier die 70- und 100-PS-Konfigurationen des Zweizylinders zum Einsatz kommen werden. Auch eine Preisvorstellung wurde genannt: Man zielt auf einen Einstiegspreis von 10.000 Pfund, was übersetzt in Euro und samt österreichischer Steuerbelastung einen Preis zwischen 13 und 14 Tausender ergeben würde.
Damit sind die ehrgeizigen Pläne von Norton aber noch nicht am Ende: Schlagen diese beiden Modelle am Markt ein, dann soll eine Supersport-Version folgen. Mit einem anvisierten Trockengewicht von 140 Kilo sollte bereits die 100-PS-Variante herzerfrischende Performancewerte liefern, an die 175-PS-Rakete wollen wir noch gar nicht denken. Norton zielt mit diesem Konzept natürlich auf die Lightweight-Klasse, die auch bei der TT auf der Isle of Man immer populärer wird.
Die ehrgeizigen Pläne der Briten werden auch durch neue, strategisch schlaue Partnerschaften gestützt. Man hat dazu gleich zwei große Namen gewinnen können. Zum einen kooperiert Norton ab sofort mit Zongshen, was den Eintritt in den chinesischen Markt ermöglicht. Zum anderen arbeiten die Briten mit der indischen Kinetic Group zusammen; deren Motorradsparte „Motoroyale“ importiert unter anderem MV Agusta nach Indien. Schon in Kürze soll Motoroyale die aktuellen Norton-Modelle für den indischen Markt und den Export in asiatische Märkte fertigen.
Die europäischen Märkte werden indes weiter von der britischen Produktionsstätte versorgt und sollen durch einen intensiven Ausbau des Händlernetzes profitieren. So konnte man 2017 in einer Reihe wichtiger europäischer Länder neue Importeure gewinnen, feine Showrooms (etwa in Barcelona, Madrid, Lissabon und Valencia) sollen nun reihenweise eröffnen. Auch in Deutschland soll das Netz „im nächsten Schritt um mindestens zehn weitere exklusive Händler ausgebaut werden“, sagt Business Development Manager Andreas Leuthe. In Österreich ist man unterdessen noch nicht weitergekommen. Die ersten Händler wollte man im Sommer 2017 präsentieren, bis Ende des Jahres sollten es vier bis fünf sein – aktuell ist Österreich aber immer noch ein weißer Fleck auf der Norton-Landkarte. Leider.