
DUCATI MONSTER 1200 SExtrascharf mit alles
Hand aufs Herz: auf unserer Teststrecke in den Seealpen rund um Nizza punktet der V-Twin zwar mit seidenweicher, ruckfreier Gasannahme und kultiviertem Motorlauf, die erstarkte Potenz haben wir uns jedoch vor Fahrtantritt ein Alzerl eindrucksvoller vorgestellt. Zwar steht die Monster jederzeit gut im Saft, von Übermotorisierung ist jedoch auf den engen, verwinkelten Sträßchen der Seealpen keine Rede. Grund dafür könnte der auffällig lange zweite Gang sein: am Kurvenausgang der Serpentinen des Col de Braus zum Beispiel dauert es stets ein paar Wimpernschläge bis die Ducati ordentlich in Fahrt kommt und schwungvoll zur nächsten Kehre hechtet. Wer’s sehr eilig hat, schaltet flink und dank Schaltassistent ohne Kupplungsbetätigung eine Getriebestufe herunter. Dennoch ist die Übersetzung der kompakten Monster 1200 zweifellos für weitere Radien als hier in den Seealpen ausgelegt.
Das Verzögern klappt dank des wohldosierbaren, kräftigen Brembo-Ankers dagegen vorbildlich, und auch am Handling gibt es nichts zu meckern: agil wie eine Supermotard lässt sich die Monster 1200 S in aufrecht-komfortabler Sitzposition um engste Ecken bugsieren und zieht auf Wunsch selbst im tiefen Hang-Off einen präzisen Strich durch den Kurvenradius, sofern nicht hinterhältige Bodenwellen feinfühlige Korrekturen am Lenker erzwingen. Unglaublich: wäre da nicht der verräterische Namensschriftzug am Tank, niemals würde man der leichtfüßigen, wendigen Monster satte 1198 Kubik Brennraumvolumen zutrauen. Mit verbundenen Augen hätten wir wohl eher auf die Hälfte getippt, so behände ist die Neue. Blindverkostungen sind beim Motorradfahren aber bekanntlich keine gute Idee – nicht nur, weil uns sonst wohl die vereinfachte Menüführung des Cockpitinstruments und die Schnalle zur Tank-Fixierung entgangen wäre. Jene erinnert an die einst von Miguel Galluzzi designte Ur-Monster aus den 90er-Jahren und feiert an der neuen Monster 1200 nun ein Revival.
Auf modernste Fahrhilfen muss man trotz optischer Reminiszenzen an die Monster-Historie erfreulicherweise nicht verzichten. Während wir der einstellbaren Wheelie-Control schon heute beste Funktion attestieren können, dürfte die Traktionskontrolle auf den gripreichen französischen Straßen erst morgen ordentlich zu tun bekommen: die Wetterfee prognostiziert uns nämlich eine nasse Fortsetzung der Tests. Alle Ergebnisse dann in der Motorradmagazin-Printausgabe.