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Clemens Kopecky
Autor: Mag. (FH) Clemens Kopecky
clemens.kopecky@motorrad-magazin.at
29.9.2020

Kawasaki W800 2020Jung geblieben

Es ist gut und richtig, dass so ­etwas wie dieses wunderschöne Motorrad heute noch in seiner optisch ursprünglichen Form gebaut wird: gekühlt vom Atem des Himmels und befeuert vom Brand fossiler Kraftstoffe; die Nadel im Kreis gibt den Takt vor. Selbst sie sinkt langsam und mit gleichmäßiger Gelassenheit wieder nach unten, wenn Motorrad und Fahrer entschleunigen, auch wenn das mit dem Bremsen nicht ganz so gut funktioniert, wie man das von modernen Zweirädern gewohnt ist. Auch der Verzögerung will man hier die Hastigkeit nehmen. Und eine heute tot geglaubte Harmonie erzeugen, die einen bald glauben lässt, die W800 wäre eine Zeitmaschine, so sehr zieht sie einen in ihren Bann und hi­naus aus dem Meer großer und kleiner Probleme, das wir Leben nennen.

Die Alltagsflucht gelingt wohl mit einem drehmomentstarken und leistungs­schwachen Motorrad am besten, als Kontrapunkt zu den täglich geforderten Rekordwerten und Höchstleistungen im Beruf. Man kann natürlich auch versuchen, mit den 200-Kompressor-PS einer Z H2 der enger werdenden Stress-Schlinge zu entfliehen, doch wird man wohl früher oder später neuem, Kapperl tragendem Stress begegnen.

Mit der W800 begegnet man nur freundlichen Menschen, auch wenn sie vorher noch gar nicht freundlich ­waren. Das haben Motorräder, die wunderschön aussehen und angenehm klingen, so an sich, dass sie ohne Angst und Abscheu als gleichberechtigtes Mitglied der Verkehrsgemeinschaft akzeptiert werden. Es sind Motorräder mit menschlichen Zügen, die selbst den schlimmsten Feind wohl­gesinnt stimmen.

Dem beliebigen Passanten ist es unmöglich, dieses 2020er-Modell von einem Original aus der Woodstock-Ära zu unterscheiden. Er sieht den runden Scheinwerfer und analoge Instrumente, Tennisball-große Blinker, die abgesteppte Sitzbank, den klassischen, luft-gekühlten Reihenzweizylinder (mit ­einer Nocken- und einer Königswelle), die 2-in-2-Auspuffanlage, Faltenbälge, Speichenräder und viel Chrom und denkt an freie Liebe, Friedensprotest und Musikfestivals.

 

Wie vor einem barocken Schloss muss man den Augen viel Zeit geben, um die visuelle Wucht dieses Prunkstücks aufnehmen zu können: Der Blick taucht in den Lack wie in einen tiefgrünen Waldsee, auf dessen Grund ein großer Rubin funkelt. Aufwendige Embleme wie ­dieses sieht man heute nur noch auf Oldtimern – oder neuen W800, wertvoll wie ein Mercedes-Stern. So pompös sich das Schmuckstück in Szene setzt, so zurückhaltend ist sein Gemüt. Die angesprochene Leistungsschwäche wird mit A2-konformen 48 PS beziffert, was die W800 einem breiten Kundenkreis zugänglich macht. Diese treffen auf fahrfertige 226 Kilo, im schwersten Fall 409.

Warum sie dennoch beschwingt und überraschend dynamisch über die Landstraße gleitet, liegt am verhältnismäßig hohen Drehmoment von knapp 63 Newtonmetern. Das entspricht ungefähr dem Wert einer Z650, aber bei deutlich niedrigerer Drehzahl. Das soll nicht andeuten, dass man einer Z im Winkelwerk nachkommen würde, will man aber auch nicht, aber das Fahr­verhalten einer W ist unvergleichlich eleganter, erhebender. Das Handling mit schlanker Bereifung ist neutral und rhythmisch, der weich pulsierende Motor Balsam für die Seele, die Sitzbank soft wie Sofas vor hundert Jahren.

Man sitzt nicht mehr oft auf Motor­rädern wie diesem – und man sitzt nicht mehr oft so auf Motorrädern wie auf diesem, denn etwas sonderbar ist die Haltung schon, mit nur 790 Millimeter Sitzhöhe, erhöhtem Lenker und ungewohnt platzierten Fußrastern. So kann es auch dem Fahrer schnell passieren, dass er sich im falschen Jahrzehnt wähnt, denn obgleich hier alles wesentlich besser funktioniert als noch vor fünfzig Jahren, ist es wohl im Wesen dem Antiken näher als dem Modernen.

Während eine Z H2 einfährt wie das tiefe Inhalieren einer Gitanes Maïs, ist das Ausführen einer W800 so andächtig und nachhaltig wie der Genuss einer lange gereiften Zigarre. Wie Letztere mag sie keinen Übermut und keine Eile, sonst wird sie bitter. Die maximal möglichen 166 Stundenkilometer will man ohnehin nicht einmal annähernd erreichen, aber auch in der Kurvenhatz will man sie und ihr nur an den Federbeinen in der Vorspannung einstell­bares Fahrwerk nicht überfordern. Wer aber respektvoll mit ihr umgeht, wird mit einem blühenden Strauß nostalgischer Lebensfreude beschenkt. Und immer dran denken: So was wird heute eigentlich nicht mehr gebaut.

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