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KTM 990 Duke DauertestDauerbrenner
Die vergangenen Wochen seit unserer letzten Ausgabe hätten für die KTM 990 Duke kaum ereignisreicher sein können – mittlerweile protokollieren Kilometerzähler und Fahrtenbuch knapp 8000 Gesamtkilometer.
Direkt nach absolviertem Duell mit der Yamaha MT-09 (nachzulesen in MM 5/24) machte sich der orange Roadster auf den Weg zu einer ausgiebigen Testrunde durch die verwinkelten Bergstraßen des Friaul und durch die panoramareiche Alpenkulisse der Dolomiten – gerade noch rechtzeitig, bevor die freie Fahrt durch den Urlaubsverkehr ins Stocken geraten wäre.
Nach der Rückkehr warteten in der Redaktionsgarage bereits einige Postpakete auf unsere Duke: Aus dem PowerParts-Katalog hatten wir voll einstellbare CNC-Handhebel, Achsprotektoren sowie eine praktische Tasche geordert, die den Sozius-Sattel ersetzt und ohne Zündschlüssel somit ebenfalls nicht von Fremden entwendet werden kann.
Während sich die schlanke Hecktasche perfekt in die Fahrzeuglinie integriert und auf den ersten Blick kaum als abgespecktes Soft-Topcase wahrgenommen wird, punktet sie dennoch mit erstaunlicher Funktionalität: Sie ersetzt auf Tour den Rucksack oder die wasserdichte Packtasche und fasst bei uns Regengewand, Reifen-Reparaturset, eine Power-Bank, die GoPro und ein kleines Kabelschloss zum Versperren des Helms am Fahrzeug – die obligatorische Apotheke ist weiterhin unterhalb der Tasche im Heckrahmen untergebracht. Geliefert wird das um 195,78 Euro erhältliche Staufach inklusive wasserdichter Innentasche – in der Praxis ist die minimalistische Gepäcklösung jeden Cent wert und gehört für uns an der 990 Duke zweifellos zur Pflichtausstattung.
Auch wegen des satten Anschaffungspreises von 352,20 Euro nicht unbedingt notwendig – trotzdem wegen der zahlreichen Einstellmöglichkeiten jedoch durchaus sinnvoll und optisch ein wahrer Augenschmaus – sind die eloxierten Alu-Handhebel, die im Sturzfall einklappen statt abzubrechen. Die Ergonomie gibt keinen Anlass zur Klage, die Länge der Hebel ist außerdem justierbar. Für uns hat sich trotzdem die kürzeste Einstellung als ideal herauskristallisiert, da sich sowohl Bremse als auch Kupplung des „Snipers“ aus Mattighofen problemlos mit nur einem Finger ziehen lassen.
Will man sich die 990 Duke in die Garage stellen, gibt es nur zwei Optionen: Während das Modell mit orangen Felgen und orangem Tank manchen etwas zu sehr in „Corporate Design“ erstrahlt, wirkt unser (fast) komplett schwarzer Dauertester ab Werk beinahe ein wenig unscheinbar. Mit den Felgenaufklebern von one-wheel.de haben wir in rund drei Arbeitsstunden unsere Duke ordentlich aufgepeppt und ein veritables optisches Highlight gezaubert.
Zuerst kann im Online-Konfigurator entweder ein eigenes Design erstellt oder aus einer stattlichen Anzahl vorgefertigter Varianten ausgewählt werden, der Versand aus Deutschland erfolgt dann äußerst prompt. Die abgebildete Premium-Variante (ab zirka 90 Euro für beide Räder) besteht aus nur einem Sticker je Felgenseite, der mittels Heißluftpistole erwärmt und erstaunlich einfach sowie überraschend blasenfrei aufgeklebt wird – nachdem die Räder zuvor ausgebaut und mit Bremsenreiniger gewissenhaft entfettet wurden, versteht sich!
Bei dieser Gelegenheit nutzten wir die Arbeit an der Hebebühne außerdem zur Neubesohlung des KTM-Roadsters: Der ab Werk montierte, renommierte Bridgestone S22 wurde nun durch den Avon 3D Supersport ausgetauscht. Dieses neue Hypersport-Modell folgt im Avon-Programm auf den 3D Ultra Evo und ist für Motorradfahrer konzipiert, die überwiegend auf der Straße zügig unterwegs sind, gelegentlich aber auch an einem Track-Day teilnehmen wollen. Mit seiner Silica-Dual-Compound-Technologie soll der 3D Supersport-Reifen hohe Laufleistungen mit viel Grip kombinieren, der Negativprofilanteil wurde zugunsten der Aufstandsfläche reduziert. Der Pneu wird im französischen Dunlop-Werk produziert und ist zu Redaktionsschluss um rund 260 Euro pro Garnitur erhältlich.
Fertig aus- und aufgerüstet schickten wir Ende Juni unsere KTM 990 Duke per Kastenwagen nach Barcelona, dem Start- und Endpunkt einer fabelhaften Pyrenäen-Runde von Motorrad-Reiseleiter Franz Mittendorfer (www.fm-motorradreisen.de; Details zur Tour in der nächsten Ausgabe). Entlang der spanisch-französischen Grenze manifestierte sich nicht nur unsere Begeisterung über die imposante Gebirgskette, sondern auch über die Haftstärke des Avon-Reifens. Trotz des aktuellen Schnäppchenpreises konnten wir in südlichen Gefilden keinerlei Performance-Einbußen im Vergleich zu deutlich teureren Konkurrenzprodukten eruieren.
Tatsächlich absolvierte der weiche Briten-Gummi seine Test-Premiere mit außergewöhnlicher Bravour, lieferte glasklares Grip-Feedback und steckte schaurig-schöne Schräglagen, knallharte Bremsmanöver und sogar feuchtfröhliche Regenschauer pflichtbewusst, souverän und unterm Strich ziemlich unbeeindruckt weg. Dass der raue Asphalt der iberischen Halbinsel nach 2200 flott gefahrenen Kurvenkilometern seine unvermeidlichen Spuren hinterlässt, wollen wir dem 3D Supersport nicht ankreiden – nach unserer Rückkehr wartete bereits ein frischer Avon-Hinterreifen auf unsere 990 Duke, mit dem wir die 3D-Supersport-Bewährungsprobe schon bald in Österreich und Italien abschließen werden.