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Schon gefahren: Yamaha Tracer 7Bescheidene Verhältnisse?
Es ist wie verhext: Kaum kündigt sich die neue Zweiradsaison an, stapeln sich ehrgeizige Motorrad-Reisepläne auf dem Schreibtisch, man blättert voller Vorfreude durch kiloschwere Tourenkataloge und investiert fleißig Zeit und Geld in Vorbereitung und Ausrüstung. Doch je näher der große Ausritt rückt, desto eher macht irgendein Unglück fette Striche durch die Rechnung – sei es ein verregnetes Wochenende, Terminstress im Job, die obligatorische Sommergrippe oder ein unerwarteter Familiengeburtstag. Am Ende bleibt oft nur Frust, eine magere Jahreskilometerleistung sowie eine Anzahl an Motorrad-Tagen, die sich mit etwas Pech an zwei Händen abzählen lässt.
Keine Frage, Freizeitmangel ist der natürliche Fressfeind unseres geliebten Hobbies. Besonders bitter, wenn daheim ein teurer, vollausgestatteter Reise-Untersatz in der Garage steht und Staub ansetzt. Bekanntlich ist eine solche Anschaffung ja längst kein Lercherl mehr. Will man sich einen alltagstauglichen Mittelklasse-Tourer mit rund einem Liter Hubraum leisten, schlägt das aktuell mit mindestens 14.000 Euro zu Buche. Soll es sogar ein Gefährt der Adventure-Oberklasse mit üppiger Ausstattung sein, wird im Handumdrehen die 25.000-Euro-Schallmauer gesprengt. Eine schöne Stange Geld, die sich nur dann lohnt, wenn man auch wirklich zum Fahren kommt – und nicht nur zum Putzen.
Doch es geht auch deutlich preiswerter, ohne dass Komfort und Vielseitigkeit auf der Strecke bleiben: Wer bereit ist, auf überflüssigen Schnickschnack, XXL-Leistung, Statussymbole und ein leeres Bankkonto zu verzichten, findet seit 2016 mit der Yamaha Tracer 7 einen universellen Langstrecken-Geheimtipp aus echtem Schrot und Korn. Bereits 60.000 Exemplare des kleinen Tourensportlers wurden seither – großteils innerhalb Europas – verkauft, für die permanente Fahrzeug-Evolution zeichnet ein im norditalienischen Lesmo ansässiges R&D-Team verantwortlich.
Tatsächlich darf die fahrbereit 203 Kilo leichte Tracer 7 fast als Antithese zu den exklusiven, mit High-Tech vollgestopften Oberklasse-Bikes interpretiert werden. Sie besinnt sich auf die pure Essenz des Motorradfahrens: Spielerisches Handling, spritzigen Vortrieb und somit jede Menge unkomplizierten Fahrspaß – ohne dabei auf eine gesunde Portion Komfort zu verzichten. Und sogar beim durchaus leistbaren Anschaffungspreis von 10.399 Euro zeigt sich Yamaha volksnah – besonders unter Berücksichtigung des französischen Produktionsstandortes in Saint Quentin.