Montesa Cota 301RR im TestProgrammiert auf Sieg
Der beste Werbeträger für das Motorrad ist seit 2007 weltbekannt: Toni Bou, bei den letzten 26 Weltmeisterschaften in Folge ungeschlagen, ist DER Trial-Gott schlechthin. Und er fährt mit einer Cota.
Natürlich sind die Cotas von Toni Bou und Teamkollege Takahisa Fujinami nur teilweise mit den käuflichen Geräten vergleichbar (die Motoren werden beispielsweise von HRC in Japan in Einzelanfertigung hergestellt), aber ein wenig von dem Glanz der Weltstars färbt schon ab, wenn man sich eine Cota in die Garage stellt. Seit 2015 hat man die Möglichkeit, sich sogar eine rennfertige Version einzuwinken: die 300RR. Sie entspricht ziemlich exakt jenen Geräten, mit denen man die Trial2-WM zuletzt zweimal gewonnen hat: 2018 mit Matteo Grattarola, 2019 mit Gabriel Marcelli.
Für 2020 wurde die Top-Cota nun nochmals nachgeschärft: Aus der 300RR wird die 301RR. Das wichtigste Update findet man beim Antrieb: Der flüssig gekühlte Einzylinder mit Vierventiltechnik und Einspritzung besitzt etwas mehr Bohrung, was den Hubraum von 288 auf 299 Kubikzentimeter erhöht. Damit schöpft Montesa-Honda das in der WM erlaubte Maß nun endgültig aus. Dazu wurde die ECU neu abgestimmt, der Schalldämpfer und die Kurbelwelle zeigen sich überarbeitet.
Unterm Strich versprechen die Ingenieure um satte 16 Prozent mehr Drehmoment im unteren und mittleren Bereich. Erleichterungen beim Fahren soll auch eine größere Kurbelgehäuseentlüftung bringen. Deren Querschnitt entspricht nun den Wettbewerbsmaschinen von Bou und Fujinama, das Ergebnis ist ein geringeres Motorbremsmoment im Schiebebetrieb.
Wir konnten die Montesa Cota 301RR schon kurz in Spanien selbst testen. Was sofort beeindruckt ist die Sanftheit des Motors, auch in seiner vergrößerten Form. Der Einzylinder liegt ganz elegant am Gas, lässt sich butterweich dosieren, bietet bei Bedarf aber knackige Leistung. Das Drehmoment ist dank der fülligeren Kurve noch besser einsetzbar, damit sollten sowohl Profis als auch Amateure Vorteile vorfinden. Und keine Angst vor einer 300: Zumindest dann nicht, wenn es sich um einen Viertaktmotor handelt. Damit kommt man selbst als Anfänger gut zurecht (auch wenn man den großen Motor wohl eher nicht braucht – aber er schadet auch nicht).
Parallel zu den technischen Fortschritten haben die Designer den Look nachgeschärft, zudem wurden ein paar Komponenten aufgewertet. Zu Punkt 1: Hier sehen Kenner sofort den neuen, eckigeren Benzintank, den im hinteren Bereich verbreiterten Kotflügel und natürlich die neue Lampenmaske mit Mini-LED-Scheinwerfer. Auch die Lackierung fällt sofort ins Auge: Die neue Modefarbe des 2020er-Jahrgangs ist ein edles Grau, das mit der auffälligen Beklebung, den goldenen Standrohren der Showa-Gabel und den roten Alu-Abdeckungen einfach hinreißend aussieht. Eine zweite Version im klassischen Montesa-Rot wird in Österreich nicht verfügbar sein.
Sowohl der Optik als auch der Funktion kommen schließlich die neuen Bremsen zugute: Es sind Wave-Bremsscheiben (vorne 185, hinten 150 Millimeter), die für eine höhere Bremswirkung sorgen und besser aussehen. Vorne kommt außerdem eine neue Bremsscheibenabdeckung zum Einsatz, die robuster als ihre Vorgängerin sein soll.
Weiterhin ist optional auch ein ECU-Kit von HRC erhältlich, mit dem man Einspritzung und Drosselklappen per Computerprogramm anpassen kann – eine Spielerei für Tüftler und Profis. Für ambitionierte Normalos empfiehlt sich eher der Rennkit von HRC, der aus einigen Carbonteilen besteht (Protektoren für die Gabel-Tauchrohre, die Gabelbrücke, den Auspufflkrümmer und den Kupplungsdeckel) sowie aus S3-Alu-Fußraster, einer Halterung des hinteren Kotflügels und einer leichtgewichtigen Lampenverkleidung.
Die neue Montesa Cota 301RR sollte Ende November lieferbar sein, der Preis wird in Kürze verkündet und dürfte sich in Österreich bei zirka 9500 Euro bewegen. Und noch etwas wurde verraten: Auch für die Cota 4RT260 sind im Modelljahr 2020 Modifikationen geplant. Wie sich diese Updates genau gestalten, das erfahren wir auf der Eicma ab 5. November – stay tuned!
Honda-Montesa Cota 301RR Technische Daten
MOTOR
Typ Einzylinder, Viertaktmotor, 4 Ventile, SOHC, flüssigkeitsgekühlt
Hubraum 299 cm3
Bohrung x Hub 81,5 × 57.2 mm
Verdichtung 10.4: 1
Leerlaufdrehzahl 1.800 U/min
Ölinhalt Motor: 0,6 Liter; Getriebe: 0,57 Liter
KRAFTSTOFFSYSTEM
Gemischaufbereitung PGM-FI Elektronische Kraftstoffeinspritzung
Drosselklappen Æ 28 mm
Luftfilter Schaumstoffelement
Tankinhalt 2,0 Liter
ELEKTRIK
Zündung Elektronische digitale Transistorzündung
Zündkerze CR6EH-9 (NGK)
Starter Kickstarter
Lichtmaschine 160 W
ANTRIEB
Kupplung Mehrscheibenkupplung im Ölbad, hydraulisch betätigt
Getriebe 5-Gang
Primärübersetzung 3.166 (57/18)
Gangstufen 1. 2.800 (42/15)
- 2.384 (31/13)
- 2.000 (30/15)
- 1.272 (28/22)
- 0.814 (22/27)
Endübersetzung 4.100 (41/10)
Endantrieb Kette #520
RAHMEN
Typ Diamond Aluminium-Brückenrahmen
Abmessungen (L x B x H) 2.020 × 840 × 1.135 mm
Radstand 1.320 mm
Lenkkopfwinkel 24,5°
Nachlauf 63 mm
Sitzhöhe 677 mm
Fußrastenhöhe 390 mm
Bodenfreiheit 310 mm
Gewicht (trocken) 73 kg
RADAUFHÄNGUNG
Vorne 39 mm TECH Teleskopgabel, Federvorspannung, Dämpfer Zug- und Druckstufe einstellbar, 175mm Federweg
Hinten Pro-Link System, SHOWA Dämpfer, Federvorspannung und Dämpfer Zugstufe einstellbar, 170mm Federweg
RÄDER
Vorne und hinten Aluminium-Speichenräder
Felgengröße vorne 21 × 1.60
Felgengröße hinten 18 × 2.15
Reifengröße vorne 2.75 – 21 (MICHELIN)
Reifengröße hinten 4.00 – 18 (MICHELIN)
Reifendruck vorne 39 – 44 kPa
Reifendruck hinten 29 – 34 kPa
BREMSEN
Vorne 185 × 3 mm Einscheibenbremse, hydraulisch betätigt, Vierkolben-Bremszange, Sintermetall-Beläge
Hinten 150 × 3 mm Einscheibenbremse, hydraulisch betätigt, Doppelkolben-Bremszange, Sintermetall-Beläge