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Test: Suzuki GSX-R125 GSX-S125ARISTOKRATIE IN GEFAHR
Weil in der Alpenrepublik traditionell die Nachfrage nach Streetfightern höher ist als nach Supersportlern, dürfte der kleinen GSX-S um günstige 3440 Euro am heimischen Markt größerer Erfolg vergönnt sein als ihrer 500 Euro teureren GSX-R-Schwester. Ein Blick in die Statistik unterstreicht die These: 2016 wurden von KTMs geduckter RC 125 146 Stück zugelassen, von der 125 Duke jedoch sagenhafte 575 Exemplare. Auch 2017 dominiert der orange Achtelliter-Herzog wieder bei den 125er-Motorrädern, bekommt ab sofort jedoch mit der Suzuki GSX-S125 einen ehrgeizigen Gegenspieler. Bei gleicher Leistung wiegt der Bonsai-Streetfighter aus Japan vier Kilo weniger als der Marktführer aus Mattighofen, punktet mit 45 Millimeter niedriger Sitzhöhe und ganz besonders mit 1108 Euro günstigerem Anschaffungspreis. Einbußen bei der Leistung muss man nicht hinnehmen – auch die Japanerin schöpft bei 10.000 Touren den gesetzlichen Maximalrahmen von 15 PS vollständig aus. Obendrein spendiert Suzuki das Easy Start System, eine LED-Lichtanlage und ein aufgeräumtes Digitalcockpit. Das muss zwar auf ein TFT-Farbdisplay mit Bluetooth-Schnittstelle à la KTM Duke verzichten, erweist sich in Sachen Lesbarkeit und Funktionsumfang jedoch trotzdem als zeitgemäß.
Sowohl GSX-R- als auch GSX-S125 werden kostensparend in Indonesien gefertigt und leisten sich bei der Verarbeitungsqualität kaum Schwächen. Bei einem ersten Roll-Out auf der GSX-R125 am englischen Stowe-Circuit brilliert der brandneu konzipierte, vibrationsarme DOHC-Einzylinder mit sanfter Gasannahme, überraschender Laufruhe und zuverlässigem Vortrieb über das ganze Drehzahlband. Selbst in den oberen Gängen geht dem Triebwerk kurz vor dem Begrenzer nie die Luft aus, Schaltvorgänge klappen auch bei eiligen Ring-Umrundungen knackig und präzise. Die ABS-Bremsanlage verzögert zwar nicht übermäßig scharf, aber mit zwei Fingern am Handhebel selbst im Sport-Einsatz jederzeit zuverlässig. Knappe 1300 Millimeter markieren aktuell den kürzesten Radstand der Achtelliterklasse. Trotzdem folgen beide GSX-Einsteigermodelle bei Topspeed 120 km/h spurtreu und pendelfrei der anvisierten Linie, sofern keine Bodenunebenheiten Unruhe ins unterdämpfte Fahrwerk bringen. Das agile Handling jedenfalls erfüllt alle Erwartungen: kaum gibt der Jockey ein zartes Lenkkommando zur Kurvenfahrt, biegen die Suzukis schon widerstandslos und leichtfüßig um die Ecke. Zu guter Letzt kann man sich auch in Sachen Styling mit den beiden wohlgeformten 125ern sehen lassen: das spektakuläre MotoGP-Design verleiht dabei den letzten Schliff. Es sieht der Factory-Lackierung der WM-Boliden frappant ähnlich und ist faire 50 Euro Aufpreis jedenfalls wert.
SUZUKI GSX-S125 (GSX-R125)
1-Zylinder 4V, DOHC, flüssig gekühlt • 124,4 ccm • 11 kW/15 PS • 11,5 Nm • Sitzhöhe: 785 mm • Gewicht fahrfertig: 133 kg (134 kg) • Bosch-ABS, LED-Lichtanlage, LCD-Cockpit, Easy-Start-System (Keyless Go) • Suzuki-Fixpreis € 3440,- / UVP € 4100,- (Suzuki-Fixpreis € 3940,- / UVP € 4600,-) • Farben: MotoGP, Schwarz, Rot (MotoGP, Schwarz, Weiß)