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Ducati Panigale E?Einstieg in die MotoE, elektrische Race Replica ab 2025
Paukenschlag im Vorfeld der MotoGP-Rennen in Misano 2021: Ducati-Boss Claudio Domenicali und Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta gaben bekannt, dass die italienische Traditionsmarke beginnend mit 2023 bis 2026 – also zumindest vier Saisonen lang – alleiniger Fahrzeugausrüster des MotoE-Weltcups sein wird. Damit löst Ducati die kleine Firma Energica ab, die seit dem Start der Serie vor drei Jahren für die fahrbaren Untersätze gesorgt hat.
Dieser Schritt kommt doch äußerst überraschend, da sich Ducati in den letzten Jahren sehr bedeckt gehalten hat, was mögliche alternative Antriebe, speziell Elektro, betrifft. Offenbar wurde diese Entscheidung auch intern bei Ducati ziemlich kurzfristig getroffen, denn man hat wohl noch keine ausgereiften technischen Ideen bzw. Konzepte; selbst die Wahl der Batterietechnologie ist noch offen. Die anlässlich der Pressekonferenz veröffentlichte Designskizze (seht Ihr unten) dürfte demnach ziemlich unverbindlich sein und rein illustrativen Charakter haben.
Dies bedeutet nun Akkordarbeit für die Ingenieure in Borgo Panigale. Da man sich vertraglich verpflichtet hat, das Fahrzeug Anfang 2023 einsatzfertig und auch unter den Belastungen eines Rennens betriebssicher zu haben, müssen die Entwickler innerhalb von nur zwölf Monaten ein Racebike mit der für sie weitgehend unbekannten Technologie entwickeln, testen und zur Kleinserienreife führen. Und dann natürlich auch noch ausreichend Exemplare für alle Teams produzieren.
Die Aufgaben werden dabei zwischen der Rennabteilung Ducati Corse und der Entwiclklungsabteilung für Serienmotorräder aufgeteilt. Die Rennabteilung ist für das Testen und Entwickeln auf der Rennstrecke zuständig, die Basistechnologie soll vom Team für Serienfahrzeuge kommen. Denn das sei auch Hauptmotivation, um in die Rennserie einzusteigen: um Elektro-Erfahrung zu sammeln, die später in Serienbikes einfließen kann, erklärte Domenicali.
Elektrische Serienbikes von Ducati? Ja, sagt Claudio Domenicali ganz unumwunden. Es sei fix geplant, möglichst schnell eine käufliche Race Replica der MotoE-Rennmaschine aufzulegen. Dies werde jedoch nicht vor 2025 möglich sein, schränkt er ein. Auf jeden Fall aber vor 2030, was dann doch einen großen Spielraum offen lässt. Auf jeden Fall werde Ducati gerüstet sein, falls die Zukunft des Motorrads auf der Straße elektrisch sein sollte.
Die Frage eines Kollegens, ob sich Domenicali sicher sei, dass die Zukunft für das Motorrad in der Elektromobilität liege, verneinte er jedoch klar. Es bestünden immer noch mehrere Möglichkeiten, in welche Richtung sich der Antrieb in den nächsten zehn Jahren entwickeln würde. Klar sei, dass CO2-Neutralität angestrebt werde. Diese sei jedoch auch mit so genannten E-Fuels zu erreichen, die momentan von den Fahrzeugherstellern forciert werden, beispielsweise von Konzern-Buder Porsche. Hauptproblem von E-Fuels ist jedoch neben dem schlechten Wirklungsgrad durch Energieverluste bei der Umwandlung der Energieträger und den zu erwartenden hohen Treibstoffkosten vor allem die Verfügbarkeit. Noch lässt sich nicht absehen, ab wann E-Fuels in ausreichenden Mengen verfügbar sein werden. Claudio Domenicali: „Wir sind erst am Anfang einer spannenden Reise.“
Unterm Strich: Ducati will für jeden Fall gerüstet sein, wenn es ab 2030 eng wird mit konventionellen Motoren. Eine Panigale E wird also immer wahrscheinlicher, und ihren rennfertigen Ableger sollten wir wohl schon Ende 2022 sehen.