Honda bringt 30 E-Modelle!Elektro-Offensive aus Japan
Bereits im September 2022 verlautbarte Honda eine umfassende Offensive im Bereich von Elektro-Zweirädern. Nun werden die Pläne nochmals deutlich ausgeweitet und mit einem spektakulären Investitionsprogramm unterstützt: 30 elektrische Modelle sollen bis 2030 präsentiert und eigene Werke gebaut werden.
Offenbar wittert Honda hier einen starken Umbruch, der schneller vonstatten gehen sollte als erwartet. Dafür präsentierte das Management Ende November klare Zahlen. Im Jahr 2022 wurden weltweit rund 5,5 Millionen elektrisch angetriebene Zweiräder verkauft. Die deutliche Mehrzahl – 63% – davon fallen in den Bereich „EB“ – Electric Bicycles. Das sind Gerätchen, die nicht schneller als 25 km/h gehen dürfen und in unseren Breiten schon gerne für städtische Lieferdienste eingesetzt werden. Weitere 28% entfallen auf „EM“, also Electric Mopeds, mit einer Bauartgeschwindigkeit von maximal 45–50 km/h, je nach Ländergesetzgebung. Motorräder und Roller in den Klassen A1/A2 und A machen gerade 9% aus – das sind aber immer noch rund 495.000 Stück weltweit.
Wichtigste Märkte sind natürlich China, Indien und der südostasiatische Raum. Aber man rechnet auch damit, dass in Europa die Zahlen elektrisch angetriebener Zweiräder deutlich steigen werden.
Um als aktuell weltgrößter Hersteller von motorisierten Zweirädern hier nicht den Anschluss zu verlieren, sondern im Gegenteil, vorne mitzumischen, haben die Japaner nun ein äußerst ambitioniertes Investitionsprogramm für die nächsten sieben Jahre vorgestellt, das die im Vorjahr genannten Werte nochmals übertrifft:
• Honda wird bis 2030 die enorme Summe von rund 3,1 Milliarden Euro in das Thema der einspurigen Elektromobilität investieren.
• Bis 2030 sollen 30 elektrische Modelle auf den Markt kommen.
• Man will eigene Werke für die Fertigung elektrischer Zweiräder bauen. Bereits 2027 soll das erste dieser Werke den Betrieb aufnehmen. Der Bau jedes Werks wird rund 300 Millionen Euro kosten; pro Werk will man eine Jahreskapazität von einer Million Fahrzeuge sicherstellen.
• Um unabhängiger von Lieferketten zu werden, wird Honda selbst Batterien entwickeln und produzieren. Ab 2025 wird man auch auf Lithium-Eisenphoshat-Akkus zurückgreifen, mittel- bzw. langfristig sollen es Feststoffzellen-Akkus werden.
• Die Kosten für elektrische Zweiräder sollen bis 2030 halbiert werden! Man strebt an, dass elektrische Roller und Motorräder dann gleich viel kosten wie ihre Pendants mit Verbrennungsmotoren, sofern man die Unterhaltskosten in den ersten drei Jahren einrechnet. Der Kaufpreis wird also noch immer etwas teurer sein, aber aufgrund der niedrigeren Wartungs- und Treibstoffkosten soll man nach drei Jahren Nutzung diese geringen Mehrkosten „hereingefahren“ haben.
• Im Wirtschaftsjahr 2030 will allein Honda 4 Millionen elektrische Zweiräder pro Jahr bauen.
Um diese Zahlen richtig einzuordnen, muss man ein paar Punkte berücksichtigen. Zum einen werden natürlich nicht alle E-Fahrzeuge in allen Märkten eingeführt werden. Man darf bei uns in Europa also keineswegs 30 elektrische Neuerscheinungen erwarten. Und zum anderen sind diese Fahrzeuge natürlich in allen möglichen Kategorien angesiedelt. Die oben abgebildeten Modelle Dax e:, Zoomer e: und Cub e: sind derzeit nur für China vorgesehen und in der dort extrem populären EB-Kategorie angesiedelt, laufen also maximal 25 km/h. Außerdem sind in den 30 Neuheiten auch Kidsbikes enthalten – elektrische Mini-„Crosser“, wie man sie von vielen anderen Marken schon kennt.
Es wird aber natürlich auch Modelle geben, die für Europa interessant sind. Hier kommt ja in diesen Tagen der erste E-Mopedroller auf den Markt, der EM1 e:. Im kommenden Jahr 2024 sollte der nächste Roller folgen, der dann in der A1-Klasse angesiedelt ist (also Äquivalent mit 125 Kubik). Er wird eine Tauschbatterie besitzen, wobei wir nicht damit rechnen, dass dieses Konzept 2024 in Europa schon auf eine entsprechende Infrastruktur stoßen wird.
Wie dieser größere, stärkere Roller aussehen könnte, hat Honda bereits mit der Studie SC e: Concept auf der Japan Mobility Show gezeigt (Foto unten).
Interessant ist auch die Ankündigung, dass 2025 ein Plug-in-Pendlerfahrzeug kommen soll. Nach herrschender Terminologie würde das wohl ein Hybrid-Konzept mit extern aufladbarer Batterie bedeuten. Leider hält sich Honda diesbezüglich noch bedeckt.
Was man hingegen schon verkündet hat und natürlich auch sinnvoll ist: Dass die Techniker eigene Elektro-Plattformen aufsetzen werden, auf deren Basis unterschiedliche Modelle verwirklicht werden können. Akkus, Motoren und weitgehend auch Rahmenbauteile sind dann identisch oder werden nur minimal abgewandelt, was den Entwicklungsprozess verkürzt, die Fertigung vereinfacht und die Produkte günstiger machen sollte.
Es kommt also einiges auf uns zu. Ob 2024 und 2025 auch bereits die drei für Europa versprochenen Modelle in der Fun-Kategorie dabei sein werden? Ende 2022 wurden uns für ’24/’25 ein Cruiser, ein Naked Bike und ein stattlicher Roller, allesamt mit Elektromotor, in Aussicht gestellt. So vehement wie man in der Zentrale die Entwicklung vorantreibt, kann man wohl davon ausgehen ...